Dienstag, 7. November 2017

Unterwegs in "Ganzweitweg"



Wir waren ein paar Tage weg. Oma besuchen. Oma wollte eigentlich nach Neuruppin kommen, wenigstens im Sommer zum Geburtstag der Mittlersten – aber das Herz hat nicht mitgemacht. Sie hat dieses Jahr diverse Zeiten in Krankenhäusern verbracht und alles für ihren Sterbefall geregelt.
Das ist sehr traurig, sehr vorbildlich – und sie hat sich sehr gewünscht, dass sie uns noch einmal sieht. Also sind wir hingefahren, da wir es dank des Autos jetzt können.

Sie wohnt ziemlich weit weg in der Nähe der Grenze zu unseren niederländischen Nachbarn und dahin sind die Bahn- und Busverbindungen von hier aus... zu vergessen. Alles schon mehrfach durchgeschaut und durchprobiert, egal ob Zug oder Fernbus. Ich denke, mit das Übelste, was es gibt ist zu wissen, das ein Mensch, der einem sehr am Herzen liegt, jeden Moment sterben kann – und auch zu wissen: Du kannst da nicht einmal mehr hin um tschüß zu sagen. Du könntest noch nicht einmal zur Beerdigung dort hin. Weil es zwar im gleichen Land ist, aber du nicht mobil genug bist um deiner schwerkranken Mutter das letzte Mal Tschüß zu sagen.

Das ist ganz schön bitter.

Nun denn, dank unseres Ruppi-Struppi-Mobils war es jetzt möglich und so sind wir mit unserer alten Möhre losgefahren. Von Neuruppin aus sind es rund 700 Kilometer – zu viel für mich um die an einem Tag zu fahren. Das habe ich früher mal gekonnt. Da hatte ich auch ein schnelleres Auto – aber mittlerweile haben wir ein langsameres Auto und ich kann so eine lange Strecke nicht mehr an einem Tag fahren. Google Maps hat zwei Strecken vorgeschlagen – eine ging über Hannover, eine über Bremen. Da die Bremer Strecke letztlich die Möglichkeit bietet, einen Tag in der alten Heimat zu verbringen und meine Familie dort zu sehen, haben wir uns dafür entschieden. Letztlich sieht auch Nick ja seinen Vater und seine Schwester nur sehr selten. Dann kam noch ein Anruf „Opa liegt im Krankenhaus, das Herz...“ - und so haben wir den dann auch noch besucht. Auch bei ihm hatte ich mich schon darauf eingestellt, den nicht noch mal zu sehen und im Fall der Fälle auch nicht zur Beerdigung zu können. Wie das so ist, wenn man nicht so mobil ist, wenig Einkommen hat und die Familienangehörigen weit weg wohnen. Meinen Vater habe ich seit Ende 2012 nicht mehr gesehen. Also ungefähr 5 Jahre nicht – so lange hatte ich kein Auto mehr. Seit über 10 Jahren ist er an Parkinson erkrankt und lebt mittlerweile zusammen mit seiner Lebensgefährtin im betreuten Wohnen auf einem Dorf.

Montags sind wir dann zur Oma gefahren. Dank Google Maps Navigation habe ich so viele Autobahnkreuze wie noch nie vorher auf der Strecke passiert. Das war echt abenteuerlich, aber irgendwann waren wir auf der A42 Richtung Venlo und dann auch wenig später vor Ort. Aber warum schreibe ich das in der Stadt-Ratte, die sich mit kommunalen Themen beschäftigt? Nun – wir waren dort 5 Tage in dem kleinen Städtchen. Das hat eine historische Altstadt. Wie Neuruppin. Es liegt an einem Flusslauf (nein, an zweien) – Neuruppin liegt an einem See. Es ist ein Touristenziel. Neuruppin auch. Es liegt in einem Naturpark. Neuruppin auch. Es hat ein Naturparkhaus mit Museumsausstellung – Neuruppin hat ein Museum.

Wir haben die Zeit AUCH genutzt, um zu schauen, was es dort gibt und was vielleicht eine tolle Idee für hier wäre, weil es sich dort schon bewährt hat. Übrigens gibt es dort auch die „Nette Toilette“. Wie die das dort umgesetzt haben und warum ich im Urlaub krampfhaft überlegt habe, was hier in der Hinsicht eigentlich schief gelaufen ist und falsch aufgefasst wurde... das erfahrt ihr im nächsten Blogbericht!

Foto: Das ist die "AIWA". Diese Seilzugfähre ist eine "Anlage im Wasser" und man kann sie nutzen um über die Niers zu kommen. Am Vorabend war ich dort und habe gesehen, wie ein Ehepaar dort ihr Rollikind draufgewuchtet hat - die Niers hat derzeit einen niedrigen Wasserstand und da war es tatsächlich ein bisschen Wuchterei - um auf der anderen Seite den Wanderweg fortzusetzen. Aber eben ein tolles Erlebnis!


Donnerstag, 14. September 2017

Parkleid mit System


Nach vier autolosen Jahren sind wir endlich wieder mobil und haben sofort persönliche Bekanntschaft mit dem "Parkleid mit System" geschlossen. Warum? Bitte, hier das Schreiben ans Ordnungsamt:


"Sehr geehrter Herr (Ordnungsamtsmitarbeiter ruhender Verkehr - > da die Batterie streikt passt das sogar... )

ich brauche mal ein bisschen Hilfe um etwas zu verstehen. Ich habe jetzt nach vier autolosen Jahren wieder einen PKW. Wenn man in Neuruppin in der Innenstadt wohnt, ist das mit dem Parken so eine Sache. Nicht jedes Haus hat einen Parkplatz auf dem Hof. So wie unseres. Das Eckhaus wo der ADAC drin ist.

Deshalb gibt es Anwohnerparkausweise. Wenn man bei Google „Anwohnerparkausweis Neuruppin“ eingibt, dann kommt man auf eine Seite, die es so erklärt und wenn man auf einen Link klickt, bekommt man einen Plan mit einigen bunten Streifen drauf, wo wann wie geparkt werden darf.

