Donnerstag, 17. Dezember 2015

von der Ökonomie gefällter Bäume...



Heute wurde auf der FB-Seite von „Du weisst, du bist Ruppiner wenn...“ ein MAZ-Artikel  über eine großen Fällaktion in Nietwerder veröffentlicht, weil dort die Alleebäume von einem Baumpilz befallen sind, der sie so dermaßen schwächt, das sie irgendwann einfach umkippen:





Montag war ich auf der Stadtverordnetenversammlung, weil ich eigentlich mit Andre Ballast von Pro Ruppin vereinbart hatte, dass eine Idee für die Grundstücksangelegenheiten mit der SWN eingebracht wird. Leider musste er kurzfristig arbeiten und wie das so ist, läuft dann plötzlich alles ungeplant und anders und ich habe angefangen, das in der Einwohnerfragestunde vorzutragen anstatt dafür extra Redezeit zu bekommen. Das war dann aber halt auch nicht richtig, weil die Stadtverordneten zwar gewählte Vertreter der Bürger sind, aber – etwas bissig ausgedrückt - die besten Bürger dann doch irgendwie die sind, die sie möglichst in Ruhe lassen und keine oder nur ganz kurze Fragen stellen. Im Nachhinein haben mir dann noch ein paar Leute gesagt, hätte ich mich an sie gewand, hätten sie für mich Rederecht beantragt – aber wie gesagt, im Nachhinein ist man immer schlauer. Auf Facebook habe ich dann in dem Beitrag mit dem Artikel eine Art "offenen Brief" geschrieben. Den habe ich jetzt noch mal überarbeitet:




"Liebe Vorsitzende des SWN-Aufsichtsrates, liebe Bürger von Neuruppin - denn euch alle geht das auch etwas an!

Als ich in der SSV in der Einwohnerfragestunde meine Vorschläge zur den Multifunktionsflächen, die als Erholungsflächen für Bürger eingetragen sind, vorstellen wollte, wurde ich unterbrochen. Zu lang, (zu lästig, zu uninteressant... sein wir doch mal ehrlich) und keine Fragen, die binnen einer Minute gestellt werden. Die SWN möchten diese Flächen gerne aufkaufen um dort eine Holzplantage zu errichten. Ich bin der Meinung, das sie das zwar tun können, aber dennoch auch verschiedene Nutzungsmöglichkeiten der Wege für Bürger geschaffen werden sollte. Immerhin ist es eine Erholungsfläche und wenn die Stadtentwicklung so weiter geht, sind dort in 20 Jahren am Rand lauter Häuser in denen Menschen wohnen, die gerne etwas von einem Erholungsgebiet hätten.

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates hat mir dann erklärt, wenn die Vorschläge ökonomisch wären, müsste man mal gucken, ob man davon was umsetzen kann, sie kommen jedenfalls mit in die nächste Aufsichtsratssitzung. Ich möchte an dieser Stelle und zu diesem Thema mal sagen, das ich und mein Sohn im Monat einen Bruchteil von dem zur Verfügung haben, was so einem Aufsichtsratsvorsitzenden zur Verfügung steht – völlig egal, aus welchem Topf der seine Kohle bekommt. Ich muss also per se ökonomisch denken und möglichst ökonomisch handeln, damit wir gut über die Runden kommen. Ökonomisch denken und handeln kann man auch, wenn man für viele Menschen nur „Hausfrau und Mutter“ ist und keinen beeindruckenden Titel oder Job hat. Vielleicht kann man es dann sogar besonders gut, denn manche Sachen, die in der Wirtschaft oder auch in einer Verwaltung ablaufen, halte ich für extrem unökonomisch.

Wo mir also doch am montag Abend der Hinweis auf die Ökonomie gegeben wurde – ich hoffe, das die Verantwortlichen in Verwaltung und bei der SWN die Gelegenheit beim Schopf gepackt haben, und gesagt haben: „Super, die gefällten Bäume lagern wir auf einer Fläche oben beim Klärwerk. Das sind mindestens 20 Tonnen Holz – und wenn wir die schon mal lagern weil die SWN ein Holzkraftwerk bauen möchte und im Jahr 100 Tonnen Holz brauchen, dann haben wir ja schon mal einen Vorrat!“ – der sich bis zum Betriebsbeginn des Kraftwerkes in ein paar Jahren gut vermehrt und damit den Start und den Betrieb im ersten Jahr enorm erleichtert und vielleicht auch die Kosten für die Flächenräumung senkt, denn je mehr Holz erst einmal nicht selbst angebaut werden muss, desto weniger Fläche muss auf einen Schlag von Munition befreit werden! 


Auch die Holzhackschnitzel von den nächsten Martinimärkten könnten dort gelagert werden, bis sie im Kraftwerk verheizt werden. Immerhin günstiger, als genau das Material, welches in absehbarer Zeit in rauhen Mengen benötigt wird, jetzt teuer zu entsorgen. Genau DAS ist nämlich Ökonomie! Wenn klar ist, die SWN wollen so ein Holzkraftwerk bauen, dann sollte man doch logischer Weise auf den Zug aufspringen und sagen: „Tolle Idee, denn so sparen wir zusätzliche Entsorgungskosten für nicht veräusserbare Bäume, Bruchholz, Rindenabfälle und so weiter!“. In anderen Städten, die nicht so viel Waldfläche haben wie Neuruppin, gibt es z. B. Solche Holzkraftwerke und da ist die Auflage, für dieses Kraftwerk wird kein Baum extra gefällt. Für Neuruppin, das jedes Jahr durch seine Holzwirtschaft in den Aussenbezirken eine 6-stellige Summe erwirtschaftet (war doch so – oder? Gibt ja keinen Haushaltsplan und keine Bilanz in der man nachgucken könnte...) wäre ein Holzkraftwerk das ziemlich CO²-neutral arbeitet langfristig ein enormer Gewinn. 


Man könnte Energie aus Holz erzeugen, das ohnehin anfällt und nicht teuer entsorgt werden muss und auch Bruchholz verwenden, das anfällt, aber liegen gelassen wird. Und kein Wald würde deshalb steril und aufgeräumt aussehen! Je nach Verfahrensweise kann man in solchen Kraftwerke noch Heu- und Strohballen verbrennen, die oft genug auf den Wiesen vergammeln, Papier und sogar schadstoffbelastete Erden so hoch erhitzt durchbrennen, das die Schadstoffe sich dabei auflösen und der übrig bleibende Sand unbelastet ist. Was für eine Option für diese Stadt, deren giftiges Erbe unter unseren Füßen ist und oft genug bei Straßen- oder Hausbauarbeiten ans Tageslicht kommt und Unsummen an Entsorgung und Zwischenlagerung verschlingt!!! 


Es ist ein Rechenexempel. Wenn die SWN so ein Kraftwerk aufbauen will – na super! Die Erfahrungen mit diesen Kraftwerken sind wirklich gut. Laut Zeitungsbericht und Aussage von Herrn Brose in demselben könnte man in vier Jahren schon die erste Holzernte von der geplanten Plantage einfahren. Auf meinen Touren rund um die Stadt sehe ich oft Holzstapel und Bruchholz, das weit, weit länger als vier Jahre an seinem Platz liegt. Also spricht doch tatsächlich nichts dagegen, jetzt schon anfallendes Holz zu lagern! Und wie gesagt, wenn die Leute sich über die Kosten der Flächenräumung streiten – bevor das Kraftwerk daran scheitert, das irgendjemand irgendwann sagt: „Huuuch, wir haben uns da irgendwie voll mit den Kosten der Räumung vertan, jetzt können wir das ganze Projekt nicht mehr umsetzen und haben als SWN die Flächen an der Backe...“ - also, lasst uns ökonomisch denken um den Traum des SWN wahr werden zu lassen, ein Holzkraftwerk zu errichten! "



Schon die Nachkriegsgeneration hat Sachen aufbewahrt „weil man ja nie wusste, wozu man das noch mal gebrauchen kann!“. Ich bin sicher, ähnlich war es in der DDR. Jedenfalls war der Trabbi, den mein Mann aus Apolda geholt hat, bis unter das Dach vollgestopft mit Ersatzteilen, die sich über die Jahre angesammelt hatten „weil man ja nie weiß, wozu man das noch mal verwenden kann“. Ich glaube nicht, das sich eine Stadt, die ständig allen erklärt, wie pleite sie doch ist, es sich leisten kann, Holz teuer wegzuwerfen. Nicht, wenn es in absehbarer Zeit geplant ist, solches Holz sinnvoll zu verwenden. Wenn dieses und viel anderes Holz, was in den nächsten Jahren noch anfallen wird, helfen kann, enorme Räumungskosten zu puffern und über Jahre zu splitten, indem nicht sofort die ganzen 72 Hektar Fläche benötigt werden, sondern nach und nach ein Teil geräumt wird – oder vielleicht sogar ein paar Hektar gar nicht geräumt werden müssen, weil sich herausstellt, das es auch so genügend Brennmaterial für die Anlage gibt.


