Dienstag, 17. Mai 2016

Preisverdächtig!


Heute möchte ich euch auf die absolute Glanzleistung an Beschilderung aufmerksam machen. Ist das nicht absolut PREISVERDÄCHTIG?

Schwarze Schrift auf fast schwarzem Grund dort, wo Autos mit mindestens Tempo 50 vorbeibrettern. Ein Sehtest für Autofahrer! Wer im Vorbeirauschen nur schwarze Schlieren erkennt, hat eben Pech gehabt und ist beim Sehtest einfach mal so durchgefallen.

Was soll den Touristen so ein Ding Marke "Schwarze Schrift auf fast schwarzem Grund" mitteilen? Achtung, da wird es dunkel? Hier gibt es auch Bretter? Oder sollen sie ins Mittelalter entführt werden, so a la: "Und hier war früher der Pranger, der sah so ähnlich aus und war so weit vor der Stadt, das es gar nicht aufgefallen ist, wenn die Leute drin vergessen wurden und langsam vor sich hingewest sind... "? Fragen über Fragen.

Aber pünktlich zur neuen Gutes-Wetter-Saison eine absolute Glanzleistung irgendwelcher hellen Köpfe. Wenigstnes sieht man später die Graffiti-Tags gut drauf.

Apropros preisverdächtig... auch woanders gibt es höchst verdächtige Preise, zum Beispiel an dem alten Wasserwerk. Was da die Baumpflege gekostet hat ist ja der helle Wahnsinn. (Weiter unten im Artikel...).

Montag, 18. April 2016

Ich will ja nicht nur meckern... Nachschlag 2...

Whow, die Stadt-Ratte hat innerhalb von zwei Tagen etwas fertig gebracht, was Ruppi-Struppi so noch nicht hinbekommen hat... 223 und 112 Zugriffe. Danke. Ich scheine irgendwie einen Nerv getroffen zu haben. Heute auf der Montagsdemo war es dann eigentlich auch ganz lustig, weil ich zu drei Leuten gegangen bin, wo ich wusste, einer hat da garantiert noch nicht draufgeschaut, einer hat es garantiert mitbekommen - und Nummer drei ist es zugetragen worden und er ist angepiekst. Jepp, der war dann auch ganz schnell verschwunden.

So, aber weil ich noch ein bisschen nachgedacht habe wollte ich zumindest einen Gegenvorschlag machen, wo man Parkmöglichkeiten schaffen könnte. Wenn die Architekten und Investoren sich nicht ganz so blöd anstellen, bekommt man das nämlich auch ohne Tiefgarage und Aufstockung des bestehenden Parkhauses hin.

Ziel der Tiefgarage ist ja, das in dem geplanten "Monaco von Neuruppin" möglichst wenig Autos an den Häusern stehen. Es ist nun einmal lukrativer, ein paar tausend Euro pro Quadratmeter für Wohnfläche zu verlangen als den Leuten klar zu machen, ihr Parkplatz kostet ob der Quadratmeter das Dreifache wie ein Gutshaus mit 1.500 qm Wohnfläche auf dem Dorf (aber - zumindest sind im Gutshaus dann die Wände genau so feucht wie die Tiefgarage wohl wäre, wenn man sie nicht wie so einen Güllekeller bauen würde, wo nix durchsickern darf...).

Sehr interessant finde ich übrigens auch die Aussage eines Menschen von der Seetor-Residenz-Gesellschaft, das sie unter diesem Betonbau für Besserbetuchte extra KEINE Tiefgarage gebaut haben, weil der Boden dort so dermaßen weich ist, das sie das ganze Gewicht des Baues auf eine Betonplatte gesetzt haben (im Bild Pi mal Daumen das gelbe Rechteck). Ah... ja.... aber komischer Weise ist dann 50 Meter weiter der Boden wie durch Zauberhand so fest, das man eine Tiefgarage bauen KÖNNTE? Gut, ich bin kein Bauingenieur oder so etwas. Ich finde es nur überraschend unlogisch.

Deshalb... tataaaa... weil ich mich ja bemühe, nicht nur immer zu kritisieren, sondern auch mal konstruktiv zu sein... mein Gegenvorschlag.

Der nette von den Investoren sicherlich gut bezahlte Planer stellte nämlich auch vor, das entlang der Steinstraße VOR der Stadtmauer dann noch auf jeder Seite so ein Häuserriegel (klingt irgendwie nach Schokolade... bleibt einem aber weit schneller im Hals stecken als ein Schokoriegel...) gebaut werden soll, wie gleich hinter der Stadtmauer an der Steinstraße. Mit imitierten Stadttoren an der Ernst-Toller-Straße und Seepromenade und so´n Gedöns. Etwas die roten Flächen auf dem Foto.




Nun wären ja genau diese "Häuserriegel" ohnehin nicht so lukrativ zu vermarkten und vor allem - und da sollte man sich auch drüber klar sein -  letztlich auch nix anderes als bewohnte Lärmschutzwälle für das Klein-Monaco und - böse gesagt - so eine Art "Resterampen-Angebot" für diejenigen, die sich Klein-Monaco nicht leisten können, aber dennoch dort irgendwie wohnen können. Noch böser gesagt: früher hätte man "Gesindehäuser" gesagt, aber die wären selbst für die Angestellten der Klein-Monaco-Bauten zu teuer.

Aber wenn man ohnehin dort Gebäude plant, die eigentlich weniger Wert haben - warum verbindet man dort nicht Parkflächen und Wohnflächen? Was spricht dagegen, zumindest mal Entwürfe anzufertigen, wie man dort ohne große hässliche Klötze den Leuten einfach vor die Nase zu ballern, Parkflächen anlegen könnte, die sich quasi im "Erdgeschoss" befinden, zur Straße hin dann eben auch keine Parkhausoptik haben - was ja kein Problem darstellen dürfte - und oben drüber werden Wohnungen angelegt?  Wenn man auf dem Foto mal schaut, wie viele Parkflächen auf dem Parkhaus aufgemalt sind und das dann mal gedanklich auf so einen Häuserriegel projiziert, merkt man schnell, da ist Potential!