Der Plan ist von 2012 und nennt sich "Anl. zu Beschl.-V. 2002/134/10" – also 5 Jahre alt. Mindestens. Na ja, eigentlich ja schon voll Asbach-Uralt (und der wäre mitunter gar nicht so verkehrt um die Verkehrspolitik hier zu ertragen).  Aber hey, 2012 mit einem Plan an den Start zu gehen, der eigentlich von 2002 und längst überholt ist und das dann noch den Bürgern als Service anzubieten - das muss man erst mal fertig bringen!

Aber auch seit dem hat sich in dem Gebiet, das auf dem Plan zu sehen ist, einiges getan, was man nicht einzeichnen kann. Früher, als ich hergezogen bin, gab es noch Parkscheinautomaten. Das war 2013 – und die wurden dann abgeschafft, weil der Unterhalt zu teuer war. Dafür wurden „Zonen“ eingerichtet, in denen man Parken kann und das ganz unterschiedlich lange.

Blöd nur, dass es keinen Plan gibt, auf dem diese Zonen vermerkt sind. Jedenfalls gibt es offensichtlich keinen solchen Plan, denn es wäre doch logisch, den dann bei der Google-Suche angezeigt zu bekommen, damit man bescheid weiß, wo welche Zone ist. Denn auf den Schildern über das Parken steht ja „Bewohner mit Parkausweis Zone ...“ - . Auf meinem Anwohnerparkausweis steht „Zone 1“.

Gehe ich bei uns um die Ecke, darf ich dort nicht mehr parken, denn da steht eine andere Zahl hinter dem Wort Zone. Bei der Post zum Beispiel darf ich als Anwohner nicht parken, auch wenn ich ganz dicht dran wohne und es für mich einfacher wäre, dort den Hund zu verladen ohne dass wir irgendwo im oder am Rand vom fließenden Verkehr herumturnen müssen – und ich gebe zu, ich fände es auch viel schöner, nicht in einer großen Wasserpfütze stehen zu müssen, wie jetzt grad am Straßenrand da, wo mein Auto derzeit steht.

Aber noch etwas ist mir aufgefallen – viele der Zonenschilder sind überklebt worden. Wo früher vielleicht „Zone 4“ war, ist heute „Zone 2“ drauf oder umgekehrt – oder zumindest so in der Art. Aber die bunten Farben, so wie auf dem Plan von 2012, die sind nicht auf den Schildern. Die bunten Farben sind nicht mal irgendwelchen Zonen zugeordnet oder so etwas. Also steht man als Bewohner eigentlich total blöd da und darf erst mal gucken, wo man bitteschön eigentlich alles die passenden Schilder für seine Zone findet. Das mag ja für Bewegung sorgen und die ist gesund – aber wenn man sich dafür dann mit dem Auto durch die Stadt bewegen und jedes Schild lesen muss, dann ist das blöd und ungesund.

Außerdem ist es ja auch nicht so, dass sich in den letzten Jahren baulich nichts getan hätte. Aber weil man 2012 genauso wenig eine Kristallkugel hatte um auf dem Plan, der ja eigentlich von 2002 ist,  einzutragen, dass man ab 2017 an der Friedrich-Engels-Geduld-Straße im neu gemachten Teil parken darf, steht das halt noch nicht im Plan drin. Denn in dem ist sogar der Bereich am Seehotel unten noch als altes Fabrikgelände eingetragen und das Parkhaus dort kreisrund eingezeichnet! Das heißt – bewundernswert ist es ja schon, so ein aktueller Plan aus 2012 mit den alten Fabrikgebäuden drauf, ich ziehe im Sommer 2013 nach Neuruppin und – zack! - die Therme steht, das Hotel steht und das Parkhaus auch - und die Bilderbogenpassage besteht aus Hinterhöfen und hat gar nicht erst irgendwelche Parkflächen! Ich kann ja wirklich verstehen, dass die Stadtverwaltung gerne effizient und sparsam arbeiten möchte, aber in diesem Fall war es am völlig falschen Plan. Whow.

Auch das „Parkleid-System“ hier ist ganz interessant. Weil da nämlich irgendwie niemand wirklich durchsteigt. Es sei denn, er ist Insider und arbeitet in der Verwaltung. Ich bin schon in vielen Städten gewesen, auch mit Auto – und da sind Parkleitsysteme oft weit verbreitet und sehr effektiv. Hier in Neuruppin ist es aber tatsächlich eher so eine Version, die man am Besten mit D am Ende schreibt. Weil eben keiner durchsteigt und viele Stadtbesucher schlichtweg keine Orientierung finden und mitunter sogar voll abgenervt wieder abhauen, bevor sie hier auch nur ein Falschparkerknöllchen oder so etwas in der Art bekommen konnten und damit Geld in der Stadt lassen.

Wobei sich das dann ja schon wieder am ruhrpöttischen Kevinismus (klick mich, ich bin ein Link) orientiert, es ist dann ja nicht so, dass die Leute unbedingt Geld IN der Stadt lassen, sondern BEI der Stadt, wenn sie nach einem 6 stündigen Bootsausflug feststellen, sie hätten nur 2 Stunden parken dürfen und ein Knöllchen am Scheibenwischer flattert oder sie dem Wirt nach einem längeren schönen Essen erklären, sie würden zwar supergerne noch auf einen Espresso bleiben, aber die Parkscheibe 500 Meter weiter... Der Espresso würde letztlich sogar noch die Getränkepreise am Markusplatz in Venedig locker toppen, wenn man sich deshalb ein Knöllchen einhandeln würde.