Weil viele Leute mit so einem Holzkraftwerk nichts anfangen könne, werden wir übrigens nächstes Jahr mindestens eines besuchen und euch darüber berichten. Ich meine, ich hatte zwar schon vor Wochen bei der SWN angefragt, ob die mir dazu mehr erzählen können, aber irgendwie mögen die mich wohl nicht so richtig. Das ist aber halt nicht so schlimm, weil es ja schon laufende und erfolgreiche Anlagen davon gibt. Dann nehmen wir halt so eine um euch zu erklären, wie cool die Teile sind und wie die funktionieren. Kein Ding. :-D


Ach so, und selbstverständlich habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie der Mehraufwand, die Flächen sowohl als Plantage als auch als multifunktionales Erholungsgebiet für die SWN abgemildert werden kann und das auch mit vorgeschlagen. Von Kooperationen mit Schulen und anderne Einrichtungen bis zum Einsatz der LaGa-Truppe der Stephanus-Stiftung – die für die SWN eine Verminderung von Ausgleichzahlungen für fehlende Behindertenarbeitsplätze bedeuten würde, über den Ankauf des Grundstückes an der Trenckmannstraße in Raten bis hin zur gemeinnützigem Einsatz von Flüchtlingen war alles Mögliche dabei um den Kosten-Nutzen-Effekt möglichst ausgewogen zu halten und um zu verhindern, das die Stadtwerke sich einfach ein riesiges Areal unter den Nagel reißen das eigentlich für alle ist und dann mit den Schultern zucken und sagen: „Tja, kein Geld da... Pech gehabt!“.








Samstag, 28. November 2015

Politprominenz in Neuruppin

soso, kaum lassen irgendwelche Glocken ertönen, das höhere  Politprominenz in Neuruppin auftaucht, ist alles, was irgendwie imposante Autos hat, damit unterwegs um der Politprominenz zu zeigen, was Neuruppin so zu bieten hat... zum Beispiel beim Museum. 

"Und sehen Sie, es gibt hier sogar Behindertenparkplätze! Die sind so groß, da passt auch ein dickes Auto drauf! Das beweise ich Ihnen jetzt mal... und damit man auch bei Schnee sieht, das es welche sind, stehen da sogar große Schilder!"



Nein, ist ein Scherz. Wer so ein Auto fährt, der ist meistens ein ganz kluger Kopf, denn so ein Auto muss man sich ja auch erst mal verdienen können. Und ich finde es deshalb so wirklich richtig saucool, das so ein kluger Kopf sich persönlich bereit erklärt hat, von Neuruppin nach Berlin zu fahren und Herrn Schäuble einzukassieren. Wie wir alle wissen, sitzt der ja im Rollstuhl und braucht deshalb bestimmt einen Chauffeur.


Ich meine, das der als Minister dann mal so etwas bürgerlich-profanes wie den Parkausweis vergisst, ok. Kann mal passieren, aber dafür kennt den ja auch jeder. 

Von daher - super Aktion, den Kerl auch gleich mit dazu zu holen, damit der das Museum hier kennenlernt. Nicht?! 














Dieser Beitrag kann Spuren von Sarkasmus und Ironie enthalten.













Dienstag, 17. November 2015

Grundstückdeals... Teil 2... die Ideen einer schlaflosen Nacht


Also möchten die Stadtwerke die Flächen kaufen.

(<- klick mich, ich bin der Link zur Beschlussvorlage) Eher so nebenbei steht dann in der Beschlussvorlage, dass diese Flächen zum Landschaftsentwicklungsplan gehören, die Verbindungswege erhalten bleiben und das Menschen sich da eigentlich auch erholen sollen. Das soll laut Stadtwerken auch dann gegeben sein, wenn sie die Flächen aufkaufen. 



"Pi mal Daumen" - die Flächen befinden sich letztlich ungefähr in den oben rot eingefärbten Bereichen. So ganz rudimentär dargestellt, einen besseren Plan findet ihr als Anlage zur oben verlinkten Beschlussvorlage.

Ich war ja schon ein paar Mal in der Gegend, das letzte Mal heute Nachmittag um für euch Fotos zu machen. Denn ich glaube, viele wissen gar nicht so richtig, wo das ist und wie es dort aussieht. Das erste Mal habe ich mich auf den Stadtplan verlassen und war mit Nick und den Hunden dort – um einen Weg zu laufen, der zwar auf dem Stadtplan toll eingezeichnet ist – aber da ist halt nicht zu sehen, das dort so ziemlich alle Wege irgendwann vor Schranken, Toren oder im Nichts enden. 


Zufahrt über die Musikersiedlung

Vor ein paar Wochen waren wir auch wieder dort und wollten auf der anderen Seite der Kläranlage einen im Stadtplan rot eingezeichneten Radweg nutzen um zum Molchowsee zu kommen. Wir sind echt kläglichst in den Rieselfeldern verreckt. 

(<- klick mich, ich bin der Link zum Artikel darüber) Den Weg, der auf der Karte als Rad- und Wanderweg eingezeichnet war, gab es nicht. Mit Fahrrad, Hund und Behindertendreirad dann die Bundesstraßen zu nutzen ist schon so halber Selbstmord, deshalb haben wir das gelassen. 


Klärwerk

Meine Ideen knüpfen sich an den Begriff „multifunktionale Nutzung“ an – und sind auch durchaus in die Zukunft von Neuruppin gerichtet. Wenn da so umsetzbar wäre, würden beide Seiten enorm von den Grundstücksdeals profitieren, die Stadt Neuruppin und die Bürger wahrscheinlich noch mehr als die Stadtwerke. 


Gelände das aufgekauft werden soll...

Mein Vorschlag wäre: die Grundstücksverkäufe/-ankäufe finden FAST so wie geplant statt. Was das Grundstück am Wasserwerk betrifft, wenn die Stadtwerke den Kaufpreis für die Flächen am Klärwerke auf mehrere Jahre verteilen möchten, dann sollte hier aufgrund der Haushaltslage ebenso verfahren werden. In den Sitzungen allen immer zu erklären, wofür man alles kein Geld hat aber dann Flächen aufzukaufen ist ein sehr schlechter Stil - auch wenn Grundstückswerte letztlich gegengerechnet werden. Wobei die letzte Rate unter der Voraussetzung bezahlt/verrechnet/gegengerechnet wird, dass die Stadtwerke den zusätzlichen Vereinbarungen gerecht werden, die für die Flächen am Klärwerk vereinbart werden müssten. 


Denn letztlich wäre ein „Erholungswert“ auch dann gegeben, wenn einfach nur der Weg zum Kuhburgsberg frei wäre (der oben auf dem Bild). Für so eine stadtnahe Fläche finde ich das dann aber etwas armselig und es wäre auch eine ziemlich billige Lösung. 

Im Hintergrund das Oberstufenzentrum, aber der Weg geht da nicht hin
Ich meine, ich bin ja noch nicht so lange Neuruppinerin, aber das manche Firmen sich irgendwie nicht an vereinbarte oder verordnete Auflagen zu halten scheinen, ist an der Präsidentenstraßen zu sehen. Oder eben auch nicht. Man möge mich gerne korrigieren, aber da, wo seit ewigen Zeiten ein Bauzaun steht und im Hof ein Neubau der zu den Ruppiner Kliniken gehört, hat wohl mal ein Haus gestanden, wo zumindest die Fassade erhalten werden sollte. Und blöder, blöder Weise kam dann „ganz versehentlich“ eine Baggerschaufel angesaust. Soweit mir bekannt ist, sollte dort neu aufgebaut und die historische Fassade nachempfunden werden. War so vereinbart. Nun wurde und wird zwar in die Hochschule investiert, in Baumaßnahmen auf dem Klinikgelände... aber eben nicht an der Präsidentenstraße. Das ärgert viele Neuruppiner und sie haben dafür - zu recht - kein Verständnis. Denn das sieht nach Klüngelei aus.
 
auch dieser Weg soll laut Karte zum OSZ führen... nix da.

Also sollte man aus den Fehlern lernen und Vereinbarungen schriftlich in Verträgen so festhalten, das sie klar und eindeutig sind und auch dann Bestand haben, wenn irgendwann die Akteure wechseln oder irgendwer anfängt, Alzheimer zu bekommen und Absprachen plötzlich vergessen hat. Genau solche festen Absprachen könnten dann nämlich im Fall der Flächen am Klärwerk ein großer Gewinn für die Stadt werden. Nicht monetär gesehen – sondern auf Faktoren wie „Erholung“, „Sportmöglichkeiten“, „Fahrradwege“, „Ökologisch“ und „umweltbewusst“ bezogen und für völlig neue Optionen im Bereich von Veranstaltungen schaffen. Einen Teil dieser Sachen nennt man auch „weiche Standortfaktoren“. Weiche Standtortfaktoren erhöhen vor allem die Möglichkeiten und das Wohlbefinden von Menschen. Ihre finanziellen Auswirkungen lassen sich direkt kaum berechnen, aber langfristig bringen sie Geld. Dadurch, das Menschen hier Urlaub machen, Kurse buchen, Kaffee trinken etc. - und sorgen für Arbeitsplätze. Dort, wo die Menschen Kaffee trinken, Urlaub buchen, einkaufen oder an Veranstaltungen teilnehmen. 


Der Energiepark hat auch schon mal bessere Tage gesehen...

Was ist nun also meine Idee?