Gerade auf dem Stück zur Ernst-Toller-Straße sollte das auch vom Wendekreis eines Autos her doch das kleinste Problem sein und mit durchdachter Planung bekommt man dort dann überirdisch so ziemlich alle Autos unter, die eigentlich in der Tiefgarage verschwinden sollten UND noch attraktiven Wohnraum, der ob der Lage in der ersten Etage wenigstens noch ein bisschen Grün und Himmel sehen lässt und sogar die Möglichkeit bieten würde, alle Eingänge mit Pflanzen zu begrünen, wenn man nämlich auf der Rückseite so breite Laubengänge anbaut, das für jede Wohnung noch ein bisschen Platz bleibt um so eine Art "Vorgarten" anzulegen.

Dann wären die Parkflächen nicht oberhalb der Stadtmauer zu sehen, sondern nur die Wohnbebauung mit viel Grün - und ich bin mir relativ sicher... wer so viel Geld aufbringen würde, eine große Tiefgarage zu bauen, der kann auch das Geld aufbringen, um ebenerdige Parkflächen in Häuserriegel zu integrieren und damit so verträglich und schonende wie möglich zu agieren. Man muss nur Ideen haben, dann geht das auch.

Sonntag, 17. April 2016

Nachschlag...



Hier noch ein paar Bilder zum Thema Parkhaus und Tiefgarage als Nachschlag. Oben habe ich auf Google-Maps mal geschaut, wo in etwa die Tiefgarage eigentlich gebaut werden soll. Ungefähr da beim roten Kreis. Den habe ich mal auf etwa 60 Meter Durchmesser gesetzt. Nicht, weil die Tiefgarage rund und 60 Meter im Durchmesser werden soll, sondern einfach, weil es für mich dann einfacher ist, überhaupt ein bisschen die Ausmaße zu begreifen. Für euch ja vielleicht auch...






Dann habe ich mal, weil ich mich ja geärgert habe, das es bei den ganzen Modellen immer nur Draufsichten gab, ein paar Fotos gemacht, die zeigen, wo das Ding eigentlich hin soll und wie das nun mit dem Parkhaus ist. Denn letztlich wissen zwar viele Neuruppiner, dass das Seetorviertel bei der alten Feuerlöscherfabrik ist, aber viel mehr wie es da eigentlich aktuell aussieht, wissen sie nicht. Das Google-Maps-Bild ist übrigens nicht mehr aktuell was die Gebäude etc. anbelangt.


Auf diesem Bild sieht man ein Teil des "Filetstücks". Also des zukünftigen Neuruppiner Monacos. Dort in etwa soll die Tiefgarage hin. Seht ihr das hohe Haus hinten an der Steinstraße? Also solche Häuser"riegel" werden dort unter anderem auch gebaut. Für Besserverdienende und halt so hoch, das die Leute an der Leineweberstraße und so dann zum Teil auf... böse gesagt... Plattenbauten für Besserverdienende gucken dürfen.

Und nein, ich bin mit dem virtuellen Schlammwerfen noch nicht ganz fertig... soll sich ja lohnen, das manche Leute jetzt mal wieder sauer auf mich sind, weil ich die Klappe nicht einfach halte...





So sieht es übrigens auf dem obersten Deck vom Parkhaus aus, das durch Gitter abgesperrt ist, weil es ohnehin nur von Jugendlichen zum Skateboardfahren genutzt wurde. Wie man sieht, wurde gleich beim Bau schon eingeplant, es noch weiter in die Höhe zu ziehen. Ebenso sieht man, dass das jetzt obere Deck schon über die Stadtmauer geht. Mit gar nicht mal so viel Phantasie kann man sich dann vorstellen, wie die Leute da hinten in den Häusern irgendwann "hoch erfreut" auf ein hässliches Parkhaus schauen und sich dieses quasi wie ein Fremdkörper jenseits der Stadtmauer erhebt.

Da hat es sich doch für die Leute in der Seestraße etc. voll gelohnt, so viel Geld in die Sanierung ihrer Häuser zu stecken um dann letztlich so eine Art "Tritt in den Arsch" zu kommen, weil man gerne die nächsten Geldquellen anzapfen würde...


Hier ein Blick durchs Absperrgitter des kaum genutzten Parkhauses. Übrigens finde ich es ganz "hervorragend", wenn im Untergeschoss ein Frauenparkplatz dann so zwischen zwei Pfeilern ist, dass man ggf. als Mutter hinten die Türen vom Wagen gar nicht aufbekommt, ohne an einen Pfeiler oder gar an eine Mauer damit zu krachen. Super überlegt! Ehrlich! Genauso wie die Überlegung, das die Behindertenstellplätze im Untergeschoss in der Nähe des Zuganges zum Fischerweg und damit zur Stadtmauer / Leineweberstraße sind. Also ein Bereich, den man nur über Stufen erreicht.

Ah ja und dann gibt es natürlich auch auf dem höheren Parkdeck noch Frauenparkplätze. In der Nähe der Treppe mit den Gitterrosten. Finde ich auch voll klasse und enorm weit in die Zukunft geplant, immerhin ICH trage ja keine Schuhe mit Stöckchenabsätzen dran, andere aber schon und wenn frau damit dann umknickt und sich verletzt - der Arzt ist gleich um die Ecke, die Physiotherapie auch, ein weiteres Ärztehaus ist geplant. Boah. Was für eine weitreichende Taktik! ;-). Wie man sieht, sorgt auch eine eindeutige Beschilderung für die klare Ansage: Frauenparkplätze, Männer, macht euch vom Acker!


