Donnerstag, 17. Dezember 2015

von der Ökonomie gefällter Bäume...



Heute wurde auf der FB-Seite von „Du weisst, du bist Ruppiner wenn...“ ein MAZ-Artikel  über eine großen Fällaktion in Nietwerder veröffentlicht, weil dort die Alleebäume von einem Baumpilz befallen sind, der sie so dermaßen schwächt, das sie irgendwann einfach umkippen:





Montag war ich auf der Stadtverordnetenversammlung, weil ich eigentlich mit Andre Ballast von Pro Ruppin vereinbart hatte, dass eine Idee für die Grundstücksangelegenheiten mit der SWN eingebracht wird. Leider musste er kurzfristig arbeiten und wie das so ist, läuft dann plötzlich alles ungeplant und anders und ich habe angefangen, das in der Einwohnerfragestunde vorzutragen anstatt dafür extra Redezeit zu bekommen. Das war dann aber halt auch nicht richtig, weil die Stadtverordneten zwar gewählte Vertreter der Bürger sind, aber – etwas bissig ausgedrückt - die besten Bürger dann doch irgendwie die sind, die sie möglichst in Ruhe lassen und keine oder nur ganz kurze Fragen stellen. Im Nachhinein haben mir dann noch ein paar Leute gesagt, hätte ich mich an sie gewand, hätten sie für mich Rederecht beantragt – aber wie gesagt, im Nachhinein ist man immer schlauer. Auf Facebook habe ich dann in dem Beitrag mit dem Artikel eine Art "offenen Brief" geschrieben. Den habe ich jetzt noch mal überarbeitet:




"Liebe Vorsitzende des SWN-Aufsichtsrates, liebe Bürger von Neuruppin - denn euch alle geht das auch etwas an!

Als ich in der SSV in der Einwohnerfragestunde meine Vorschläge zur den Multifunktionsflächen, die als Erholungsflächen für Bürger eingetragen sind, vorstellen wollte, wurde ich unterbrochen. Zu lang, (zu lästig, zu uninteressant... sein wir doch mal ehrlich) und keine Fragen, die binnen einer Minute gestellt werden. Die SWN möchten diese Flächen gerne aufkaufen um dort eine Holzplantage zu errichten. Ich bin der Meinung, das sie das zwar tun können, aber dennoch auch verschiedene Nutzungsmöglichkeiten der Wege für Bürger geschaffen werden sollte. Immerhin ist es eine Erholungsfläche und wenn die Stadtentwicklung so weiter geht, sind dort in 20 Jahren am Rand lauter Häuser in denen Menschen wohnen, die gerne etwas von einem Erholungsgebiet hätten.

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates hat mir dann erklärt, wenn die Vorschläge ökonomisch wären, müsste man mal gucken, ob man davon was umsetzen kann, sie kommen jedenfalls mit in die nächste Aufsichtsratssitzung. Ich möchte an dieser Stelle und zu diesem Thema mal sagen, das ich und mein Sohn im Monat einen Bruchteil von dem zur Verfügung haben, was so einem Aufsichtsratsvorsitzenden zur Verfügung steht – völlig egal, aus welchem Topf der seine Kohle bekommt. Ich muss also per se ökonomisch denken und möglichst ökonomisch handeln, damit wir gut über die Runden kommen. Ökonomisch denken und handeln kann man auch, wenn man für viele Menschen nur „Hausfrau und Mutter“ ist und keinen beeindruckenden Titel oder Job hat. Vielleicht kann man es dann sogar besonders gut, denn manche Sachen, die in der Wirtschaft oder auch in einer Verwaltung ablaufen, halte ich für extrem unökonomisch.

Wo mir also doch am montag Abend der Hinweis auf die Ökonomie gegeben wurde – ich hoffe, das die Verantwortlichen in Verwaltung und bei der SWN die Gelegenheit beim Schopf gepackt haben, und gesagt haben: „Super, die gefällten Bäume lagern wir auf einer Fläche oben beim Klärwerk. Das sind mindestens 20 Tonnen Holz – und wenn wir die schon mal lagern weil die SWN ein Holzkraftwerk bauen möchte und im Jahr 100 Tonnen Holz brauchen, dann haben wir ja schon mal einen Vorrat!“ – der sich bis zum Betriebsbeginn des Kraftwerkes in ein paar Jahren gut vermehrt und damit den Start und den Betrieb im ersten Jahr enorm erleichtert und vielleicht auch die Kosten für die Flächenräumung senkt, denn je mehr Holz erst einmal nicht selbst angebaut werden muss, desto weniger Fläche muss auf einen Schlag von Munition befreit werden! 


Auch die Holzhackschnitzel von den nächsten Martinimärkten könnten dort gelagert werden, bis sie im Kraftwerk verheizt werden. Immerhin günstiger, als genau das Material, welches in absehbarer Zeit in rauhen Mengen benötigt wird, jetzt teuer zu entsorgen. Genau DAS ist nämlich Ökonomie! Wenn klar ist, die SWN wollen so ein Holzkraftwerk bauen, dann sollte man doch logischer Weise auf den Zug aufspringen und sagen: „Tolle Idee, denn so sparen wir zusätzliche Entsorgungskosten für nicht veräusserbare Bäume, Bruchholz, Rindenabfälle und so weiter!“. In anderen Städten, die nicht so viel Waldfläche haben wie Neuruppin, gibt es z. B. Solche Holzkraftwerke und da ist die Auflage, für dieses Kraftwerk wird kein Baum extra gefällt. Für Neuruppin, das jedes Jahr durch seine Holzwirtschaft in den Aussenbezirken eine 6-stellige Summe erwirtschaftet (war doch so – oder? Gibt ja keinen Haushaltsplan und keine Bilanz in der man nachgucken könnte...) wäre ein Holzkraftwerk das ziemlich CO²-neutral arbeitet langfristig ein enormer Gewinn. 