Wie schon gesagt, ich bin für eine multifunktionale Nutzung. Das bedeutet in meinem Sinn, das nicht nur die Stadtwerke Holz anbauen und Leute die bestehenden Wege dann endlich mal nutzen können um eine autofreie Verbindung zu haben. Multifunktional bedeutet für mich auch, verschiedene Sportarten zu berücksichtigen. So könnten in dem Gebiet, das wahrscheinlich in irgendwelche Parzellen aufgeteilt wird, Wege zwischen manchen Parzellen angelegt werden, die sich an Reiter, Crossradfahrer, Canicrosser und Bikejörer wenden. Denn siehe da – ich bin ja nicht alleine mit Hund vor dem Rad unterwegs, davon gibt es hier mehrere Leute und ich bin sicher, da kommen auch noch welche zu. Es ist aber eben mitunter stressfreier, wenn man sich einen Weg nicht mit vielen Fußgängern und Freizeitradlern teilen muss. Ähnlich geht es auch Crossradfahrern und Reitern. Alle diese Leute werden nicht in Massen auftauchen. Aber es gibt sie. Genau wie Kanuten, Segler, Ruderer, Taucher und so weiter, die völlig selbstverständlich ihren Sport ausüben und davon ausgehen, dafür eine Infrastruktur zu haben. 
Auch dieser Weg landet vor einem verschlossenen Tor

Es wäre auch ein Blick in die Zukunft. Denn es entwickeln sich ja auch immer neue Sportarten. Eine Geländestrecke zu bieten, die schon im Rahmen der Flächenaufarbeitung und -neueinteilung mit eingeplant werden kann und sich mit den vorhandenen Wegebedürfnissen der Stadtwerke und Forstwirtschaft von Anfang an geplant und umgesetzt werden kann spart Geld, letztlich auch Ärger, wahrscheinlich Frust – und schafft neue Anreize. Nicht nur für die hiesigen Bürger, vielleicht auch für Urlauber, Tagesgäste oder irgendwann gar für Veranstalter von Sportevents. Es wäre eine Grundlage für völlig neue Ideen und Anreize. Darum geht es. 





Denn ja, sicherlich ist es schön, wenn Neuruppin sich als Kulturstadt definiert und profiliert. Aber wenn die Stadt zusätzlich noch attraktive Freizeitangebote schafft, profitieren noch mehr Menschen davon. Auf einem Bein allein kann man nun einmal sehr schlecht stehen.






Montag, 16. November 2015

Grundstücksdeals... Teil 1 Worum es geht


Vielleicht habt ihr mitbekommen, das die Stadtwerke gerne zwei Grundstücksgeschäfte mit der Stadt abschließen würden. (<- klick mich, ich bin ein Link) Im Bauausschuss wurden die beiden Sachen getrennt voneinander vorgestellt – und beide sind vom Bauausschuss abgelehnt worden. Nun stimmt aber noch der Haupt- und Finanzausschuss darüber ab und danach die Stadtverordnetenversammlung. Dass der Stadt insgesamt viel Geld entgeht, ist nur eine Sache. Ich habe über beide Beschlussvorlagen nachgedacht und hatte dann eine Idee – die in der einen Beschlussvorlage, wo es um den Verkauf eines großen Areals geht, zwar weitestgehend im Ansatz erwähnt wird – aber da ist das ein bisschen schwammig und als „kann“ formuliert.


An der Kläranlage im September...


Aber worum geht es denn genau?

A) den Stadtwerken gehört eine Fläche am Wasserwerk / Trenckmannstraße / Fehrbelliner Tor. Diese Fläche ist eine öffentliche Grünfläche und darf nicht bebaut werden. Wobei „Grünfläche“ ein bisschen irreführend ist – denn es ist das Waldstück dort. Die ganze Wohnbebauung in dem Areal war nur deshalb möglich, weil diese Fläche als öffentliche Grünfläche ausgewiesen war und von vielen Jahren wurde mit den Stadtwerken vereinbart, dass die Stadt das Areal irgendwann aufkauft. Ist ja auch logisch, warum sollte eine Firma eine öffentliche Grünfläche besitzen? Denn auch wenn die Stadtwerke eine Tochterfirma der Stadt Neuruppin sind – es ist ein Firmenbetrieb.


Das größte Problem ist eigentlich, dass die Stadtwerke jetzt mehr Geld haben wollen, als 2007 vereinbart worden ist. Klingt unfair – ist es aber nur zum Teil, denn auch Grundstücke haben eine Wertsteigerung. Egal ob öffentliche Grünfläche oder nicht. Der Vergleich passt zwar nicht so ganz, aber stellt euch vor, ihr besitzt einen Acker. 2007 ist der Acker noch am Arsch der Welt und über holprige Sandwege zu erreichen. Nun haben wir 2015, die Zufahrt zum Acker ist asphaltiert, es gibt einen Laden in der Nähe und alles runderhum ist irgendwie „aufgehübscht“ worden. Der Acker als Fläche ist begehrter geworden und ihr möchtet den gerne verkaufen. Würdet ihr nach den Preisen von vor 8 Jahren gehen – oder berücksichtigen, das der Acker durch das aufgemöbelte Umfeld letztlich auch an Wert gewonnen hat? Würdet ihr also auf Geld verzichten – oder eher nicht?


Wahrscheinlich eher nicht. Genauso wie die Stadtwerke, die übrigens ziemlich viel Geld in Neuruppin investieren und immer auch viele soziale Projekte finanziell unterstützen, die einen Teil des Neuruppiner Kultur- und Sportangebotes ausmachen. Das Problem ist bei der Summe auch, dass die Stadt halt ziemlich pleite ist. Und plötzlich sollen 200 000 Euro da sein um das Grundstück aufzukaufen... doch halt – müssen die tatsächlich da sein? Damit kommen wir zur zweiten Beschlussvorlage.


B) Die Stadtwerke haben in den letzten Jahren mit nachwachsenden Rohstoffen experimentiert und würden gerne eine Anlage mit Holzhackschnitzeln aus eigener Produktion laufen lassen um daraus Energie zu gewinnen. Eine tolle Idee! Denn das wäre die Alternative zum nächsten Solarpark oder zu einer weiteren Windkraftanlage. Für den Anbau schnellwachsender Bäume wie Birke und Weide brauchen die Stadtwerke aber große Flächen. Deshalb möchten sie 75 Hektar Flächen an der Kläranlage aufkaufen. Dafür bekommt die Stadt über mehrere Jahre Teilzahlungen des Gesamtbetrages von 750 000 Euro. Mit einem Teil des Geldes könnte z. B. der Hort in Gildenhall saniert werden, andere Mittel werden für Baumaßnahmen oder als Eigenanteil für Fördergelder dringend gebraucht.


Im Bauausschuss wurde von Abgeordneten gesagt: „Die Stadt kann die Flächen doch selbst bewirtschaften!“ - das kann die Stadt nicht. Denn die Flächen, um die es geht, sind letztlich Sperrgebiet. Dort liegt immer noch Munition herum und die Beseitigung der Munition durch einen Kampfmittelräumdienst ist sehr, sehr, SEHR teuer. Erinnert ihr euch noch an die Bombe auf dem Friedhof, die gesprengt werden musste? Ist gar nicht so lange her. Diese Bombe zu beseitigen hat, soweit ich mich erinnern kann, rund 30 000 Euro gekostet. Eine Bombe auf dem Friedhof. Nun stellt euch mal vor, ihr habt ein riesiges Areal mit vielleicht 20 Bomben und 200 Granaten etc. . Selbst wenn es da pro Bombe vielleicht ein bisschen günstiger wird, weil nicht so viel abgesperrt werden muss – aber allein die Suche nach allen und das Räumen des riesigen Areals sind Summen die sind für jeden einfachen Bürger jenseits von Gut und Böse und stehen absolut in keinem Verhältnis zu dem, was man dort vielleicht an Holz erwirtschaftet.



Ausserdem lagert in dem Bereich auch belasteter Boden. Denn dort ist das Lager der Firma Lück, die den verseuchten Boden aus der Friedrich-Engels-Geduld-Straße dort hingefahren hat, nachdem eine Untersuchung festgestellt hat, das er mit PCB (oder so ähnlich) so hoch belastet ist, das er eine Gesundheitsgefährdung darstellt.

Ein Teil der Fläche, die aufgekauft werden soll


Dann kam der Vorschlag: „Die Stadtwerke können die Flächen doch pachten!“. Das wollen die Stadtwerke nicht. Aus gutem Grund. Denn sie würden – übrigens genau wie viele Besitzer von Erholungsgrundstücken am Wasser – viel, viel, viel Geld auf Flächen investieren, die ihnen nicht gehören. Und irgendwann kommt jemand und sagt ihnen: „War nett mit dir, aber wir haben hier jemanden, der uns mehr Geld bietet. Danke für die ganzen Räumarbeiten, sorry für die Verluste, tschüss!“. Warum sollen sich also die Stadtwerke auf so etwas einlassen, was gerade viele Leute mit Seegrundstücken abkotzen lässt? Die wären doch schön blöd!





Das wäre der erste Teil zu den Grundstücksdeals. Der zweite ist in Arbeit, seid gespannt! 

Sonntag, 15. November 2015

Viehmarkt...

der Martinimarkt ist nun schon fast eine Woche vorbei. Rückblickend sind sich einige Anwohner hier einig, er war RUHIGER als sonst. Sehr angenehm.

Natürlich gab es auf Facebook auch einige (also ich glaube so vier...) Leute, die den gerne abschaffen würden, alles viel zu teuer finden und überhaupt wären ja alle Schausteller ohnehin Halunken und Betrüger. Sind sie nicht. Markt ist ihr Lebensinhalt und ihr Lebensunterhalt. Das, was Schausteller an Zeit, Arbeit und oft auch Geld investieren - das würden andere Menschen für so einen Job definitiv nicht machen. 

