Dienstag, 7. November 2017

Unterwegs in "Ganzweitweg"



Wir waren ein paar Tage weg. Oma besuchen. Oma wollte eigentlich nach Neuruppin kommen, wenigstens im Sommer zum Geburtstag der Mittlersten – aber das Herz hat nicht mitgemacht. Sie hat dieses Jahr diverse Zeiten in Krankenhäusern verbracht und alles für ihren Sterbefall geregelt.
Das ist sehr traurig, sehr vorbildlich – und sie hat sich sehr gewünscht, dass sie uns noch einmal sieht. Also sind wir hingefahren, da wir es dank des Autos jetzt können.

Sie wohnt ziemlich weit weg in der Nähe der Grenze zu unseren niederländischen Nachbarn und dahin sind die Bahn- und Busverbindungen von hier aus... zu vergessen. Alles schon mehrfach durchgeschaut und durchprobiert, egal ob Zug oder Fernbus. Ich denke, mit das Übelste, was es gibt ist zu wissen, das ein Mensch, der einem sehr am Herzen liegt, jeden Moment sterben kann – und auch zu wissen: Du kannst da nicht einmal mehr hin um tschüß zu sagen. Du könntest noch nicht einmal zur Beerdigung dort hin. Weil es zwar im gleichen Land ist, aber du nicht mobil genug bist um deiner schwerkranken Mutter das letzte Mal Tschüß zu sagen.

Das ist ganz schön bitter.

Nun denn, dank unseres Ruppi-Struppi-Mobils war es jetzt möglich und so sind wir mit unserer alten Möhre losgefahren. Von Neuruppin aus sind es rund 700 Kilometer – zu viel für mich um die an einem Tag zu fahren. Das habe ich früher mal gekonnt. Da hatte ich auch ein schnelleres Auto – aber mittlerweile haben wir ein langsameres Auto und ich kann so eine lange Strecke nicht mehr an einem Tag fahren. Google Maps hat zwei Strecken vorgeschlagen – eine ging über Hannover, eine über Bremen. Da die Bremer Strecke letztlich die Möglichkeit bietet, einen Tag in der alten Heimat zu verbringen und meine Familie dort zu sehen, haben wir uns dafür entschieden. Letztlich sieht auch Nick ja seinen Vater und seine Schwester nur sehr selten. Dann kam noch ein Anruf „Opa liegt im Krankenhaus, das Herz...“ - und so haben wir den dann auch noch besucht. Auch bei ihm hatte ich mich schon darauf eingestellt, den nicht noch mal zu sehen und im Fall der Fälle auch nicht zur Beerdigung zu können. Wie das so ist, wenn man nicht so mobil ist, wenig Einkommen hat und die Familienangehörigen weit weg wohnen. Meinen Vater habe ich seit Ende 2012 nicht mehr gesehen. Also ungefähr 5 Jahre nicht – so lange hatte ich kein Auto mehr. Seit über 10 Jahren ist er an Parkinson erkrankt und lebt mittlerweile zusammen mit seiner Lebensgefährtin im betreuten Wohnen auf einem Dorf.

Montags sind wir dann zur Oma gefahren. Dank Google Maps Navigation habe ich so viele Autobahnkreuze wie noch nie vorher auf der Strecke passiert. Das war echt abenteuerlich, aber irgendwann waren wir auf der A42 Richtung Venlo und dann auch wenig später vor Ort. Aber warum schreibe ich das in der Stadt-Ratte, die sich mit kommunalen Themen beschäftigt? Nun – wir waren dort 5 Tage in dem kleinen Städtchen. Das hat eine historische Altstadt. Wie Neuruppin. Es liegt an einem Flusslauf (nein, an zweien) – Neuruppin liegt an einem See. Es ist ein Touristenziel. Neuruppin auch. Es liegt in einem Naturpark. Neuruppin auch. Es hat ein Naturparkhaus mit Museumsausstellung – Neuruppin hat ein Museum.

Wir haben die Zeit AUCH genutzt, um zu schauen, was es dort gibt und was vielleicht eine tolle Idee für hier wäre, weil es sich dort schon bewährt hat. Übrigens gibt es dort auch die „Nette Toilette“. Wie die das dort umgesetzt haben und warum ich im Urlaub krampfhaft überlegt habe, was hier in der Hinsicht eigentlich schief gelaufen ist und falsch aufgefasst wurde... das erfahrt ihr im nächsten Blogbericht!

Foto: Das ist die "AIWA". Diese Seilzugfähre ist eine "Anlage im Wasser" und man kann sie nutzen um über die Niers zu kommen. Am Vorabend war ich dort und habe gesehen, wie ein Ehepaar dort ihr Rollikind draufgewuchtet hat - die Niers hat derzeit einen niedrigen Wasserstand und da war es tatsächlich ein bisschen Wuchterei - um auf der anderen Seite den Wanderweg fortzusetzen. Aber eben ein tolles Erlebnis!