Fertig mit Schlamm werfen! :-D


Gedanken zum Seetorviertel

Letztens war eine Sondersitzung des Bau- und Wirtschaftsausschusses. Dort wurde die Planung zum Seetorviertel vorgestellt. Also zu dem ehemaligen Industriegelände bei der Therme. Da gab es erst jahrelang Probleme wegen dem verseuchten Boden und es wurde sich darüber gestritten, wer bitte dafür aufkommt, dass der Boden entkontaminiert bzw. ausgetauscht wird. Freudestrahlend war dann letztes Jahr in der Zeitung zu lesen, das es eine Einigung gegeben hätte und es nun dort endlich weiter gehen würde.

Man sieht es an der "Seetorresidenz", einem in der Planung sehr hässlichen Betonklotz mit eigenem Hafen für besser Betuchte, der dort als erstes hochgezogen wurde bzw. immer noch im Bau ist. Das ganze ehemalige Industriegelände teilen sich nur wenige Investoren. Ein bisschen gehört der Stadt, ein bisschen der Gesellschaft, der die Therme gehört und der dritte Teil gehört Prima Solar. Mir fehlen irgendwie noch Opitz und Kaatsch in der Reihe, dann wären "die Macher", wo man irgendwie den Eindruck gewinnt, denen gehört ohnehin halb Neuruppin komplett.



Nun stellte ein freundlicher Herr also die Planungen für das Seetorviertel vor und zeigte anhand von Modellen, wie toll das doch alles aussehen könnte, wie gut es für Neuruppin wäre und wie viel Geld es in die Stadt... äh... vergesst es. Da ziehen Leute hin, die dermaßen viel Kohle haben, das sie über das K6 in ihrer weiteren Nachbarschaft die Nase rümpfen werden. Da ziehen Leute hin, die dermaßen viel Geld haben, das sie vielleicht private Wachdienste anheuern, damit ihr Hab und Gut bloß gut geschützt ist. Da ziehen Leute hin, die sich dadurch profilieren wollen, das sie es sich leisten können, dort zu wohnen. Und denen alles andere eigentlich ziemlich scheißegal sein wird.

Vorgestellt wurde unter anderem die Planung einer riesigen Tiefgarage um dort die Mehrheit aller Autos unterbringen zu können. Laut Planung gibt es bei der Tiefgarage nur EIN Problem. Und das ist ein dort verlaufender Regenwasserkanal. Ups. Lieber Herr Degener, ruhen Sie in Frieden - aber DANKE für die Zeit, in der Sie mir von der geplanten Tiefgarage auf dem Brasch-Platz erzählt haben und das letztendlich dann keiner für Gebäudeschäden gerade stehen wollte, die durch die notwendige Grundwasserabsenkung dort entstehen würden!

Genau DAS ist nämlich das - hoppla, voll übersehen... - Hauptproblem. Das Gelände ist nun einmal in direkter Seenähe. Das bedeutet, der Grundwasserspiegel ist sehr hoch. Je dichter am See, desto feuchter eigentlich die Keller, es sei denn, sie sind nachträglich abgedichtet worden. Immer wieder sieht man an den Häusern hier ein Stückchen über dem Boden Bohrlöcher die mit etwas gefüllt worden sind. Ich kann euch sagen, was das sind: Das sind Bohrlöcher, in die eine Masse gespritzt wurde, die sich im Mauerwerk horizontal verteilt um zu verhindern, dass das Grundwasser sich über das Mauerwerk nach oben arbeitet und in den Wohnungen für feuchte Wände, Schimmel und so weiter sorgt und die Bausubstanz schädigt.

Als jemand, der auf dem Moor aufgewachsen ist und mitbekommen hat, wie durch die Entwässerung ganze Häuser in der Mitte durchbrechen, weil bei ihrem Bau schlichtweg der hohe Grundwasserstand beachtet wurde, bin ich wahrscheinlich für Neuruppin nur dumm und doof ;-).  Habe viel weniger Ahnung als irgendwelche studierten Planer, die von Firmen etc. bezahlt werden, deren Hauptziel ist: "Mach Geld, mach möglichst viel Geld...". Das ist den Firmen fast unbenommen. Es sei denn, sie sind so dermaßen auf Kohle machen fixiert, das ihnen bei solchen Gebieten völlig egal ist, das  auf der anderen Seite der Stadtmauer die Historische Altstadt liegt. Wo Menschen Häuser gekauft und saniert haben, weil sie dort gerne leben wollten. Die enorme Sanierungs- und Denkmalschutzauflagen in Kauf genommen haben und irgendwann dann noch einen kräftigen "nun ist dein Haus ja MEHR WERT, also erheben wir noch einen Sonderbeitrag dafür!" bezahlen müssen.

Neuruppin braucht Investoren. So viel ist unstrittig. Aber die Frage ist: Braucht Neuruppin Investoren, die sich benehmen wie die Elefanten im Porzellanladen? Ich glaube, solche Menschen braucht KEINE STADT. Aber genau so etwas wird am Seetorviertel umgesetzt.

Für den Bau der Tiefgarage wäre eine Absenkung des Grundwasserspiegels notwendig. Wer denkt, das braucht man nicht, darf gerne zur Mesche fahren. OK, da ist jetzt alles verbrettert, aber dort steht eine Investorenruine mit Tiefgarage. Für Kanuten. Die ist nämlich mit Grundwasser vollgelaufen. Wer ein bisschen googelt zum Thema "Grundwasserabsenkung" bekommt eine ziemlich interessante Präsentation zu dem Thema angegeben, bei der sowohl Gebäudeschäden durch Grundwasserabsenkungen gezeigt werden und wo es ebenfalls zwei sehr interessante Modelle gibt. Und zwar zwei Karten, die ein bisschen aussehen wie so ein Erdbebengebiet mit Schadenskreisen. Diese Karten zeigen, wie groß so ein Gebiet ist, in dem Schäden entstehen, wenn an einer Stelle Grundwasser abgesenkt wird. Es gibt ein rotes Kerngebiet und die Kreise ziehen sich dann immer weiter, denn auch in weiterer Entfernung hat eine Grundwasserabsenkung immer noch Auswirkungen. Zum Beispiel auf Pflanzen, die kein Wasser mehr bekommen und deshalb künstlich gewässert werden müssen.