Ich war dann das erste Mal auch auf dem Viehmarkt. Mit Joey, mal gucken, wie der reagiert. Gelassene Hunde fallen nicht vom Himmel, das ist viel Arbeit die jahrelang dauert. Joey hat sich da ganz gut gehalten, auch bei den Pferden. Damit hat er sonst oft Probleme. Erschrocken habe ich mich über einen Esel, der angeboten wurde. Falls ihr auf dem Viehmarkt wart, vielleicht habt ihr den gesehen, der war parallel zur Engels-Geduld-Straße an einem Pferdeanhänger angebunden. 

Sein Rücken war halbkreisförmig eingedrückt. Das nennt sich Senkrücken und kommt insbesondere bei alten und überlasteten Tieren vor. Dieser Esel hatte einen sehr ausgeprägten Senkrücken. Das Schlimme daran sieht man aber nicht, denn es ist unter der Haut. Equiden - also Pferde, Esel, Zebras, Mulis... haben auf der Wirbelsäule lange Dornfortsätze. Das sieht normalerweise so aus: 


Bildausschnitt: gandoza.com (bietet 3 D-Modelle zum kauf an)

Wenn die sich berühren, weil der Rücken vielleicht falsch belastet wird, der Sattel nicht passt, das Pferd sich verletzt oder einen Senkrücken hat, dann hat das Tier richtig scheiße Rückenschmerzen. Nur: Tiere können das nicht einfach sagen. Ich halte es für Tierquälerei, so ein Tier mit auf den Viehmarkt zu nehmen und es dort über Stunden anzubinden und von vielen Leuten womöglich auch noch am Rücken anfassen zu lassen oder - worst case - ein Kind drauf zu setzen. Das ist aber eben meine Meinung. Das hier bei Tieren die Uhren auch gerne mal anders ticken, insbesondere wenn Kinder ihre Freude haben, ist ja schon bekannt. 

Zur Belohnung hat Joey dann ein Rinderohr bekommen. Von einem Stand, der das erste Mal auf dem Viehmarkt war und neben allerlei Leckereien für Haustiere auch ein paar Zuchtvögel angeboten hat. Da erlebte ich dann folgende Szene: Eine Frau mit einem Notizbrett kam in Begleitung eines Securitymitarbeiters und wollte das Standgeld abkassieren. 

Die Händler waren völlig überrascht und wiesen darauf hin, das sie doch schon einmal da war und schon abkassiert hätte. "Das war für die Vögel!" wurde erklärt. Das leuchtete den Händlern nicht so ganz ein, weil sie schon eine nicht unerhebliche Summe bezahlt hatten und es ergab sich eine kleine Diskussion. Sehe ich ja auch ein, üblicher Weise wird auf einem Markt nur einmal abkassiert - und nicht in zwei Runden. 

Ich weiß nicht, ob es für Markbeschicker und für die Veranstalter dann tatsächlich so eine günstige Konstellation ist, als Begleitung für die Kassiererin dann ausgerechnet den Securitymitarbeiter zu wählen, der breite Schultern, eine Glatze und ein Totenkopftatoo mit Schlagring auf dem Hinterkopf hat. Da gab es auch noch genügend andere Mitarbeiter, die nicht gleich von vornherein einschüchternd gewirkt haben. 

Ich finde, es ist ein sehr, sehr schlechter Zug denen gegenüber gewesen, die für den Erfolg des Viehmarktes zuständig sind - nämlich alle, die dort als Händler auftauchen. Wer  es nötig hat, so jemanden mit zum Abkassieren zunehmen und Probleme hat, in einem Durchgang zwei verschiedene Sachen abzurechnen, sollte vielleicht überdenken, ob er dort den richtigen Job macht.

Meine Meinung











Dienstag, 10. November 2015

Ich bin nicht der Kulturbeirat!!!


Ich habe ein bisschen länger über einige Dinge nachgedacht und auch mit ein paar Leuten gesprochen – und einen Entschluss gefasst. Zum Frühjahr hin werde ich meinen Platz im Kulturbeirat zur Verfügung stellen.

Es gab jetzt zwei Sitzungen, bei denen klar gestellt wurde, das die einzelnen Mitglieder des Beirates auch eine eigene Meinung haben, die sie auch als ihre eigene Meinung vertreten dürfen. In beiden Sitzungen betraf es mich. Weil ich als Bloggerin im Beirat bin und nicht, weil ich einen Chor leite, einen Kulturverein, nicht weil ich Male oder was auch immer. Nein, weil ich den Leuten erklären möchte, wie Sachen hier funktionieren, weil ich auch mal darauf hinweise, was so gar nicht geht, deshalb musste zweimal klar gestellt werden, das wir in einem Land mit Meinungsfreiheit leben. Weil es Leute gibt, die die Wörter „meine eigene Meinung“ anscheinend weder lesen noch begreifen können oder wollen. Vielleicht mitunter, weil sie dann mit ihren eigenen Schwächen und/oder Fehlern konfrontiert werden, wo es doch so viel einfacher ist, mit den Fingern auf andere Menschen zu zeigen.

Es gibt verschiedene Arten zu bloggen. Wer sich in der Bloglandschaft umsieht, findet Blogs, die Zeitschriften angehören. Es gibt Blogs, die sich auf Affilaite-Werbung / Produkttests spezialisiert haben. Andere Blogger haben ihren Schwerpunkt bei Landschaftsfotos und setzen wenig Text ein, andere arbeiten eher wissenschaftlich und wieder andere haben einen ganz privaten Blog nur für ihre Familie oder nutzen ihr Internettagebuch um über ihr privates Leben zu berichten.

Blogs gehören zu unserer Medienlandschaft, die sich in den letzten Jahren enorm gewandelt hat, dazu. Mit der ansteigenden Masse an Blogs ist aber nicht nur die Vielfalt gewachsen, sondern zum Beispiel auch der rechtliche Hintergrund. Welche Blogs sind als privat zu betrachten – und welche sind schon journalistisch anzusehen und unterliegen damit weit höheren Anforderungen am Drumherum – und ab wann wird es gewerblich? Das nicht jeder Mensch mit so einem Wandel klar kommt, verstehe ich – und die Kehrseite der digitalen Medien ist das Ausbluten der Printmedien. Also der Zeitungen und Zeitschriften. Dort wird seit vielen Jahren immer mehr gespart und das, was früher als kleines, regionales Verlagshaus existieren konnte, wurde irgendwann von einem Großkonzern geschluckt – oder hat sich zu einem entwickelt. Die Folgen sind auch, das für die einzelnen Regionen überall in Deutschland letztlich immer weniger Platz in den Zeitungen zur Verfügung steht.

Wenn Zeitungen immer weniger Platz haben um über Dinge vor Ort zu berichten und es mitunter auch klare Anweisungen gibt, wer bitte was wie zu schreiben hat wenn man an seinem Job hängt, dann kann man sich überlegen, ob man das gut findet. Und was eigentlich die Auswirkungen sind, die sich nach und nach schleichend einstellen. Um sich eine Meinung zu bilden, ist es immer wirklich gut, sich verschiedene Sichtweisen zu einer Sache anzuhören. Egal ob das Kind nach Hause kommt und heult, weil jemand es gehauen hat oder ob es um eine existenzielle medizinische Behandlung geht. Das ist im Kern völlig egal. Es geht nicht darum, allein die „Verpackung“ einer Sache zu beurteilen, egal ob ein schickes Auto oder ein Verwaltungsvorgang. Denn wir selbst wollen ja auch nicht nur auf unser Äußeres reduziert werden, sondern sind viel mehr als das.


Unter anderem deshalb blogge ich. Und weil ich blogge um vielen Menschen auch mal andere Sichtweisen aufzuzeigen oder ihnen etwas zu erklären, ist meine Art des bloggens mehr oder minder journalistisch. Auch wenn ich selbst keine Journalistin bin. So etwas gehört ebenfalls zur sich wandelnden Medienlandschaft – das solche Grenzen verschwimmen. Wenn meine Bloggerei aber mehr und mehr journalistisch ist und ich damit auf der einen Seite auch entsprechende gesetzliche Auflagen (!!!) habe, so steht mir auf der anderen Seite auch die Freiheit zu, im Rahmen dieser Auflagen und Regeln zu berichten, worüber ich berichten möchte und was ich ggf. auch nachweisen kann. Damit sind wir wieder beim Anfang des Artikels – bei der Meinungsfreiheit.