Also – auch Touristen sind oft voll abgenervt und würde weit lieber nach Neuruppin kommen, wenn sie ein Touristenparkierticket bekommen könnten, das ihnen problemloses Abstellen ihres KFZ über einen längeren Zeitraum ermöglicht. Und nicht alle paar Stunden hochschrecken müssen „oh Gott, die Parkscheibe!!!“. Falls Sie das nicht glauben wollen – fragen Sie doch mal den Wirten vom Rosengarten! Und ich kenne die gut situierten Schweizer, die gerne mehr Leute hierher holen würden (von denen kommt das Wort "Touristenparkierticket" übrigens). Dann aber doch lieber Orte wählen, wo man nicht noch einen großen Teil dessen, was man für die Unterkunft am Tag bezahlt, an Knöllchengeldern bezahlen muss, wenn man einfach mal... Urlaub machen und entspannen wollte anstatt den Arbeitsstress gegen Parkplatzstress einzutauschen.

Mit am verwirrendsten von allen ist aber für mich, dass ich zwar stolze Besitzerin eines Anwohnerparkausweises bin, der auch gut sichtbar hinter der Windschutzscheibe liegt. Das seit dem 11.9.2017 - ich auch wie auf dem Ausweis steht, in Zone 1 stehe – aber ich TROTZDEM eine Parkscheibe brauche. Also offensichtlich nur ich, denn wenn ich so in die anderen Bewohnerfahrzeuge schaue, haben die oft nur den Anwohnerparkausweis drin und nicht noch eine Parkscheibe. Aber selbst wenn ich eine Parkscheibe gut sichtbar platziert habe – was dann ja der Fall war, nachdem ich ein Knöllchen bekommen habe, wo drauf stand, dass ich eine Parkscheibe gut sichtbar ins Auto legen muss...


also wenn sich jetzt die Parkscheibe an den Anwohnerparkausweis kuschelt und beides gut zu sehen ist – muss ich dann eigentlich auch alle paar Stunden losrennen um die umzustellen? Ich meine, das wäre ja eigentlich völliger Quatsch – aber wenn ich in den letzten Jahren hier etwas gelernt habe ist es vor allem: „Es gibt nichts, was es nicht gibt – egal wie paradox es ist!“. Wenn dem so ist, dann hätte ich voll die coole Idee um nebenbei etwas zu verdienen. Dann werde ich "Hunderunden-Anwohnerparkausweis-Parkscheibenumstellerin". Für all diejenigen, die eben arbeiten gehen und keine Zeit haben, alle paar Stunden loszurennen und die Parkscheibe auf einen aktuellen Stand zu stellen.

Also muss ich jetzt, weil meine blaue Parkscheibe nicht rechtzeitig mit dem grünen Anwohnerparkausweis in einem auf dem Plan blau angemalten Bereich gekuschelt hat, der an der Straßenecke mit „Zone 1“ gekennzeichnet ist, 10 Euro Verwarngeld zahlen.


Davon, dass meine Parkscheibe nicht mit dem gut sichtbaren Anwohnerparkausweis gekuschelt hat, gibt es sogar ein Foto und damit das mit dem Bezahlen auch fix geht, kann man das über einen QR-Code abwickeln. Quasi ein Handyticket - nur eben etwas  anders. Das ist ja ganz faszinierend, dass man Bürgern als online-Service auf der einen Seite uralte Pläne anbietet und dann, wenn die deshalb einen Fehler machen, keine Mühen und Kosten scheut, mit voll moderner Technik die Kohle einzutreiben! Da kann man echt stolz auf seine so schlaue Stadt sein! 

Aber hey, ich habe immerhin einen aktuellen Bericht für die Stadt-Ratte!

Mit freundlichen Grüßen


"









Samstag, 24. Juni 2017

Webcam

Sollte sich jemand wegen des Artikels im Ruppiner Anzeiger hierher verirren und mehr wissen wollen:

Bitte

(klick mich, ich bin ein Link), hier geht es zum ersten Artikel darüber. 


Sonntag, 18. Juni 2017

Webcam-Hausaufgaben


Andreas Dziamski (Marktmeister, Pro Ruppin) hat die Kritiker der Webcam und der geplanten Webcam am Bollwerk gebeten, sich doch mal in anderen Städten umzusehen, die auch Webcams haben um damit Touristen zu erfreuen. Nun gut, da ich Hauptkritikerin bin habe ich das dann getan. Hier mal das erste Ergebnis: 



Waren/Müritz


Ruhpolding


Ruhpolding hat auf seiner Webseite 14 Webcams verlinkt. Das ist ganz ordentlich – aber davon zeigt tatsächlich nur eine einen Innenstadtbereich, alle anderen haben Panoramablicke in die Landschaft, auf die Loipen oder auf ein Hotelanwesen. Letzteres sind dann halt auch Hotelcams.


Hier ein Beispiel:


http://www.webcam-ruhpolding.com/webcam-und-zeitraffer/panoramablick-ortseingang/


Schöner Panoramablick, Taktung STÜNDLICH, Zeitrafferaufnahmen sind 7 Tage lang abzurufen.




Waren an der Müritz


5 Webcams. Davon zwei von der Kultur- und Tourismus GmbH IBC, drei von Bootsvermietungen. Die drei von den Bootsvermietungen sind mit Blick auf den Hafen/die Müritz, die von der IBC zeigen einmal den Marktplatz und einmal den Hafen. Taktung der Kamera auf dem Marktplatz ist nicht angegeben, aber man kann über die Webcam-Seite, wo ich ein Bild von Mitte Mai angezeigt bekommen habe auf „Bild aktualisieren“ klicken und bekommt dann ein aktuelles von der ausgewählten Webcam als jpg Datei. Wobei ich versucht habe, innerhalb weniger Minuten Abstand zu aktualisieren und DAS ging nicht. Ein Abruf der Seite um 15:14 hatte die Zeitangabe 15:15 Uhr. Da man das Bild jeweils über die „Sammelseite“ der Webcams aktualisieren muss, ist es sehr schwer ein Miniprogramm zu schreiben um automatische Bildsammlungen dafür zu generieren. Abgesehen davon sind 5 Minuten auch eine gute Zeitspanne um eben KEIN Bewegungsprofil eines Menschen zu generieren.


http://www.waren-tourismus.de/service-kontakt/webcams.html


Butjadingen

Eine sehr beliebte Urlaubsregion an der Nordsee, nahe unserer Heimat und wir waren vor allem oft wegen der tollen Spielscheune mit den Kindern dort. Eine der ersten Spielscheunen, die überhaupt aufgemacht haben. Selbstverständlich gehörte dann auch immer der Gang über den Deich zu den Ausflügen nach Butjadingen.