Alles das... interessiert die Investoren letztlich anscheinend nicht. Denn die Modelle, die gezeigt wurden, stellen nur die vermeintlich "guten Seiten" dar. Es sind Draufsichten. Was mir auch gefehlt hat - es wird seit Jahren von der Erweiterung des Uferwanderweges zur Seeperle gesprochen. Auch in der Planung wurde es ANGESPROCHEN. Geredet. Punkt. Aber in der ganzen Planung kommt nur die Verlegung des Fischerweges, also der Verbindung vom Uferweg hinter dem Freigelände der Therme bis zur Stadtmauer - zur Sprache. Nicht etwa die Erweiterung des Uferwanderweges. Auch etwas merkwürdig - was ist denn dort beim Angelverein los? Ist der in dem geplanten "Monaco von Neuruppin" zu peinlich geworden? Passt es nicht, wenn Angler ihre Ruderboote neben der "Seetorresidenz" mit eigener Marina haben? Scheint irgendwie, als ob dort nach "weg da, ihr armseliges peinliches Pack!" gehandelt wird. Ich kann mich aber auch irren, was ja gar nicht mal so schlecht wäre.



Vermisst habe ich ein paar Bilder, die nicht nur hübsche Draufsichten auf irgendwelche Klötzchen zeigen, die Häuser darstellen sollen. Vermisst habe ich Ansichten, die zeigen, wie die Bebauung IM HÖHENVERGLEICH zu bestehenden Bebauungen ist. Wusstet ihr, dass das Parkhaus um eine Etage aufgestockt werden darf? Oben habt ihr einen Blick auf den Ist-Zustand von der Seetraße aus. Und das man genau das auch vor hat? SO eine Ansicht, wie das dann wohl aussehen könnte - DIE hätte mich durchaus interessiert. Denn es ist aus Geldgier total einfach, das größte Pfund, was Neuruppin hat, nämlich die historische Altstadt mit ihren Gassen und die Stadtmauer, plötzlich abzuwerten, weil auf der anderen Mauerseite das Gras grüner ist und das Geld in Massen winkt.  Ich bin kein Profi und kein Planungsbüro. Ich habe dann mal etwas dilletantisch via Photoshop mit ein Bild zu machen, wie das wohl aussehen könnte. So ganz grob... und wünsche allen Menschen die dort in dem Gebiet innerhalb der Stadtmauer wohnen, schon mal "einen wunderbaren Ausblick..." nämlich auf ein Parkhaus. Wenn sie denn den Ausblick noch lange genießen könnten und sich nicht mit irgendwelchen Rissen in ihren Gebäuden rumärgern müssen, die es im schlimmsten Fall unbewohnbar machen.

Eines der prägendsten Erlebnisse meiner Kindheit auf dem Moor war, wie bei einem Mehrfamilienhaus, das früher einmal ein dreistöckiges Verwaltungsgebäude einer Tranfabrik war, eine komplette Wand einfach weggekippt ist. Tante Roses Wohnzimmer war schlagartig sehr hell... weil eine komplette Wand weg war. Wenig später besorgten ein paar Trecker und einige Ketten den Rest. Das Haus wurde dem Erdboden gleich gemacht.

Es ist interessant, zu überlegen, wie denn wohl der Deal für die millionenteuere Entseuchung des Industriegebietes tatsächlich war. Also das, was nicht offiziell am Tisch besprochen wurde. Denn es ist mir unbegreiflich, wie eine Verwaltung dermaßen unsensibel eine Planung bejubeln kann, die einzig und allein in vielen Augen Dollarzeichen aufleuchten lässt und ohne jegliche Rücksicht auf bestehende Bebauung und vor allem auf die Mehrheit der Einheimischen hier, die eben NICHT zu den besser Betuchten gehören "Hurraaaaa, ist das geil!" geschrien wird. Wo auf Nachfrage, ob dort vielleicht auch Sozialwohnungen entstehen könnten, darauf hingewiesen wird, das dafür dort kein Platz ist. Sozialbauten könnten ja ans Sonnenufer.

Moment - Sozialwohnungen meinte nun nicht, seniorengerechte Bauten für Rentner, die mehr Geld als der Durchschnitt der Bevölkerung haben. Aber was soll´s. Aus den doch eher negativen Begriffen "WK 1 - 3", von manchen Leute auch "Ghetto" genannt wurde ja mittlerweile auf den Verwaltungsplänen die "Südstadt" und wenn es um den Bereich geht, gibt es INSBESONDERE für diesen Bereich den Begriff "soziale Stadt". Wie schön man doch mit Worten übertünchen kann, das man die ärmeren Menschen gerne alle zusammengepfercht in Plattenbauten hätte, damit sie langfristig gesehen bloß nicht die Besserbetuchten stören, die sich dann in den Häusern niederlassen, wo der eben voll normale wenig verdienende Neuruppiner früher gewohnt hat.

Auch das schaut Neuruppin sich dann leider von Berlin ab. Die Viertel, die früher "ih bäh" waren und ungeliebte Randgebiete als noch die Mauer stand, sind heute Viertel, in denen man die Altbewohner vertreibt, damit besser verdienende Klientel in luxusanierte Häuser zieht und Investoren glücklich machen. Ich denke, langfristig wird Neuruppin für die Mehrheit der Menschen, die seit vielen Jahrzehnten hier wohnen, hier aufgewachsen oder früh zugezogen sind, an Lebensqualität massiv verlieren.   Wie Herr Frings irgendwann schon mal erklärte: Jeder Euro, der in der "Südstadt" investiert ist, macht mehr Menschen glücklich die hier leben als jeder Euro, der in der Innenstadt investiert wird. Wenn man es auf die Bevölkerungsdichte pro Quadratmeter umrechnet.