Mir ist meine Meinungsfreiheit sehr wichtig und ich achte Meinungsfreiheit – und Meinungsfreiheit ist nicht rassistische und/oder menschenverachtende Hetze oder gar Aufruf zu Straftaten oder Gewaltverherrlichung, auch wenn einige Leute so etwas als Meinungsfreiheit verstehen (<- klick mich ich bin ein Link). Wir leben in einer demokratischen Rechtsform. Das ist zugegeben nicht immer ganz so ersichtlich. Aber Demokratie ist auch nicht ganz einfach. Denn in einer Demokratie ist jeder Einzelne letztlich gefragt. Wer wegschaut – ist nicht demokratisch. Wer den Staat und damit andere Bürger betrügt ist auch nicht demokratisch. Wer nicht wählen geht, aber sich ständig über die vorherrschende Politik beschwert und sagt: „Ich kann ja sowieso nichts ändern“ – ist letztlich auch nicht demokratisch. Denn selbst wenn ihn die vorherrschende Politik resigniert wäre es dann doch seine demokratische Pflicht, sich dafür einzusetzen, dass sich etwas ändert. In einer Demokratie gibt es nicht nur das „ICH“ - sondern vor allem auch „die Anderen“. Ich glaube, auch das haben viele Leute irgendwie vergessen. Oder zumindest, das „die Anderen“ mehr bedeutet als zwei Worte. Eigentlich bedeutet es, eine enorme innere Größe zu zeigen, weil man auch wenn es einem selbst vielleicht nicht in den Kram passt, sich die Meinungen, Argumente und Wünsche „der Anderen“ anhören und sie respektieren sollte. Egal wer sie sind und egal was sie sind. Das ist mitunter sehr, sehr schwer. Das schaffe ich auch nicht immer. Es ist ein Lernprozess und das ist auch gut so.

Was so gar nicht geht, sind Versuche mir einen irgendwie gearteten Maulkorb zu verpassen. Egal wie nett und blumig der ist und wie gelehrt und mit welchen – Scheinargumenten der begründet wird und wie sehr versucht (und geschafft!!!) wird, dafür andere Leute zu beeinflussen. Und wenn eine Gruppe sich letztlich dafür entschuldigen ODER erklären muss, das wir eine Meinungsfreiheit des Einzelnen haben, weil ich mir aus einer Vielzahl von ganz unterschiedlichen Erzählungen und eigenen Erlebnissen eine eigene Meinung gebildet habe und die auch vertrete, dann läuft erst recht etwas ganz gewaltig schief. Wenn jemand kommt und mir sagt: „Ich habe den Eindruck, Sie möchten sich hier für viele Leute einsetzen und nicht nur für Ihre eigenen Ideen...“ und das als eher unpassend empfindet, frage ich mich, in was für einer Gesellschaft wir leben, wo man sich nicht auch für andere Menschen einsetzen darf, wenn es eben nicht um Kinder, sozial Schwache und Flüchtlinge geht. Auf Facebook wurde mir übrigens letztens unterstellt, ich wäre Pressesprecherin der Stadt, weil ich auch oft Sachen die mit der Verwaltung einer Stadt zu tun haben, erkläre. Das darf ich übrigens öfters lesen. Bin ich nicht. Das ist Frau Ott. Genauso, wie ich Dinge gut finde, die in der Verwaltung laufen, gibt es auch Sachen, die eben nicht gut laufen und die ich blöd finde. Und ich weiß, einige Leute im Rathaus sehen das bei mir mit der Bloggerei genau so. Manchmal schreibe ich gute Sachen, manchmal blöde Sachen. Über das Museum schreiben und nicht "juhuuuu, wie toll ist doch alles und wie unglaublich klug alle Leute dort sind" zu jubeln gehört zu den blöden Sachen.


Wir leben in einer Zeit, wo es noch normaler als früher ist, die eigenen Fehler auf andere Menschen abzuwälzen. Das ist einfach, das ist bequem. Das sichert den Arbeitsplatz und mindert die kritischen Anfragen. Manchmal merkt man erst auch viel später, das man einen Fehler gemacht hat. Indem man sich vielleicht auf die blumigen Worte von jemanden verlassen hat, der einem immer erzählt hat, wie toll er alles im Griff hat, das alles ganz wunderbar läuft... auch wenn eigentlich alles langsam aber sicher aus dem Ruder läuft, weil er sich komplett übernommen hat. Es ist das Eine, ein Haus nur für sich selbst zu bauen. Es ist das Andere, ein Haus für viele Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen zu bauen, die möglichst alle zu berücksichtigen sind, weil man nie weiß, wann wer auftaucht und allen Leuten, die sonst immer auch dafür gesorgt haben, das alles glatt läuft, in den Hintern zu treten.

Während in der freien Wirtschaft solche Menschen angezählt werden und mitunter schneller ihre Position verlieren, als sie gucken können – in einer Verwaltung bleiben sie, pochen auf ihre Rechte, lassen sich feiern und bedienen, rennen bei Gegenwind zu ihren Vorgesetzten um sich auszuheulen und jammern herum, wenn man sie „öffentlich anzählt“. 

Ja, weil alles andere halt bislang nichts gebracht hat! Das belegen doch immer und immer wieder viele Berichte von ganz unterschiedlichen Menschen! Dann wird eben die Öffentlichkeit informiert, wer sich da auf ihre Kosten was leistet, denn die Öffentlichkeit bezahlt letztlich durch Steuergelder so eine Stelle. So sehe ich das.

Jeder ALG2-Empfänger muss alle halbe Jahre nachweisen, das er sich an Regeln hält, weil er von Steuergeldern lebt. Hält er sich nicht dran, gibt es Sanktionen. Aber wer dann aus Steuergeldern finanzierte Verwaltungsposten hat genießt Narrenfreiheit und denkt sich, alle können ihn mal an den Füßen lecken, da er auf der Einkommensschere auf der „gutes Einkommen“-Seite sitzt? Dagegen habe ich etwas, denn das ist unsozial und egoistisch.


Wir leben in einer Zeit, wo Neuruppin stolzes Mitglied bei Transparency International ist. Die Definition von Transparency International zum Thema Korruption ist: „Korruption ist der Mißbrauch anvertrauter Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil“. Das kann man sehr weit auswalzen wenn man will. Denn sich seinen Job zu sichern indem man Leute ignoriert und Kritiker versucht, mundtot zu machen, ist irgendwann doch sehr privat. Und wenn es darum geht, in letzter Minute mal wieder einen Termin abzusagen um mehr Zeit für sein Privatleben zu haben oder sich vielleicht (← ich weise extra mal darauf hin, dass dieses Wort zur Betonung kursiv geschrieben ist) in seiner Freizeit Vorteile zu verschaffen, weil man als Museumsleiter in einem Verband ist, dessen dreistellige Mitgliedschaftsgebühr aus öffentlichen Geldern extra finanziert wird. Übrigens zum Thema „Kooperation und Forschung“ nichts im Sachstandsbericht. Da wird in erster Linie aufgelistet, was alles wundersamer Weise noch in eineinhalb Monaten fertig sein soll und das ist eine ganze Menge.

Wenn ich also nur so kritisch Dinge hinterfragen kann, wenn ich nicht mehr Mitglied im Kulturbeirat bin, ist doch die logische Schlussfolgerung: ich gehe dort raus. Denn natürlich ist es ein tolles Ehrenamt. Aber eben nicht um den Preis der Meinungsfreiheit oder den, das der Vorstand des Kulturbeirat sich dafür in irgendeiner Art und Weise rechtfertigen muss oder man sich bemüht, ihn gegen mich zu beeinflussen. Ich bin nicht (← bitte auch hier beachten, dass dieses Wort aus Betonungsgründen kursiv geschrieben ist!) Sprecherin des Beirates. Ich schreibe die Protokolle und die Einladungen, lasse sie vom Vorsitzenden abnehmen und verschicke sie. Oder auch: ich bin diejenige, die jedes Mal viele Stunden Arbeit hat während andere Leute Fernsehen gucken, Däumchen drehen und sich freuen, das jemand ihnen so ziemlich jede Arbeit abnimmt.

Da ich denke, das die Bürger ohnehin viel zu wenig mitbekommen, was eigentlich so in der Stadt los ist, wie etwas funktioniert und wo es aus welchen Gründen Probleme gibt, schreibe ich auch über einige Sachen, die im Kulturbeirat öffentlich besprochen werden. Denn vergessen wird, der vertritt nicht nur die Interessen der Leute die ihm angehören, sondern auch die der anderen Kunst- und Kulturschaffenden! Er ist bürgerschaftliches Engagement und als solches für die Bürger da! Ähnlich ist es mit dem Blog. Er ist auch eine Form von bürgerschaftlichem Engagement. Ich bekomme kein Geld dafür, ich investiere es höchstens – ich bekomme die Zeit die ich für das Recherchieren, Besuchen von Sitzungen und das Schreiben und ggf. Zeichnen brauche von niemandem bezahlt. Da ich aber Geld vom Staat bekomme ist es meine Form, dafür auch etwas in einem mir möglichen Rahmen zu leisten – und das ist mehr, als viele andere Leute tun.

















Donnerstag, 29. Oktober 2015

Bäumchen, wechsel dich. Das Baummassaker und warum es gar nicht so schlimm ist


Nun endlich mal zu den gefällten Bäumen an der Friedrich-Engels-Geduld-Straße. Zack waren sie plötzlich gefällt, die Empörung war groß, das Verständnis für die Maßnahme weniger. Ja, es sah schon ziemlich nach einem Massaker aus, was da innerhalb weniger Stunden passierte. 



ABER... auch auf dem bisherigen sanierten Stück der Straße wurden Bäume gefällt – und neue Bäume angepflanzt. Siehe das Bild oben. Es sind entgegen vieler Behauptungen auch nicht alle Bäume gefällt worden. Glaubt ihr nicht? Bitte: 



gegenüber davon sind auch noch ungefällte Bäume.
 
Aber wie das dann immer so ist, kommen all die eierlegenden Wollmilchsäue, die gleichzeitig Stadtplaner, Tiefbauer, Straßenbauer und Landschaftsarchitekten sind und im Besitz einer der seltenen Kristallkugeln, dann sofort aus ihren Löchern gekrochen.