Butjadingen bietet drei Webcams in drei verschiedenen Orten an. Eine ist in Eckwarderhörne, eine in Tossens und eine bei der Nordsee-Lagune, die Wasserspaß unabhängig von der Ebbe verspricht. Alle Webcams haben ihren Blick auf Strand und Meer, bzw. die Nordsee-Lagune. Es ist nicht möglich, ein einzelnes Bild abzurufen und die Taktung ist unterschiedlich. So wurden die ersten beiden Bilder mit Zeitangabe 14:55 Uhr angegeben und das dritte auf der gleichen Seite mit 15:00 Uhr. Eine Aktualisierung der Seite um 15:00 Uhr hatte dann folgende Zeitangaben: 15:10, 15:05, 15:10, die Aktualisierung um 15:05 Uhr die Zeiten 15:10, 15:05, 15:15. Eine Aktualisierung um 15:10 Uhr hatte die Zeitangaben 15:15, 15:15, 15:20. An der Küste ticken die Uhren halt anders. Personenerkennung – lediglich auf der Lagunen-Cam kann man im unteren Bereich Leute anhand ihres Gesamtaussehens recht zweifelsfrei erkennen. Allerdings sind hier Umstände und Taktung auch anders als bei der bestehenden Webcam in Neuruppin:


http://www.butjadingen.de/butjadingen/webcams.html



Da dies nur drei Touristenorte von vielen hundert in Deutschland sind, werde ich mich in den nächsten Tagen auch noch bei anderen Orten mit Webcams umsehen. Dabei werde ich auf folgende Punkte achten: WAS ist zu sehen – ein Platz, ein Panorama? WIE HOCH hängt die Webcam? WIE OFT werden neue Bilder generiert? WIE EINFACH wäre es, Bilder automatisch abrufen und abspeichern zu lassen um damit ein konkretes Bewegungsprofil eines Menschen zu erstellen? WIE EINFACH wäre es für einen versierteren Computerfreak, aufgrund der Webcam eine Bank oder einen Menschen längerfristig zu beobachten um so feste Zeitabläufe zu erkennen?


Ich finde, die drei Urlaubsorte haben doch schon mal viel bessere Webcam-Beispiele als Neuruppin geliefert – und alle sind mir unter den ersten 10 Google-Ergebnissen angezeigt worden. Wenn man sich also ein Beispiel an anderen Urlaubsorten nehmen sollte was Webcams anbelangt, dann merke ich gerade, dass wir da noch verdammt viel verbessern können. Egal ob es um die Aussicht einer Webcam geht, um den Service via Zeitraffer, um die Bildqualität oder auch was die Sicherheit der Menschen (Läden und Gaststätten) anbelangt, die im Fokus einer Webcam liegen.


Lieber Andreas, vielen Dank für die Hausaufgaben. Ich denke, wenn ich noch ein bisschen mehr Touristenwebcams anschaue bekommen wir für Neuruppin eine richtig gute Lösung hin. Denn genau DARUM geht es: einen Konsens sowohl für die Kritiker als auch für die Befürworter zu finden und die Fehler bei der ersten Webcam von Anfang an zu vermeiden. Um nichts anderes geht es!



Montag, 29. Mai 2017

Du bringst deine Stadt um, wenn du online kaufst - oder? Teil 1

Da es ja blöd wäre, wenn ich nur die zweite Antwort auf dieses "Teil mich"-Bildchen bloggen würde, das ich auf Facebook gefunden habe, dann hier noch die erste Antwort darauf, leicht ergänzt: 


Quelle: Facebool


a) Meine Paketzusteller wollen auch alle leben. Gut, das ist ein bisschen heikel, weil Amazon einen spezielleren Deal mit DHL und Hermes hat und extrem wenig Frachtkosten für größtmögliche Leistung haben will – aber trotz alledem sichern meine Bestellungen ein kleines bisschen auch Arbeitsplätze. Zum Beispiel den von meinem Mann.

b) Ich habe kein Auto. Im Gegensatz zu Menschen mit Auto kann ich nun einmal nicht großartig herumfahren, zu anderen Baumärkten etc. um dort vielleicht das zu finden, was ich brauche, wenn ich es hier in der Stadt nicht bekomme. Ohne Auto ist man ohnehin ein Mensch mit weniger Wert für viele andere Leute, die einem ständig erzählen, wo sie überall waren und was sie sich da alles gekauft haben. Ergo muss ich mir Sachen bestellen.

c) Ich habe nicht viel Geld. Bevor ich also zum hiesigen Händler gehe und sage: „Ich möchte, dass Sie mir diesen Fleischwolf bestellen!“ und dafür dann noch die Gewinnmarge des Händlers draufzahlen muss, weil er den für mich bestellt und das vielleicht sogar zum Schnäppchenpreis, bestelle ich den doch lieber selbst und freue mich, wenn ich dabei etwas gespart habe. Wenn ich ein Spiel haben möchte, das vielleicht aus einem Kleinverlag kommt, der „Otto Familienspieler“ eher unbekannt ist, dann muss ich das auch bestellen. Habe ich ausprobiert. „Patchwork“ von Lookoutgames war hier nicht zu bekommen. Nicht einmal die Grundspiele von Carcassonne und Siedler von Catan, die hätte ich ja ersatzweise auch noch genommen.