Meine Meinung.




Donnerstag, 7. April 2016

Über den Medienabend der SPD, Journalismus und den Neustädter Kreisel


Gestern war ein SPD-Themenabend „Medien“. Das war ganz interessant und ich sollte als Bloggerin ein bisschen über das Bloggen berichten. Ich hoffe, ich habe das halbwegs gut hinbekommen, wobei so ein kleiner Blog dann bei weitem nicht mit dem Ruppi mithalten kann, denn von dort kam Herr Stehr und hat über die Arbeit als Lokaljournalist berichtet und wie der Ruppi überhaupt entstanden ist.

Ich habe schon immer gerne geschrieben, auch ab und an mal für unterschiedliche Zeitungen. Irgendwann habe ich dann über einen Bekannten in Oldenburg mitbekommen, wie sich durch Aufkauf der kleinen Lokalzeitungen Großverlage bilden und der Lokaljournalismus dabei in vielen Fällen ziemlich den Bach runtergeht. Mittlerweile ist das eigentlich deutschlandweit so – irgendwelche Leute irgendwo bestimmen, was aus Dörfern berichtet werden darf und was nicht und weil diese Leute irgendwo in Großstädten sitzen und Finanzen optimieren müssen, finden sie viele Dinge ziemlich überflüssig und nicht berichtenswert.

Nun denn, jetzt habe ich mein Ruppi-Struppi und meine Stadt-Ratte und kann fast schreiben, was ich möchte. Ich kann mich bei Facebook und Twitter engagieren und habe keinen Termindruck, keine Spaltenvorgaben, nix. Ich kann viel persönlicher und emotionaler schreiben als ein Journalist – und das ist gut so. Denn manche Dinge sind nur rein sachlich gesehen eher unscheinbar und nicht so interessant, als wenn man ihnen einen persönlichen und emotionalen Stempel aufdrückt. Siehe die Barrierearmut im Museum Neuruppin. Einfach mal sehr gründlich explodieren und huch... es tut sich was. Natürlich gab es auch Ärger dafür. Aber es hat sich endlich mal was bewegt – und das war den Ärger schlichtweg wert. 

Ich habe viele Wünsche, worüber ich gerne schreiben würde, was aber nicht immer geht, da ich halt partiell ziemlich angeschlagen bin, wie z. B. In den letzten Wochen. Natürlich habe ich auch kein Einkommen wie ein Journalist (was übrigens oft völlig überschätzt wird, immerhin leben wir in einer „Geiz ist geil“-Gesellschaft und einem Billiglohnland). Aber ich bin mittlerweile ein Mensch, der für ein bedingungsloses Grundeinkommen ist – weil so etwas mir eben ein Engagement nach meinem Können und meinen Wünschen ermöglicht ohne das ich ständig unter Druck gesetzt werde. Auf Amazon findet man viele, viele Bücher darüber, wie mit Bloggen Geld zu verdienen ist – und ziemlich allen Büchern gleich ist, das sie ein Teil des Einkommens eines Bloggers erwirtschaften sollen, je reißerischer der Titel, desto mehr ist klar, das „mit bloggen Geld verdienen“ viel, viel, viel Arbeit bedeutet. Aber blöder Weise lesen viele Leute nur reißerische Titel und denken dann, bloggen ist so eine Art Dukateneseltum. 

Aber das ist dann auch so ungefähr wie die Diskussion über den Kreisel an der Neustädter Straße in unserer Stadt. Da wird auf Facebook ein Artikel darüber verlinkt und schon schreien die ersten Leute „Jaja, so ist das, wenn man da Schreibtischtäter dran lässt!“ - und ich habe überlegt, was so ein Mensch, der anderen vorwirft, „Schreibtischtäter“ zu sein, wohl beruflich macht. Ich fände es eigentlich ziemlich cool, wenn die Verwaltung einfach mal sagen würde: „Liebe Bürger, wir müssen den Kreisel neu gestalten, einige von euch werfen uns ständig Schreibtischtätertum und Inkompetenz vor – denen bieten wir jetzt Gelegenheit, ihre eigenen Planungen für eine Neugestaltung des Kreisels einzureichen!“. Sicherlich wäre es möglich, als erste Preise dann einen Zeichenblock, Lineale und ein paar Stifte auszuloben oder so etwas in der Art. Aber es wäre echt interessant, solche Krakeler einfach mal beim Wort zu nehmen und zu sagen: „Dann mach doch mal, hier sind die Vorgaben...“. 

Vielen Dank noch einmal, das ich ein bisschen über meine Art von Social-Media-Arbeit berichten durfte, auch wenn es im Vergleich zum Ruppi nicht einmal ein Teelicht ist, sondern irgendwie maximal so eine kleine Kuchengeburtstagskerzenfunzel... aber die hat dann wenigstens die Form eines Clowns.























































Montag, 21. März 2016

Über Politik im Mikrokosmus - Familie und ein bisschen über Liebe



Die kleinste Einheit von Politik findet in einer Familie statt. Oder unter Freunden. Wie man miteinander umgeht, wie Entscheidungen getroffen werden, welche Gesprächs- und Hilfskultur herrscht – alles das ist letztlich auch eine Form von Politik.

Damit ist, grob gesagt, auch jeder selbst irgendwo Politiker, wenn auch nur in einem sehr kleinen Rahmen. Aber der ist eigentlich zum „üben“ gar nicht mal so verkehrt. Genau so, wie diejenigen, die Politik dann in einem etwas größeren oder ganz großem Rahmen machen, mit der Zeit jede Menge darüber lernen, wie man in solch größeren Gruppen miteinander umgeht, was alles zu mehr politischer Verantwortung gehört (nämlich auch viel über ganz verschiedene Sachen lernen um zu wissen, wie sie funktionieren), lernt man in einer Familie, in einem Freundeskreis oder in einer Klasse / einem Betrieb immer mehr „wie der Hase läuft“. Also, wie das System des Miteinanders dort jeweils funktioniert. In manchen Systemen hat man tolle Möglichkeiten, seine Ideen und Vorstellungen einzubringen und so mitunter auch das System an sich ein bisschen zu verändern.