Ich bin alles das nicht, möchte ich auch nicht sein. Denn die werden so arg mit gut dotierten Jobs zugeworfen, dass die sich kaum öffentlich blicken lassen, sondern immer nur online und das auch immer erst dann, wenn alles zu spät ist. Dann wissen diese Universalexperten immer alles viel besser. Aber die sind eben so dermaßen viel beschäftigt in ihren Jobs, das die vorher nie Zeit haben um zu sagen, wie man etwas vielleicht anders und besser machen könnte. Ich möchte euch einfach nur mal meine Meinung und meine Beobachtungen mitteilen.

Was mich wundert ist, das sich nie jemand vorher darüber entrüstet hat, in welch erbärmlichen Zustand die Pflanzbereiche um viele der gefällten Bäume sind. In winzigen Rechtecken mussten diese Bäume klar kommen und ausser dem regelmäßigen Kronenschnitt gab es keine weitere Pflege. Niemand hat extra gedüngt, damit es ihnen besser geht, niemand hat den Dreck um sie herum weggeräumt, im Gegenteil, das bisschen Erde, das ihnen zugestanden wurde, wurde gerne noch weiter verdichtet und zum Teil mit Steinen und Asphalt aufgefüllt. Ihre Wurzeln durften sich durch Straßenunterbau und mageren Sandboden schlängeln und zusehen, wo sie die notwendigen Nährstoffe herbekommen. Autos, Lastwagen und so weiter haben ebenso wie Streusalz und sonstige schlechte Behandlung bei vielen Bäumen für so viel Stress gesorgt, das sie Krankheiten und Schädlingen kaum etwas entgegensetzen konnten. Und ja, auch Pflanzen können Stress haben und das wirkt sich bei ihnen ganz massiv auf Wachstum und Gesundheit aus. Wie gesagt: Alles das hat nie jemanden wirklich interessiert oder gekümmert, nie hat jemand genauer hingesehen, sondern es war immer nur: „Oh, schön grün!“.

Was gefällt worden ist, waren Ahornbäume, die dort schon einige Jahrzehnte gestanden haben müssen. Es gibt viele, viele verschiedene Ahornbäume – und genau wie bei anderen Baumarten wird auch seit langem an Sorten gefeilt, die als Straßenbäume so richtig gut geeignet sind. Wie das aber bei Bäumen so ist – die wachsen oft langsam und deshalb geht es nun einmal nicht so schnell einen richtigen tollen Ahorn als Straßenbaum zu züchten, weil der ja erst im Laufe seines Baumlebens erst daraufhin untersucht werden kann, wie gut er mit dem ganzen Stress an einer belebten Straße klar kommt. Ob er dann krankheitsanfälliger wird, ob er eingeht – oder auch so Sachen wie: Wie sehr schränkt er den Lichtraum ein? Also wie schnell wachsen die Zweige um dann an Anhängern, Bussen und Lastern entlang zu scheuern? Soll ja auch nicht sein. Oder: wieviel Laub wirft er ab? Wie groß wird der eigentlich überhaupt? Welchen Nutzen hat er für Tiere? Wann blüht er. Auf der Liste die ich euch HIER  (<- klick mich, ich bin ein Link) verlinkt habe, findet ihr auch den Hinweis, ob ein Baum Honigtau absondert oder nicht. Das ist das fürchterlich klebrige Zeugs, das z. B. An der Karl-Marx-Straße rund um viele Bäume dafür gesorgt hat, dass das Pflaster dunkel eingefärbt ist. Oder das euch eine klebrige Schmierschicht auf dem Auto beschert. Es gibt mittlerweile Bäume, die so etwas nicht mehr machen. Weggezüchtet. Wie erfreulich...

Irgendwer hatte auch gefragt, ob man die Bäume nicht für die Zeit der Bauarbeiten umsetzen könnte. Nein, dafür sind sie zu alt gewesen – und warum es ohnehin in sehr, sehr, SEHR vielen Fällen besser war, sie komplett zu fällen zeige ich euch mal anhand von vielen Fotos, die ich letzte Woche gemacht habe. Das sind ALLE Stümpfe der abgesägten Bäume.































Es sind 30 Baumstümpfe. Und mindestens 25 davon zeigen, dass der entsprechende Baum mehr oder minder schwer krank war und ohnehin spätestens in den nächsten Jahren hätte gefällt werden müssen.



Und DAS wollten die eierlegenden Wollmilchsäue erhalten?


Also ICH freue mich auf jeden neuen, jungen und gesunden Baum, der dort später angepflanzt wird und aufgrund der fortgeschrittenen Züchtung wahrscheinlich viel besser mit dem Leben als Straßenbaum klar kommt. 

Und ihr so????  :-D



Sonntag, 25. Oktober 2015

Die Webcam, die geplante Webcam - und warum Neuruppin so eine Scheiße nicht braucht.





„Schöne Seiten von Neuruppin“



2013 wurde so ziemlich still und heimlich in Neuruppin am Schulplatz eine Webcam installiert. Das sie da, genau vor meiner Haustüre, hängt und im Minutentakt jeden Schritt und Tritt auf dem Schulplatz aufnimmt, hätte ich nicht mitbekommen, wenn ich keinen Hinweis auf einer Facebookseite darüber gefunden hätte.


2013 habe ich mich von meinem damaligen Lebensgefährten getrennt. Das war nur mit Hilfe von Polizei und Amtsgericht möglich – und eigentlich auch nur hier. Alle Versuche, in der Beziehung die Kurve zu bekommen oder zu erklären, was nicht geht, haben nicht hingehauen. Alle Versuche, vorher von Freunden und Bekannten Hilfe zu bekommen, haben immer wieder nur drei Verhalten bewirkt: a) es wurde ihm brühwarm erzählt und wir hatten zu Hause danach die Hölle auf Erden, b) es kamen selbst von Frauen, von denen ich genau wusste, die haben auch eine Partnerschaft/hinter sich, in der sie ziemlich schlimmer Dinge erlebt haben, so glorreiche Tipps wie: „Dann musst du einfach nur nett im Bett zu ihm sein!“ oder „das musst du verstehen, der hat Stress im Job!“. Oder c) Ich wurde so fertig gemacht, das man kurz darauf vor allen Leuten die man kennt super zeigen konnte: "Seht ihr, die ist doch KRANK!". Ist schon komisch, was Menschen von sich geben, wenn furchtbare Sachen keine Schlagzeilen in der Boulevardpresse sind wo man laut tönt: „Boah, ICH HÄTTE DEM ABER...!“ , sondern der Verursacher im Freundes- und Bekanntenkreis zu finden ist. Dann ist plötzlich alles ganz anders. Dann muss man Verständnis haben. Der hat ja schließlich Stress im Job. Da darf der zu Hause auch dann mißhandeln und stolz werden noch Geschichten von seinen Gewaltexzessen erzählt und wie sehr man ihn dafür bewundert. Ist doch voll logisch – oder?


Drei Jahre lang habe ich mitbekommen, wie er andere Leute fertig gemacht hat. Am liebsten mit Hilfe seiner sehr hohen Computerkenntnisse – denn da ist der echt fit und hat durchaus auch oft herumgeprahlt, was er schon alles gemacht hat, das er beim CCC ziemlich aktiv war... aber die sind irgendwann wahrscheinlich dann „zu brav“ geworden. Die anderen zwei Wörter, die er sehr, sehr gerne benutzt hat sind: „Mein ANWALT“. Ja, der wurde regelmäßig in Anspruch genommen – hätte er alle bezahlen müssen, was der für ihn geregelt hat, hätte es wohl anders ausgesehen. Aber das ist eine der ganz speziellen Kanzleien gewesen, die genau wissen, welche Vorteile ihnen welche Mandanten bringen und die auch gerne die Mandanten untereinander vernetzt haben. Und so viel sei gesagt: Bestimmt nicht, damit die alle einen Heiligenschein bekommen. Wusstet ihr übrigens, das eine Firmengründung in Deutschland nach Gibraltar hin, in ungefähr zwei Stunden zum größten Teil erledigt ist? Toll was? Man braucht dort nicht vor Ort sein. Man kann ganz bequem sagen: „Kannst du mal bitte...“ und schwupps, natürlich kann ein versierter Anwalt einer kleinen eher unscheinbaren Kanzlei so etwas.


Aber wozu braucht man eigentlich eine Firma im Ausland? Na ja, um eine Umsatzsteuer-identifikationsnummer zu bekommen. Die ist seit einigen Jahren enorm wichtig und ohne so eine Nummer bekommt man zum Beispiel keine Kohle von einer anderen Firma für das, was man dort geleistet hat. So möchte der Gesetzgeber ein bisschen mehr die Geldwäsche kontrollieren und dafür sorgen, das Steuern gezahlt werden, mit denen Kindergärten, Schulen, Straßen, Altenheime und so weiter gebaut werden, Lehrer bezahlt werden und von denen auch Sozialleistungen wie Alg 2 und Kindergeld finanziert werden. Das Geld dafür fällt ja nicht vom Himmel. Auch wenn es ärgerlich ist, das viel Geld in eine Bankenrettung geflossen ist – dennoch brauchen wir eben solche Einnahmen um die „öffentliche Infrastruktur“ und eben auch solche Sozialleistungen für Menschen mit Kindern in Deutschland finanzieren zu können. Man sollte nicht stolz darauf sein, jemanden zu kennen, der Steuern „im Ausland“ bezahlt. Vor allem dann nicht, wenn hier Schulen, Horte und Kitas marode sind, wenn Straßen tiefe Schlaglöcher haben und das Rettungswesen aus Kostengründen ausgedünnt wird. Denn jemand, der zwar hier lebt und arbeitet, aber „Steuern im Ausland“ zahlt, sorgt mit dafür, das alles das so ist. Wer mal ein bisschen überlegt, sollte darauf kommen, das Menschen, die zwar hier die komplette Infrastruktur gerne nutzen und den großen Zampano spielen, aber von ihrem fünfstelligen Monatseinkommen dafür nicht einen Euro an Steuergeldern ausgeben wollen, damit sie so etwas nutzen können und es auch erhalten bleibt, die tatsächlichen Sozialschmarotzer dieser Gesellschaft sind.