d) Ich lasse mir von niemandem gerne vorschreiben, was mir zusteht oder was ich machen darf. Das wäre auch so, wenn man mir vorschreiben würde, nur noch hier lokal einzukaufen. Denn das würde meine Möglichkeiten und meine Kreativität enorm einschränken, weil wir halt in einer Kleinstadt leben, die nur ein sehr begrenztes Angebot hat und das, was man gerne hätte, mitunter auch nur in einer Qualität oder einem Hintergrund, die ich nicht möchte.

e) Manche Menschen können auch aus gesundheitlichen Gründen nur recht eingeschränkt lokal einkaufen. Zum Beispiel, weil es hier ihre Hilfsmittel nicht gibt. Oder weil hier fast 90 % der Läden nur über Treppenstufen zugänglich sind und so eng verbaut, dass man mit einem Rolli oder Rollator kaum eine Chance hat, den Ladeninnenraum überhaupt zu nutzen. Manchmal kommen sie aber eben auch gar nicht erst in die Stadt, weil sie auf dem Dorf wohnen, kein Bus fährt und Taxi zu teuer ist. Mitunter haben sie aber auch ein Problem, weil sie es psychisch nicht können. Bei einer Traumafolgestörung zum Beispiel. Oder weil sie ihren Hund nicht mit in den Laden nehmen dürfen.

Ich mag Amazon, Zooplus, die Spiele-Offensive, ZVAB, LandsEnd und wie sie alle heißen. Denn alle diese Läden ermöglichen mir, genau DAS zu bekommen, was ich tatsächlich gerne hätte, wenn ich es vor Ort aus irgendwelchen Gründen nicht bekomme. Dort muss ich mich nicht mit „aber der Hund bleibt draußen!“, oder „das haben wir nicht“ zufrieden geben, ich habe Zeit, mir Dinge auszuwählen ohne dass mich ein Verkäufer oder andere Kunden nerven und ich bin nicht weniger Wert, weil ich kein Auto habe oder einen Privatchauffeur, ein geringes Einkommen, einen Knacks in der Seele oder ohne Assistenzhund oft aufgeschmissen.

Auch ich sichere Arbeitsplätze, wie oben schon erwähnt. Die von denen, die in den Firmen arbeiten, bei denen man online bestellen kann. Mitunter sind es auch ganz normale Läden, die zusätzlich bei Amazon Market-Place oder im ZVAB anbieten. Beim ZVAB, dem Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher findet man übrigens auch das Antiquariat "Ruppiner Lesezeichen" aus meiner Nachbarschaft.  Ich sichere Arbeitsplätze in den Firmen, die Verpackungmaterial herstellen, damit man mir die Sachen schicken kann und die Arbeitsplätze in den Großlagern wie zum Beispiel in Brieselang, was ja auch regional ist. Und die Zusteller, die den ganzen Kram vorbei bringen, wollen auch leben.

Und ja, man kann sich sicherlich über viele Arbeitsbedingungen in den ganz verschiedenen Firmen streiten und es zum Teil nicht gut finden – aber hey, dass Menschen in Werkstätten für Behinderte für einen Stundenlohn von knapp einem Euro Akkordarbeit machen, da brüllt ja auch kaum jemand rum und pocht auf wenigstens den halben Mindestlohn, damit durch die andere Hälfte der Mehraufwand an Betreuung dort gesichert bleibt und dass die Leute der GaLa-Truppe dort für das Rasenmähen und harken in der Siedlung deshalb weit weniger ausbezahlt bekommen als Mitarbeiter einer regulären GaLa-Firma stört offensichtlich auch keinen. Es ist auch nicht so, dass die Werkstätten sagen: "Liebe Firmen, wir übernehmen Arbeiten für euch, dafür dauert das aber länger und die Qualität ist schlechter" - sondern es wird ganz konkret mit hoher Qualität und großer Flexibilität geworben. 


Bei Müttern und pflegenden Angehörigen ist auch egal, wie sehr sie sich abrackern und ohne viele, viele tausend Ehrenamtler und Praktikanten, die oft nur ein feuchtes „Dankeschön“ für ihre Arbeit hingemurmelt bekommen, wäre unser Land völlig aufgeschmissen.

Du bringst deine Stadt um, wenn du online kaufst - oder?





Da mir die zweite Antwort auf ein Posting in der Gruppe „Du weißt, du bist Ruppiner wenn...“ (klick mich falls du bei Facebook bist, ich bin ein Link) zu lang geworden ist, setze ich sie hier auf die Stadt-Ratte. Es ist eine Antwort auf eines der „Teil mich“-Bildchen, nämlich auf das hier: 



Quelle: Facebook
In der ersten Antwort habe ich geschrieben, warum ich viele Dinge online bestelle, zum Teil eben auch bestellen muss. Hauptgrund: Es gibt sie hier schlichtweg nicht. 



In der zweiten Antwort, nämlich der jetzt folgenden, würde ich gerne mal aufzeigen, wie schon vor Amazon und Co sich eine Innenstadt gewandelt hat, welche Läden über den Deister gegangen sind und warum ich das auch ganz persönlich mitbekommen habe. 