Man könnte Energie aus Holz erzeugen, das ohnehin anfällt und nicht teuer entsorgt werden muss und auch Bruchholz verwenden, das anfällt, aber liegen gelassen wird. Und kein Wald würde deshalb steril und aufgeräumt aussehen! Je nach Verfahrensweise kann man in solchen Kraftwerke noch Heu- und Strohballen verbrennen, die oft genug auf den Wiesen vergammeln, Papier und sogar schadstoffbelastete Erden so hoch erhitzt durchbrennen, das die Schadstoffe sich dabei auflösen und der übrig bleibende Sand unbelastet ist. Was für eine Option für diese Stadt, deren giftiges Erbe unter unseren Füßen ist und oft genug bei Straßen- oder Hausbauarbeiten ans Tageslicht kommt und Unsummen an Entsorgung und Zwischenlagerung verschlingt!!! 


Es ist ein Rechenexempel. Wenn die SWN so ein Kraftwerk aufbauen will – na super! Die Erfahrungen mit diesen Kraftwerken sind wirklich gut. Laut Zeitungsbericht und Aussage von Herrn Brose in demselben könnte man in vier Jahren schon die erste Holzernte von der geplanten Plantage einfahren. Auf meinen Touren rund um die Stadt sehe ich oft Holzstapel und Bruchholz, das weit, weit länger als vier Jahre an seinem Platz liegt. Also spricht doch tatsächlich nichts dagegen, jetzt schon anfallendes Holz zu lagern! Und wie gesagt, wenn die Leute sich über die Kosten der Flächenräumung streiten – bevor das Kraftwerk daran scheitert, das irgendjemand irgendwann sagt: „Huuuch, wir haben uns da irgendwie voll mit den Kosten der Räumung vertan, jetzt können wir das ganze Projekt nicht mehr umsetzen und haben als SWN die Flächen an der Backe...“ - also, lasst uns ökonomisch denken um den Traum des SWN wahr werden zu lassen, ein Holzkraftwerk zu errichten! "



Schon die Nachkriegsgeneration hat Sachen aufbewahrt „weil man ja nie wusste, wozu man das noch mal gebrauchen kann!“. Ich bin sicher, ähnlich war es in der DDR. Jedenfalls war der Trabbi, den mein Mann aus Apolda geholt hat, bis unter das Dach vollgestopft mit Ersatzteilen, die sich über die Jahre angesammelt hatten „weil man ja nie weiß, wozu man das noch mal verwenden kann“. Ich glaube nicht, das sich eine Stadt, die ständig allen erklärt, wie pleite sie doch ist, es sich leisten kann, Holz teuer wegzuwerfen. Nicht, wenn es in absehbarer Zeit geplant ist, solches Holz sinnvoll zu verwenden. Wenn dieses und viel anderes Holz, was in den nächsten Jahren noch anfallen wird, helfen kann, enorme Räumungskosten zu puffern und über Jahre zu splitten, indem nicht sofort die ganzen 72 Hektar Fläche benötigt werden, sondern nach und nach ein Teil geräumt wird – oder vielleicht sogar ein paar Hektar gar nicht geräumt werden müssen, weil sich herausstellt, das es auch so genügend Brennmaterial für die Anlage gibt.


Weil viele Leute mit so einem Holzkraftwerk nichts anfangen könne, werden wir übrigens nächstes Jahr mindestens eines besuchen und euch darüber berichten. Ich meine, ich hatte zwar schon vor Wochen bei der SWN angefragt, ob die mir dazu mehr erzählen können, aber irgendwie mögen die mich wohl nicht so richtig. Das ist aber halt nicht so schlimm, weil es ja schon laufende und erfolgreiche Anlagen davon gibt. Dann nehmen wir halt so eine um euch zu erklären, wie cool die Teile sind und wie die funktionieren. Kein Ding. :-D


Ach so, und selbstverständlich habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie der Mehraufwand, die Flächen sowohl als Plantage als auch als multifunktionales Erholungsgebiet für die SWN abgemildert werden kann und das auch mit vorgeschlagen. Von Kooperationen mit Schulen und anderne Einrichtungen bis zum Einsatz der LaGa-Truppe der Stephanus-Stiftung – die für die SWN eine Verminderung von Ausgleichzahlungen für fehlende Behindertenarbeitsplätze bedeuten würde, über den Ankauf des Grundstückes an der Trenckmannstraße in Raten bis hin zur gemeinnützigem Einsatz von Flüchtlingen war alles Mögliche dabei um den Kosten-Nutzen-Effekt möglichst ausgewogen zu halten und um zu verhindern, das die Stadtwerke sich einfach ein riesiges Areal unter den Nagel reißen das eigentlich für alle ist und dann mit den Schultern zucken und sagen: „Tja, kein Geld da... Pech gehabt!“.