Nach der Trennung, bei der ziemlich laut hier quer herumgebrüllt wurde, das ich einen an der Waffel hätte, das ich verrückt sei und eingesperrt gehöre, ER wäre der Spezialist und ER müsste sich GAR NICHTS SAGEN LASSEN ging es dann munter weiter und irgendwann erreichte mich die Nachricht, er wolle mich „final fertig machen“. Vielen Dank auch. Nachdem ihn irgendjemand von seinen Fans darauf hingewiesen hat, das es nicht gut wäre, das so stehen zu lassen, wurde es ergänzt mit „(juristisch gesehen)“. Da ich allerdings im Gegensatz zu vielen Leuten, die einfach nur cool finden, wenn jemand gut mit Computern kann, einen ausgefallenen Job hat und viel Geld verdient, weiß, mit wem ich es zu tun hatte (und habe...), wusste ich sehr genau, was es im Klartext heißt.


Mein Kind wurde wochenlang zur Schule begleitet und wieder abgeholt, ich habe das Haus ohne Hund oder sonstige Begleitung nicht mehr verlassen und mich bemüht, das keine Regelmäßigkeit aufkommt. Bei einer Gerichtsanhörung ist er, der mich „juristisch meine ich“ fertig machen wollte, nicht erschienen, hat vorher aber noch herumgetönt, „der Richter soll ihn erst mal finden“. Fand der Richter dann nicht so lustig – aber außer einer Psychotherapeutin, zu der ich sollte, weil er mich für verrückt erklärt hat, hat mir niemand vorher so wirklich geglaubt, was da tatsächlich abgeht, wenn die Wohnungstüre zu ist und weil ich ziemlich viele Beweise vorlegen konnte und es ein recht akutelles Urteil gegen ihn gab, hat er mir geglaubt. Ich habe vor Dankbarkeit Rotz und Wasser geheult und konnte es kaum fassen.


Den Blog „Ruppi-Struppi“ gibt es eigentlich nur deshalb, weil ich lernen wollte, wieder auf die Füße zu kommen. Weil ich mein zerstörtes Selbstbewusstsein aufbauen wollte – und ein Blog bot mir die Möglichkeit, etwas für Andere zu tun – und immer dann, wenn es mir nicht gut ging auf Distanz zu gehen. Wie sich Ruppi-Struppi entwickelt, habe ich nicht einmal annähernd geahnt, wie unglaublich er mir hilft, auch nicht. Das, was passiert ist, wird immer Teil unseres Lebens sein – meistens gelingt es mittlerweile, damit gut umzugehen. Aber nicht immer. Wenn wir manchmal daran denken, was von unseren Sachen alles weg ist, ist das sehr traurig. Vieles kann man zwar neu kaufen – aber es wird nie genau das sein, was man verloren hat. Es war sehr schwer, zu lernen aus dem Haus zu gehen. Das haben viele oft nicht mitbekommen. Erlebnisse wie das neben mir ein Plastikgeschoss in den Boden einschlägt oder zwei Leute sehen, wie ich aus dem Haus komme und sich beeilen, eine Pistole aus der Hecke zu ziehen und zu verschwinden sind Momente gewesen, wo ich einfach nur noch losgerannt bin und vor lauter Panik oft nicht mehr wusste, was ich eigentlich tun soll. Wo ich gerannt bin, bis ich dachte, es zerreißt mir die Lunge, bevor ich heulend über Farino zusammengebrochen bin. Hilfe in Deutschland besteht sehr oft aus vielen tollen Worten wie betroffen man ist. Selten aus mehr. So gut wie nie aus einer Nachfrage, wie es einem jetzt eigentlich geht. Ich liebe diese Stadt und finde sie toll. Aber ich kenne eben auch ihre ganz hässlichen Seiten - und damit sind nicht die unsanierten Häuser in der Altstadt gemeint.


Falls jemand jetzt denkt. „Aber wir haben hier doch ein...“, ja, wir haben hier eine Anlaufstelle für Frauen. Da war ich auch. Aber da hieß es vor allem: „Du bist soooo stark, das schaffst du alles ganz alleine!“. Dann habe ich mitbekommen, wieviel anderen geholfen wird, die dort sind – während bei mir das Telefon immer nur geklingelt hat, wenn „kannst du mal helfen“ gefragt war. Gerne kurzfristig und mit einem hahahahaha und nie mit der Frage: „Wie geht es euch jetzt eigentlich?“.


Wer mit so einem hochspezialisierten Computermenschen zusammen ist, der bekommt eine ganze Menge mit von dem, was möglich ist. Mein Rechner läuft auf Linux. Das war angeblich notwendig, als wir noch zusammen hier in der Stadt gewohnt haben, damit er ein verstecktes Funknetz aufbauen kann. Auf die Frage, warum er das machen will kam als Antwort: „Damit ich mich bei den anderen reinhacken kann und sie es nicht merken!“. Wisst ihr übrigens, das es möglich ist, in 20 Minuten ein Programm zur Betriebsspionage zu schreiben, das große Datenpakete auf verschiedene Speichermedien aufteilt? Falls ihr euch je gewundert habt, wie Plagiatsfirmen im Ausland an unveröffentliche Daten kommen: man nehme die Speicherkapazität von MP3-Player, Smartphone, Kamera, Laptop und was es noch so an elektronischen Sachen gibt, die man unbedingt mit ins Ausland nehmen muss und dann baue mit Hilfe eines kleinen Programms ein Datenpuzzle.


Ebenso ist es für einen etwas versierteren Menschen total einfach, ein Programm zu schreiben, das sich automatisch Bilder eine Webcam zieht und diese mit Datum und Uhrzeit versieht. Dann hat man letztlich auch aus einer Taktung von einer Minute einen Film. Macht man das ein paar Tage hintereinander, kann man so Regelmäßigkeiten feststellen – und das nächste kleine Programm durchforstet den Film dann nach Regelmäßigkeiten, die nicht statisch sind. Also nach alles, was auf dem Grundbild irgendwann dazu kommt und verändert, aber eben auch immer wieder gleich ist. Die Oma auf dem Wochenmarkt zum Beispiel, die mit dem Rollator langsam unterwegs ist. So langsam, das es mit relativ wenig Aufwand aber hoher krimineller Energie möglich ist, herauszufinden, wann man ihre Wohnung plündern kann. Oder wann sie zur Bank geht, um ihr danach das Geld aus der Hand zu reißen. Die Webcam selbst zeichnet ja nicht auf – sie überträgt nur Bilder, die frei für jeden Menschen überall auf der Welt zur Verfügung stehen.


Und ja, man kann mit Webcams schöne Plätze zeigen. Aber muss man unbedingt dabei eine Taktung von einer Minute haben – oder von drei Minuten? Warum? Reicht nicht jede halbe Stunde oder Stunde ein Bild, was es fast unmöglich machen würde, Bewegungsprofile zu erstellen? In Neuruppin reicht so etwas bei der Webcam nicht. Da helfen auch keine Argumente, warum es nicht gut ist, so eine enge Taktung zu haben. Dann bekommt man von demjenigen, der das angeleiert hat nämlich die Antwort: „Man kann es eben nicht jedem recht machen!“ - was im Klartext auch heisst, wem das nicht passt, der soll vom Schulplatz weg bleiben. Bis heute ist nirgendwo auf dem Platz ein Hinweis auf diese Kamera zu finden. Seit fast drei Jahren nicht!


Ein anderes Argument, das gerne genommen wird ist: „Der Landesdatenschutz hat gesagt, das ist in Ordnung, man erkennt keine Gesichter“. Mal so vor allem an die Eltern die hier lesen – wenn ihr eine Kindergruppe von hinten seht – wisst ihr, welches euer Kind ist auch wenn ihr das Gesicht nicht erkennen könnt? Und woran erkennt ihr es? Genau! An seiner Körperhaltung, an seiner Größe, ihr kennt die Haarfarbe und Frisur oder die Mütze, ihr kennt die Jacke und die Tasche. Um aus einer Gruppe von Kindern mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit euer Kind herauszufinden, braucht ihr nicht unbedingt das Gesicht des Kindes, das letztlich ja auch nur einen Bruchteil vom ganzen anderen Rest ausmacht. Wer auf der Suche nach einem bestimmten Menschen ist, findet diesen Menschen, ohne ihm ständig ins Gesicht zu schauen und er braucht dafür auch keine durchgehend bewegten Bilder.