Ich komme aus Oldenburg. Ein anderer Oldenburger, der hier schon etwas länger wohnt als ich, hat mir mal gesagt: „Neuruppin, das ist wie Oldenburg vor 30 Jahren!“. Irgendwie hat er recht. Vor 30 Jahren war ich in der Stadt grade irgendwie mit meiner Ausbildung in der dortigen Stadtverwaltung fertig. Ich mochte die Stadt total, es ist eine Großstadt mit Kleinstadtcharakter gewesen und viele kleine und größere Läden bestimmten das Stadtbild und es hat unglaublich viel Freude gemacht, dort zu bummeln und einzukaufen. Es gab Spannhake – einen Bastelladen mit großer Auswahl, der ein Gässchen weiter in einem alten Haus ein Atelier hatte und wo es jeden Tag Angebote gab, was man dort machen konnte. Als ich Jugendliche war, habe ich dort immer, wenn wir in die Stadt gefahren sind, die Zeit verbracht und irgendetwas gelernt. Das war super. Es gab einen kleinen Laden mit unglaublich viel Messingkram und vielen, vielen Kleinigkeiten, er war nicht groß, aber es war immer etwas dort zu finden – und so ging es immer weiter. Zu der Zeit steckten die Computer noch in den Kinderschuhen. Auf der Arbeit musste ich mit elektrischen Schreibmaschinen arbeiten, das war ziemlich grässlich – aber die 3 Monate im TVS (Textverarbeitungssekretariat) mit den ersten Computern, das war einfach unglaublich toll. Das, was ich damals als Beruf gelernt habe, ist mittlerweile ausgestorben: Bürogehilfin. War auch doof, weil mit Bürofachangestellte, wie es damals hieß, wäre ich irgendwie glücklicher geworden. Das hätte mir nämlich Steno und Mindestanschläge pro Minute erspart.


Internet gab es noch gar nicht. Mein damaliger Freund hat in der Güterverkehrsabteilung der DB gearbeitet, da gab es Computer mit Floppys, die waren so groß wie DIN A 5 Blöcke. Als wir wenig später den ersten hatten, mussten wir vor jedem Start 7 Floppys nach und nach einlegen, damit das Betriebssystem (MS-DOS) überhaupt starten konnte. Aber es war voll faszinierend.


Dann entstand das zweite, viel größere Einkaufszentrum am Stadtrand. Zum Teil mit Läden, die vorher irgendwie in der Stadt waren – und weil man in der Stadt irgendwie „mithalten wollte“ war es wie der Startschuss dafür, dass aus einer vielfältigen Innenstadt mit Character mehr und mehr so etwas wie eine Mumie wurde. Die Investoren fielen ein und da, wo früher Altstadthäuser die Straße säumten, entstanden große, „moderne“ Betonklötze. Klar, das war erst alles irgendwie ganz toll – aber damit starben die kleinen inhabergeführten Läden. Man witterte das große Geld, der Zeitgeist wandelte sich – und wenn man seinen Laden für viel Geld vermieten kann – warum soll man sich dann noch die Mühe machen, selbst jeden Tag bis zum Umfallen Kunden zu bedienen? So verschwanden nach und nach Reisebüro Pekol, der kleine Trödelladen, Spannhake schrumpfte ganz massiv, es verschwanden Modeläden, der Laden von Eisbein, es verschwand Hertie, Horten wurde zu Galeria Kaufhof, es verschwanden kleine Gemüseläden, der tolle Spieleladen und so weiter. Internet war für viele Menschen da noch ein totales Fremdwort.


Es kamen große Ketten: Bonita, New Yorker, H & M, Pimkies und wie sie alle heißen. Es kamen Wohlfahrts Buchladen, Thalia und verdrängten kleine örtliche Händler – und mittlerweile besteht gefühlt die halbe Stadt aus Handyläden. Läden wurden geöffnet – und geschlossen. In den leeren Fenstern tauchten Zettel auf mit „zu vermieten“ - und Hamburger Telefonnummern. Denn die Investoren kamen oft von weiter weg und witterten in der beschaulichen KleinGroßstadt das große Geld. Nur: Oldenburg war nie Hamburg und wird es auch nie sein. Genauso, wie Neuruppin nie Berlin sein wird, nicht einmal Potsdam oder Brandenburg.


Meinen späteren Mann habe ich vor etwa 30 Jahren als Markthändler kennengelernt. Er und seine Eltern hatten einen Blumenstand – wenn Wochenmarkt war, auf dem Wochenmarkt und wenn kein Wochenmarkt war, vor Woolworth. Das, was an Meterpreis auf dem Markt zu bezahlen war, war überschaubar. Das, was bei Woolworth dafür bezahlt werden musste, um vor dem Schaufenster zu stehen, auch. Mein Mann war selbstständig – und seine Eltern auch, alles Blumenhändler, die sieben Tage in der Woche verdammt lange Arbeitszeiten, keinen Urlaub und kaum Freizeit hatten.


Dann hat Woolworth umgebaut und es war nicht mehr erwünscht, dass vor dem Laden Blumen verkauft werden. Schwiegereltern haben sich umgesehen und einen kleinen Laden in einer Seitenstraße gemietet, wo vorher Klamotten drin waren. 40 Quadratmeter in einem relativ neuem Bau, Seitenstraße – 2600 DM im Monat, eben einem Klamottenladen mit Namen "Salü".


Irgendwann kam an meinen Mann das Angebot, er könnte vor Horten den kleinen Laden übernehmen. Das waren 12 Quadratmeter, direkt an Horten angeschlossen, zur Straße hin und im hinteren, winzigen Lagerraum war dann der Schaltschrank für den ganzen Laden, der musste immer zugänglich bleiben. Mein Mann hat zugesagt – und ab da hatte er einen festen Laden. Ein paar Umbauten, damit vorne eine Tür reinkommt und nicht nur eine Durchreiche ist und taraaaa, fertig.


12 Quadratmeter ist nicht viel. Genau wie bei Schwiegeltern galt: mit günstigen Sträußen schon gar nicht. Und wenn man für 12 Quadratmeter und viele Einschränkungen dann 2000 (es war sogar noch mehr als zweitausend) DM blechen muss, ist das ein Batzen Geld, der erst einmal verdient werden muss. Also ohne dass man davon noch die Miete für eine eigenen Wohnung, etwas zu Essen, die Kosten für die Sozialversicherung oder eben auch die Blumen selbst bezahlt hat. Wenn man dann noch Familie hat und nicht ausfallen darf, wird es mitunter so eine Art Harakiri.