Genauso, wie man in einer Familie langfristig eher scheitern wird, wenn man trotzköpfig mit „ich mach das jetzt aber so und so und ihr habt euch alle zu fügen!“ seine eigenen Vorstellungen ständig durchsetzen will und überhaupt gar keine Lust hat, etwas groß zu begründen oder gar zur Wahl zu stellen, wo es ja vielleicht abgelehnt werden könnte, funktioniert es auch in größerem Rahmen. Freunde werden sich nicht endlos gefallen lassen, herumkommandiert zu werden. In Betrieben, wo nur so verfahren wird, sinkt nachweislich die Arbeitsleistung durch fehlende Motivation. Wer arbeitet schon gerne für jemanden, der ständig nur herumkommandiert und den Obermotz raushängen lässt?

Wenn also die eigene Politik im Mikrokosmos irgendwo Vorbild dafür ist, wie man vielleicht auch in der „größeren Politik“ agieren würde, wird es interessant. Und spannend, Menschen zu beobachten. Natürlich gibt es in der „großen Politik“ ein paar Sachen, die man in einem kleinen Rahmen viel unkomplizierter machen kann, als wenn einem ständig Leute auf die Finger schauen und Kameras dabei sind. Was für eine Debatte entsprungen ist, als die Kanzlerin sich mal etwas menschlicher gezeigt hat und mit einem Flüchtlingsmädchen geredet hat! Das war in ihrem Benimmprotokoll so nicht vorgesehen. Wart ihr schon mal auf einer Ratssitzung? Was da vorher abläuft? Wie einige Leute herumgehen und jeden mit einem Handschlag, zumindest einer Berührung und freundlichen Worten begrüßen? Das sind Welten Unterschied! Nur mal so als Beispiel.

Aber warum habe ich das Thema „Politik im Mikrokosmos“ jetzt eigentlich aufgegriffen? Es gibt Dinge, die hauen mich immer aus dem Gleichgewicht. Sachen, mit denen ich früher irgendwie besser umgehen konnte, sind mittlerweile durch verschiedene Erlebnisse in meinem Leben zu etwas geworden, mit dem ich nur noch sehr schwer bis gar nicht umgehen kann, wo ich viel drüber nachdenke. Überlege, ob ich einfach nur „zu alt“ geworden bin und meine Ansicht da zu antiquiert ist und versuche, für mich damit irgendwie klar zu kommen. Das Blöde ist, wenn ich damit für mich klar komme, bedeutet das immer, es gibt noch mehr Distanz zu anderen Menschen. Also etwas, was ich eigentlich ja gar nicht will. (Kennt ihr TV Kaiser?: „Ein Teufelskreis...“)

Eines dieser Dinge ist Verlässlichkeit. „Verlasse dich auf Andere und du bist verlassen“ ist ein ziemlich gutes Sprichwort. Ich kann verstehen, wenn jemand mal eine Zusage aus wichtigen Gründen nicht einhalten kann. Im Mikrokosmos kann das sein, ihm ist ein Termin dazwischen gekommen, es fehlt Material oder die Voraussetzungen waren plötzlich ganz anders. Kann alles passieren, ist menschlich und nachvollziehbar. Natürlich gibt es dabei allerdings auch die Spezies Mensch, die irgendwelche Zusagen bevorzugt nie einhält. Es ist einfacher und macht mehr Eindruck, zu sagen, man tut etwas Bestimmtes als es dann auch tatsächlich zu tun. Das ist dann nicht mehr nachvollziehbar und sehr ärgerlich. Aber im Normalfall kennt man irgendwann seine „Laberspezies“ und kann damit umgehen. Im Mikrokosmos sind auch nur wenige Menschen in so etwas involviert.

Interessant ist es aber auch, um klar zu machen: Politik, das sind nicht nur irgendwelche Politiker, die man vielleicht von Plakaten oder gar nur aus dem Fernsehen kennt, es ist nichts abstraktes. Politik ist das, was jeder von uns jeden Tag irgendwie macht. Auch diejenigen, die sagen, sie haben von Politik eigentlich gar keine Ahnung und es interessiert sie nicht. Dennoch machen sie im Kleinformat jeden Tag Politik. Sie reden, diskutieren, bestimmen, verhandeln, suchen Kompromisse , Wege, Lösungen um mit bestimmten Dingen umzugehen.

Hat jemand von euch letztes Jahr Newtopia gesehen? Ich habe es ja nur online verfolgt und fand dann trotzdem den Punkt, wo jemand fragte: „Ist das, was wir hier jetzt machen, eigentlich Demokratie?“ ganz spannend. Ja, wenn keine Produktionsfirma-Diktatur sich einmischt, ist es Politik. Mein Sohn spielt gerne Simulationsspiele. Darunter auch Anno. Anno ist ebenfalls ein Stück Politik. Du musst ein Reich aufbauen – und dafür sorgen, das es wirtschaftlich überlebt, der Warenhandel ausgewogen ist und sich die Leuten in deinem Reich wohl fühlen und nicht hungern.

Politik gab es schon immer in ganz verschiedenen Formen. Im großen und kleinen Format. So gibt es patriarchische Familien, wo die Männer im Haus bestimmen - so war es als ich ein Kind war, bei einer Freundin. Ich fand es furchtbar. Aber auch aus solchen Erlebnissen lernt man. Dann gibt es Diktaturen. Da bestimmt nur einer, wo es lang geht. Egal ob es in Korea Kim Jong ist oder in einer Familie jemand, der sich so etwas herausnimmt und sich eine Schreckensherrschaft aufbaut. Sogar Kolonialherrenschaft gibt es nach wie vor. Auch in Familien. Die suchen sich einfach ein Familienmitglied als Sklaven aus. Aber auch aus den Dingen habe ich viel gelernt.