Neuruppin hat ein Frauenhaus. Dort finden Frauen Zuflucht, die zum Teil von ihren Lebensgefährten weg mussten, weil sie sonst nicht überlebt hätten. Wusstet Ihr übrigens, das ungefähr jeder 3. Todesfall einer Frau in Deutschland irgendwie eine Beziehungstat ist? Und das es Frauen gibt, die keinen anderen Ausweg in ihrem Leben mehr sehen, als sich vor lauter Angst vor ihrem Ex umzubringen? Einige dieser Suizide sind ganz klar damit begründbar. Aber es gibt in dem Bereich auch eine Dunkelziffer. Und es wird befürchtet, das die verdammt hoch ist. Frauen vom Frauenhaus nutzen den Schulplatz. Sie kaufen dort auf dem Markt ein, sie lassen ihre Kinder dort am Brunnen spielen, sie trinken dort Kaffee... und sie werden von der Kamera erfasst. Wie zynisch und menschenverachtend muss mann (!) sein, um dann zu sagen: „Die haben dann halt Pech gehabt!“? Hauptsache mann (!) kann sich damit brüsten, die Webcam initiiert zu haben? Was für ein Frauenbild hat so ein Mensch eigentlich?


Nun habe ich heute eine Meldung gefunden, er hätte gerne eine Webcam am Bollwerk. Ja, das will er schon lange. Aber... es geht dieses Mal nicht so einfach wie beim letzten Mal, wo einfach alle Leute vor vollendete Tatsachen gestellt worden sind, sondern es gibt Widerstand. Aktuell läuft auf seiner FB-Seite „Was haltet ihr davon?“ - und bis auf meine Wenigkeit sind bislang alle begeistert. Meine Einwände wurden von einer Norwegerin mit „Hast du keinen Friseur?...“ beantwortet, Neuruppin wäre prüde, in Norwegen laufen Livecams und alle sind glücklich. Tatsächlich? Oder will man immer nur sehen, was man sehen möchte, nämlich die „ach guck mal, wir können da Onkel Otto in Norwegen gucken... der hat sich grad gemeldet, wir sollen mal auf die Cam schalten, dann winkt der!“-Version. Natürlich möchte jeder nur die guten Seiten einer Sache sehen. Aber so eine Webcam hat eben gerade mit einer extrem engen Taktung auch Schattenseiten.


Jeder, wirklich jeder kann von überall auf der Welt darauf zugreifen. Ohne jegliche Kontrolle. Anwählen reicht. Während so potentielle Kriminelle sich brav Filmchen drehen können, zeichnet die Cam selbst nichts auf. Es wird nichts gespeichert, kommt ein neues Bild, ist das alte weg. Im Unterschied zu SINNVOLL eingesetzten Überwachungskameras, deren Zweck vor allem ist abzuschrecken und durch Aufzeichnung bei Straftaten nachweisen zu können, was eigentlich passiert ist ist eine Webcam nur eine einseitige Bilderübermittlung ohne jeglichen weiteren Sinn und Zweck als „einen schönen Platz zu zeigen“ - und je nach Attraktivität dieses Platzes ob der Leute die dort sind oder des Ausschnittes, der dort gezeigt wird, Leuten mit Fähigkeiten wie mein Ex sie hat, und krimineller Energie Tür und Tor zu öffnen. Und ja, wer bislang immer relativ behütet aufgewachsen ist und vielleicht nur ab und an mal den Tatort „das ist ja ein KriminalROMAN...“ schaut oder Henning Mankell (RIP) gelesen hat, der kann sich nicht unbedingt vorstellen, das so ein Teil tatsächlich eine Schattenseite hat und Menschen sich bedroht und überwacht fühlen können, weil es das Ding gibt.


Was wäre also mit einer Webcam am „schönen Bollwerk“, wie jetzt gewünscht wird? Nun, zum Beispiel hat das Seehotel ja nicht gerade selten auch Gäste von Rang und Namen, die dort buchen, weil sie wissen, sie sind dort recht unbehelligt. Es gibt Promis, die nutzen die sehr frühen Morgenstunden um Sport zu machen, weil sie wissen, das sie es dann machen können ohne ständig angequatscht zu werden oder das dann eine Kamera klickt. Wie fänden es solche Leute wohl, wenn im Minutentakt Bilder „vom schönen Bollwerk“ gemacht werden und man sie damit verfolgen und ihr Handeln ausspionieren könnte? Bestimmt doch voll super – oder?


Dito andere Menschen mit besonders hohem Schutzbedürfnis. Haben wir dort nicht einen süßen Kinderspielplatz? Boah, der muss da unbedingt mit drauf. Egal ob man da dann Mütter sieht, die im Frauenhaus oder in geschützten Wohnungen leben und die ihren Kindern ein paar unbeschwerte Minuten gönnen wollen oder ob jemand feststellt, immer um 11:20 kommt die Mutti mit dem süßen langhaarigen blonden Mädchen... immer. Fällt doch gar nicht auf, wenn da plötzlich jemand in der Nähe auf einer Bank sitzt und das Kind beobachtet – oder?


Oder hätte man gerne die alten Herren mehr unter Kontrolle, die sich jeden Tag dort zu ihrem Schwätzchen treffen? Wie lange die wohl von zu Hause weg bleiben? Hey, und wie praktisch, der Schäferhund ist auch nicht zu Hause! Oder geht es um die jungen Leute, die sich dort treffen, Bier trinken, Shisha rauchen und im Sommer gerne auch mal mit Gitarre und Mundharmonika auftauchen? Was halten die denn wohl davon, mit so einer Kamera von wem auch immer ohne jegliche Kontrolle überwacht werden zu können?


Wir haben in Neuruppin sehr, sehr viele schöne Ecken. Die sind alle sehenswert. Aber von keiner dieser Ecken braucht man jede Minute oder alle drei Minuten ein Bild um zu zeigen, wie toll diese Ecke ist. Da reicht ab und an mal ein Bild. Ab und an. Wer Menschen diese tollen Ecken nahe bringen will um ihnen zu zeigen: „Guck, so sieht es hier gerade in deiner Heimat aus!“ oder auch „Mensch, guck doch mal, komm mal her, mach Urlaub hier, lohnt sich!“, der braucht dafür keine Webcam mit nur zwei Motiven. Der kann auf die Seite „Neuruppiner-Bilderbogen.de“ verweisen. Auf „Bibo Ruppin“ bei Facebook oder auf die Gruppe „Du weisst, du bist Ruppiner wenn...“. Der kann auf youtube Neuruppin eingeben und findet viele, viele Filme, der kann auf Ruppi-Struppi verweisen, wo auch mitunter tolle Landschaftsbilder sind und sogar von der Stadt erzählt wird oder was auch immer.


Wer gegen so eine Kamera ist, möge das bitte in diesem Fall ganz konkret kund tun. Nicht, das es nachher wieder heißt: „Aber die haben das alle gewollt!“ - und im Endeffekt ist „alle“ ein kleiner Haufen, von dem mindestens die Hälfte gar nicht genau weiß, worum es eigentlich geht – der aber eben kein Problem damit hat, klipp und klar zu sagen: „WIR WOLLEN DAS JETZT ABER SO!“ während alle anderen lieber rumeiern und um labbrige Diplomatie „na jaaaa, es wäre wohl nicht so gut weennnnn...“ bemüht sind und denken, ihre tatsächliche Meinung „Was soll der Scheiß“ plingt wie so eine Leuchtschrift schon von ganz alleine über ihrem Kopf auf und ist klar ersichtlich.


So, entschuldigt. Das war jetzt sehr lang. Aber es ist mir WICHTIG gewesen, das ihr wisst, wie Leben in Deutschland auch sein kann. Und schön, das in Norwegen so eine heile Welt ist. Das es dort keine Menschen gibt, die besonderen Schutz bedürfen, keine Cyberkriminellen, bis aufs Mark erbosten Ex-Lebensgefährten, sondern alle immer nur lieb und nett zueinander sind. Ein lieber Mensch sagte mir heute zum Artikel über die Nazi-Demo, das es sehr mutig wäre, so etwas zu schreiben. Ich habe ihr geschrieben, das ich vielleicht irgendwann blutend irgendwo in einer Ecke liege.


Vielleicht. Macht entsteht immer dann, wenn jemand einen Weg findet, jemand Anderen zu unterdrücken und einzuschüchtern, zu quälen und zu bedrohen. Manch einen Menschen hat sein Mut, etwas zu versuchen, durchaus schon das Leben oder zumindest die Unversehrtheit gekostet. Andere haben gelernt, das es sich durchaus lohnen kann, mutig zu sein. Das es nicht immer einfach ist, sehr oft auch mit viel Angst verbunden ist – aber hey... wären nicht immer irgendwann irgendwelche Menschen mutig gewesen, würden wir immer noch glauben, die Erde wäre eine Scheibe. Es wäre noch nie ein Mensch auf dem Mond gewesen und auch Flugzeuge würde es nicht geben. Wäre nicht irgendwo jemand mutig gewesen – wir wüssten heute noch nichts von der NSA-Überwachung und würden NSU vielleicht für eine alte Mopedmarke halten.


Ich für mich habe irgendwann beschlossen, kein Daueropfer für alle möglichen Blödmänner und -frauen mehr zu sein. Und ja, das ist mitunter anstrengend, weil es bedeutet, sich selbst mehr zu informieren als vorher, über den Tellerrand zu gucken und zu hinterfragen. Aber man wird weit weniger verarscht und allein das hebt enorm die Lebensqualität.