Dann kam der Umbau zu „Galeria Kaufhof“ und damit der Todesstoß für den Blumenladen und die Existenz. Es war eine harte, aber auch oft eine tolle Zeit in dem Laden, es gibt viele, viele tolle Annekdoten mit Stammkunden und manches Mal hat man sie und sie uns richtig ins Herz geschlossen. Unsere ersten beiden Kinder sind in ihren ersten Jahren damit groß geworden. Nach wie vor heißen die mittlerweile verstorbenen Schwiegereltern bei ihnen „Oma und Opa Blümchen“. Wobei es ob des Marktgeschäftes dann bei uns auch noch die "Klo-Oma" gab, Eine alte Dame, die Hüterin der öffentlichen Toilette war, dort ihr Zimmerchen zwischen Herren- und Damenklo hatte und wenn sie die nicht grade die Toiletten putzte, jeden Tag einen Eimer Krabben für die Pizzeria in der Nähe gepult hat. Klo-Oma roch unverkennbar streng nach Urinstein, besonders ihre Hände. Vermutlich waren ihr Handschuhe sowohl für das Toilettenputzen als auch für das Krabbenpulen ein Greuel. Aber sie war für uns halt "Klo-Oma" und als der Komplex mit dem Klo drin, stillgelegt wurde, fehlte etwas.

Meine Nichte hat bei einem angesehenen Floristen eine harte Ausbildung absolviert und sich später ebenfalls mit einem eigenen Laden in einem Vorort von Oldenburg selbstständig gemacht. Sie hatte sogar Auszubildende und ist in dem, was sie an Sträußen gezaubert hat, einfach unschlagbar gut gewesen. Ich glaube, sie hat rund 8 Jahre durchgehalten, gekämpft, alles versucht um den Laden und ihre Auszubildende zu halten – und geendet hat es mit einer Insolvenz. Wie so oft, wenn die Träume von einem eigenen Laden den Bach runtergehen aber man noch alles versucht, um irgendwie zu überleben. Ich selbst hatte mal mit einem Spielzeugverleih angefangen, alles für Kindergeburtstage. Ritterkiste, Piratenkiste, Besuchskiste für Enkelkinder und so weiter... dann wurde mein Sohn schwer krank und alles war vorbei.


Ich habe echt viel Respekt vor jedem Ladner und jedem Markthändler. Verdammt viel Respekt, weil ich weiß, dass viele Leute nur einen Bruchteil der ganzen Arbeit sehen und auch gerne viel fordern, was sie alles gerne doch hier kaufen würden – aber selbst nie im Leben das finanzielle Risiko tragen würden, einen Laden aufzumachen und ziemlich bedeppert schauen würden, wenn sie merken, dass es eben weit, weit mehr Arbeit ist als nur die Öffnungszeiten und dass sie selbst oft nicht mal umgerechnet den gesetzlichen Mindestlohn verdienen. Aber ich bin total glücklich, dass mein Mann damals eine Stelle als Paketbote bei der Post bekommen hat. Unglaublich – nach 20 Jahren das erste Mal wirklich Urlaub haben. Ohne Angst zu haben, was das an Umsatzeinbruch nach sich zieht! Geregelte Arbeitszeiten haben, sich im die Kinder mit kümmern können – whow. Und das Beste: Die Sozialversicherung für die komplette Familie betrug nur noch ein Bruchteil von dem, was sie vorher gekostet hat.


Wie schon etwas weiter oben geschrieben: Neuruppin wird nie Berlin sein, nicht einmal Potsdam oder Brandenburg. Aber dennoch kommen Investoren, derzeit vor allem auf dem Wohnungsmarkt – und zum Glück – es sind überwiegend hiesige. Dennoch: Mit jeder Verbesserung steigen zwar die Preise – aber die meisten Menschen haben dadurch nicht mehr auch mehr Geld in der Tasche, dass sie ausgeben können, sondern müssen oft jeden Euro zweimal umdrehen. 


Dienstag, 16. Mai 2017

Lange war der Fahrstuhl krank, nun fährt er wieder - Reparatur sei Dank!


Gestern war der HFA. 

Als es zum Schluss um die Anträge der Fraktionen ging, dachte ich noch so: "Super, gleich ist dann vorbei!" - Falsch gedacht. Die SPD hat einen Antrag, dass bei Straßenneubauten bitte darauf geachtet werden soll, dass 50 % der Straßen Namen von Frauen bekommen. In so einem Plenum wie dem Haupt- und Finanzausschuss, in dem die Herren dann eindeutig in der Überzahl sind, ergibt sich daraus nicht etwas so etwas wie: "Tolle Idee, tut niemandem weh, machen wir!" 

NEIN, weit gefehlt. Es entsteht eine männergeführte Diskussion über die Gleichberechtigung der Frauen in der Gesellschaft, bei der nicht nur mir ab und an einfach mal die Kinnlade runter geklappt ist und über meinem Kopf quasi: "Äh.... und WAS hat das jetzt mit Straßennamen zu tun???" aufploppte. Das in einer Diskussion darüber, ob man neue Straßen zum Teil dann auch nach Frauen benennt, dann so etwas wie "wenn Sie so denken, dann gehen Sie bestimmt auch davon aus, dass eine Frau selbst schuld ist, wenn sie einen Minirock trägt und vergewaltigt wird...". DAS... ich glaube DAS bringen dann nur Männer fertig, die über die Gleichberechtigung von Frauen diskutieren. Oder Alice Schwarzer und andere Fundamental-Feministinnen. 

Ganz zum Schluss ist dann jemandem eingefallen, doch mal die Frau vom Gleichstellungsbeirat zu fragen, was sie davon hält. Ich habe sie ja nur von hinten gesehen, aber es klang schon fast verheult, was sie von sich gegeben hat und wie schade sie es fand, dass den Männern erst ganz zum Schluss eingefallen ist, mal eine Frau zu fragen... 