In erster Linie, das ich selbst eine absolut wundervolle Familie habe, egal was war, egal was ist... wir haben schon so viele Stürme im Leben gemeistert – selbst wenn wir viele Kilometer zwischen uns hatten. Wir haben gelernt zu fallen – und wieder aufzustehen. Und nach dem Aufstehen stärker als vorher zu sein. Vielleicht haben wir einige Zeit gehumpelt... aber danach konnten wir besser laufen als vorher. Wir haben gelernt, was im Leben wirklich wichtig ist – und das Familie nicht bedeutet, das alle immer zusammenbleiben müssen, sondern das sich manchmal einfach neue Konstellationen ergeben. Das kann ganz schön weh tun, weil es immer auch bedeutet, das etwas, das war, vorbei ist. Aber es hat immer, IMMER auch bedeutet, das jeder neue Chancen im Leben hatte, Möglichkeiten zum innerlichen wachsen, die er genutzt hat und von denen alle anderen mehr oder minder auch profitiert haben. Familie – sind wir trotzdem. Auch wenn wir weit verstreut sind. Denn es liegt an jedem Einzelnen einer Familie, wie er Familie auffasst. Respekt davor, das meine Familie so viel Courage hat, neuen Leuten die Hand zu reichen und zu schauen, wie sie das eigene Leben vielleicht bereichern – anstatt sie zu beschimpfen und bedrohen, weil man Angst hat, es wird einem etwas weggenommen. Ich habe jetzt an zwei Tagen mal wieder sehr eindrucksvoll gelernt, das ich als Mutter und Ehefrau nicht viel verkehrt gemacht habe. Sondern sehr viel mehr richtig. Auch wenn es vielleicht erst falsch erschien. 




Das musste ich jetzt einfach mal loswerden. Den Text hatte ich in der Grundfassung übrigens schon länger fertig. Aus aktuellem Anlass nur ergänzt.









Sonntag, 17. Januar 2016

Tut, tut... der Schulexpress



Weihnachten waren wir ja in unserer alten Heimat, einem Dorf am Rand einer Großstadt. Und weil es so eine verkehrsgünstige Lage vor der Stadt, umgeben von Industrie- und Gewerbegebieten, Landwirtschaft und Natur ist, ziehen dort viele Leute hin.

Wo Farino und Joey vor eineinhalb Jahren noch Rehe aufgeschreckt haben... ist jetzt ein Baugebiet. Noch eines, von vielen. Das Dorf hat sich in den letzten fünfzehn Jahren mehr als verdoppelt und aktuell sind dort mindestens 20 Häuser im Bau, der neueste Kindergarten (und damit der dritte Kindergarten in diesem Dorf!) fast bezugsfertig. Denn in jedem neuen Baugebiet dort, wird von Anfang an auch ein Kindergarten gebaut um eine wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten.


 

Vor etwa 15 Jahren wurde ein Marktplatz geplant und es gab eine lange Diskussion, welcher Einkaufsladen dort hinziehen würde, weil es sich doch hinten und vorne nicht rechnen würde bei so wenigen Bewohnern. Edeka hat dort mit einem der ersten NP-Läden so etwas ähnliches wie ein Pilotprojekt gestartet. Mittlerweile haben die ihre Verkaufsfläche durch einen Anbau deutlich erweitert. Das hätten sie nie gemacht, wenn es sich nicht gelohnt hätte. Der erste NP-Laden hatte ungefähr die Größe von dem in der Bilderbogenpassage. Mittlerweile ist der doppelt so groß.

Natürlich gab es auf dem Dorf auch einen Schlecker. Die haben sich ja fast überall angesiedelt, wo 20 Häuser zusammengestanden haben. Nach der Pleite stand der dann leer, nun hält sich dort sein etwa vier Jahren eine Art Euro-Laden mit den Namen „Tadellos“. 

Die Feuerwehr hat ihr Domizil aufgestockt bekommen und die kleine Grundschule ist gut ausgelastet und hat eine engagierte Lehrerschaft und eine ebenso engagierte Elternschaft. Schon im Sommer sind mir bei Spaziergängen im Dorf ein paar Schilder aufgefallen. „Schulexpress“ steht dort drauf, dann noch ein Spruch zum gemeinsamen gehen und eine Reihe von Sponsoren.

Jetzt zur Weihnachtszeit habe ich vor der Schule ein großes Banner gesehen: „Autofreie Schule“. Das hat mich schon echt beeindruckt – denn ich bekomme ja fast jeden Morgen hier in Neuruppin mit, wie Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, einmal dicht um den Spielplatz fahren, der gleichzeitig auch als Pausenbereich benutzt wird – und dann wieder verschwinden. Als meine Kinder jünger waren, gab es „das Gleiche in Grün“ bei uns um die Ecke. Da war ein Schulzentrum und eine Kita und viele, viele, VIELE Eltern haben ohne groß nachzudenken ihre Kinder dort mit dem Auto hingebracht und sich ebenfalls ohne groß nachzudenken, auf Zebrastreifen, den Gehweg und auf Zufahrten gestellt um ihre Kinder morgens auszuladen und mittags wieder einzuladen. Schließlich sollen IHRE Kinder ja sicher zur Schule kommen! Das dabei viele andere Kinder einfach mal gefährdet wurden... egal. Kollateralschäden. Shit happens. Hauptsache ist doch, man ist so begeistert Mama und Papa und findet Kinder soooo toll, dass das EIGENE Kind möglichst sicher fährt. Es könnte ja irgendein rücksichtsloser Idiot kommen, er nicht aufpasst und es platt fährt. 

So eine ähnliche Situation gab es auch an der Grundschule auf dem Dorf. Eltern, die ziemlich chaotisch und rücksichtslos alles zugeparkt und die sogar Schulbusse behindert haben. Denn auch das können Eltern mit Bravour. Busstreifen zuparken und sich dabei völlig im Recht fühlen, weil die „doch nur mal eben“... das in den Bussen aber Menschen sitzen, die gemeinsam fahren, damit auch die Umwelt schonen und die auch das Recht auf einen sicheren Ein- und Ausstieg haben, wird nicht bedacht. Auch das ist hier wunderbar jeden Morgen an der Haltestelle gegenüber vom evangelischen Kindergarten zu beobachten. Auch, was manche Eltern dort von Verkehrserziehung halten. Nämlich... nix. So die richtig tollen Vorbilder an Eltern schluren ihre Kinder morgens (und nachmittags) nicht etwa über den Zebrastreifen, der 15 Meter weiter weg ist – nein, mitten im Dunkeln durch den Berufsverkehr über die Straße, weil sie selbst ja schnell, schnell zur Arbeit müssen. 





Verkehrserziehung? Ja, schön wenn die Kinder es dann richtig im Kindergarten und in der Schule lernen – aber ihre Eltern sie „schnell, schnell, der sieht dich schon!“ mitten im Dunkeln durch den Berufsverkehr schleifen, an einer Stelle, wo eine Straßeneinmündung und kurz darauf ein beleuchteter Fußgängerüberweg schon so viel Aufmerksamkeit von Autofahrern verlangen, das die nicht immer damit rechnen, das irgendeine Blitzbirne dann noch mit Kind im Dunkeln zwischen den Autos hervorrennt. Das sind so die Darwin-Award-Kandidaten von Neuruppin. Jeden morgen wieder. Garantiert erzählen solche Eltern jedem, wie toll es ist, Eltern zu sein, wie wunderbar Kinder sind und den ganzen Krempel. Ich überlege, was solche Menschen wohl sagen, wenn ihnen selbst in so einer Situation ein Kind vor das Auto läuft? „Oh Gott, oh Gott, das tut mir so leid, ich habe das gar nicht kommen sehen, da vorne ist doch der Fußgängerüberweg... oh Gott, oh Gott... das wollte ich nicht! Oh Gott, ich kauf dem Kind einen Teddy und dann ist wieder gut – ja?“ - und was sie sagen würden, wenn ihr Kind plattgefahren wird, weil sie dem beigebracht haben, einfach so mitten über die Straße zu rennen?: „Du verdammtes Schwein, man sollte dir den Führerschein wegnehmen, du gehörst in den Knast, hast du keine Augen im Kopf? Unglaublich! Und so etwas läuft frei herum! Du gehörst eingesperrt und der Schlüssel weggeworfen, du hat mein Kind umgebracht, du Mörder!“. 

Aber zurück zum Schulexpress auf dem Dorf. Den gibt es dort seit Mai 2015. Die Idee kommt aus Bremen, dass man Haltestellen für Schulkinder einrichtet, bei denen sie auf andere Schüler warten um dann gemeinsam zur Schule zu laufen. Das lüftet den Kopf vor dem Unterricht noch mal durch, vertieft Freundschaften, hält fit – und die Schule bleibt ziemlich autofrei, weil das Verkehrschaos der Eltern wegfällt. Es bietet den Kindern noch etwas – nämlich ein bisschen Abenteuer und auch Verantwortung. Jeder Schulweg ist immer auch ein Erlebnis. Die Kinder lernen auch auf dem Schulweg – nämlich was sich verändert hat. Sie nehmen ihre Umwelt viel bewusster wahr und haben auf dem Rückweg dann auch Zeit, „runterzukommen“. Zeit, die ihnen sonst oft fehlt und dann wundern Eltern sich, das ihre Kinder irgendwie überdreht und überreizt sind. 

Nick ist hier noch zwei Jahre zur Schule gegangen – und den Schulweg gelaufen. Bei jedem Wetter. Als es mal etwas mehr geschneit hat, ist er in einen Schneehaufen gefallen, als Richtung Rheinsberger Tor die Fernwärmeleitungen gelegt wurden, hat er bei den Baustellen geschaut, er hat unterwegs Bekannte getroffen, in Schaufenster geschaut, ist über den Markt gegangen – und war stolz. Für jemanden mit einer leichten Gehbehinderung und mit nicht so guter Ausdauer war der tägliche Schulweg von knapp einem Kilometer pro Strecke eine Herausforderung. Ungesicherte Kreuzungen überwinden, holperige Bordsteine, an den Baustellen entlang ganz am Rand laufen, über die Schienen wechseln, Züge schauen... alles das gehörte zum Erlebnis Schulweg dazu.

Ich finde den Schulexpress eine tolle Sache. Und für Neuruppin auch durchaus nachahmenswert, dort wo es etwas Ähnliches noch nicht gibt und wo Eltern zum Teil insbesondere dadurch auffallen, das sie mit ihren Blechkisten ohne Rücksicht auf Verluste andere Menschen gefährden oder Anwohnern die Einfahrten und den Gehweg gleich mit zustellen. Beim EVI zum Beispiel. Oder bei der Montessori-Schule. Das sind die Schulen, wo es mir halt sehr auffällt, weil ich an denen immer vorbeikomme. Aber auch das Autochaos an der Gentz-Schule habe ich mitbekommen als Nick dort noch nebenan auf der Schule war. 

Auf dem Dorf gibt es in den Wohngebieten jetzt 13 Haltestellenschilder. In der ziemlich großen Gemeinde Rastede ist das Dorf Wahnbek das erste Dorf, das so einen Schulexpress hat – und damit ungefähr die 100. Schule in Norddeutschland, die so etwas auf die Beine gestellt hat. Eine wirklich tolle Idee, die sich ruhig weiter herumsprechen sollte. In Brandenburg hat bislang eine Schule einen Schulexpress eingerichtet und das ist die Anne-Frank-Grundschule in Teltow. 

Mehr Infos findet ihr unter: http://schulexpress.de/