Die folgenden Anträge waren dann von einer anderen Fraktion und auch im Hinblick auf barrierefreiheit gedacht - blöd nur, dass genau die Leute, die sich dafür einsetzen vorher nicht gefragt wurden, sondern sich Läufer und anderweitig gesündere Menschen wieder mal überlegt habe, was man denn so tun könnte für die armen, armen Behinderten - ohne sie vorher einfach mal zu fragen, was sie davon eigentlich halten. Es geht um die "nette Toilette", wo Gastronomen und Geschäftsleute dann ihre Klos für Nicht-Kunden zur Verfügung stellen sollen. Natürlich möchte man damit auch mehr barrierefreie Klos haben. Ah ja... mal abgesehen davon, dass es tatsächlich barrierefreie Toiletten in der Stadt gibt, abgesehen von dem ekeligen Klohäuschen am Postplatz gibt es eine in Knasteinrichtungsoptik im Tempelgarten, eines wäre in der Bilderbogenpassage - aber das ist wohl nur noch Lagerraum oder so und zwei wären im alten Gymnasium, die aber für Gäste im Rolli so gut wie überhaupt nicht zu erreichen sind, sei es weil sie abgeschlossen sind oder weil der Weg dort hin mit Rolli einfach nicht machbar sind. Das ist wirklich ganz toll überlegt und geplant worden von den Fachleuten. Ehrlich. Bewundernswert - aber immerhin, die Stadt hat barrierefreie Toiletten in ihren Einrichtungen und wenn die keiner nutzt, spart das viel Geld, weil die dann nämlich nicht so oft sauber gemacht werden müssen. Weitere rollinutzbare Toiletten sind im Museum, gut da muss man dann in dem Fall wohl erst "Einrollgebühr" bezahlen und dann ab in den Keller (hoffen wir mal, dass der Fahrstuhl im Museum nie kaputt geht) sowie im Rathaus. Das viel größere Problem ist bei den barrierefreien Toiletten aber das Zeitproblem. Denn die Toiletten sind bis auf das Ekelhäuschen an der Post nur zu Geschäftszeiten zugänglich. Wenn überhaupt. Nun ja, was sollten Rollifahrer auch bitte Abends oder am Wochenende noch herumkurven? Die sind schließlich behindert und gehören damit früh ins Bett und am Wochenende weggesperrt!

Immerhin - der Fahrstuhl geht wieder. Was aber so unklar war, nach der langen "der ist kaputt Zeit", dass die Rollifahrer des AK´s sich für den Abend dann andere Dinge vorgenommen haben. Nicht schlimm. 

Ach so, und es ging um den Hort Gildenhall und dass die Baumaßnahme dort teurer wird. Ja. Wäre ja schön gewesen, wenn irgendwer der plötzlich so behindertenaffinen Leute sich mal Gedanken darüber gemacht haben, dass von der Stadtverwaltung zwar sogar öffentlich in der Zeitung zu lesen ZUGESAGT wurde, dass sich der Arbeitskreis barrierefreie Stadt noch zu den Plänen des Hortes beim Thema Barrierearmut äußern darf, nachdem der Plan dann so nett vorgestellt wurde und sämtliche Fachräume dann für mobilitätsbehinderte Kinder unerreichbar sind - aber dies nie der Fall war. Denn dann hätte man ja vielleicht noch mal ein bisschen was ändern müssen und es wäre nicht so eine günstigere "pseudobarrierefreie" Sache geworden. Um bei den Worten eines sehr selbstgefälligen Stadtverordneten zu bleiben, der Barrierearmut und Engagement für Behinderte als "unnötigen Kropf" betrachtet (genauso wie ich solche selbstgefälligen "boah, was bin ich doch für ein toller Hecht!"-Stadtverordneten nicht unbedingt gut leiden kann, die für ihre Verachtung dann auch noch Geld bekommen) - wahrscheinlich sehen manche Leute es als extrem überflüssig an, das man sich um Barrierearmut bemüht, indem man genau diejenigen fragt, die wirklich drauf angewiesen sind. 

Aber langfristig ist es ein "sich ins eigene Fleisch schneiden". Denn Barrierearmut nützt ALLEN Menschen etwas. Selbst denen, die es für überflüssig erachten. Denn die können ebenso von heute auf morgen auf "runde Beine" angewiesen sein - oder werden älter und sind dann eben nicht mehr so tolle selbstgefällige Typen, sondern bleiben mit ihrer Gehhilfe in den tiefen Ritzen irgendwelcher Pflasterungen stecken. Ebenso ist niemand davor gefeit, das sein Kind, Enkelkind oder ein anderes ihm nahe stehendes Kind plötzlich behindert ist. Und genau DANN ist das Geschrei plötzlich ganz, ganz groß. 


Donnerstag, 27. April 2017

Bürger der Holzklasse...



Übrigens war ja Sozialausschuss. Oder besser: dieser Ausschuss, wo alles das, was woanders keinen Platz hat, reingestopft wird. Wie in so eine Restmülltonne, wo alles reinkommt, was nicht in Papier-, Plaste- oder Biotonne passt. Falls jetzt jemand denkt: „Da gibt’s auch noch Glascontainer...“ - die stehen in diesem Fall für die ganzen abgeschafften Ausschüsse und Beiräte. Aus den Augen, aus dem Sinn und was sich da irgendwie zu den Themen ansammelt, wird halt irgendwann irgendwo mit reingestopft – oder eben auch nicht.

Es ist nun die mindestens dritte oder vierte Sitzung, an der Doreen Beier und Christian Pees vom Arbeitskreis barrierefreie Stadt Neuruppin nicht teilnehmen können. Nicht etwa, weil sie selbst irgendetwas anderes vorhatten - nein. Weil der Fahrstuhl, der zumindest das Rathaus A etwas barriereärmer machen soll, seit Wochen kaputt ist. Und weil das wohl noch ein paar Wochen so bleibt, werden Sie wohl auch an den nächsten Sitzungen im Rathaus nicht teilnehmen können.

Ziemlich doof, vor allem, weil sie gerne etwas zum Thema barrierefreier Internetauftritt der Stadt Neuruppin gesagt hätten. Denn das die Internetpräsenz der Stadt dann neu gestaltet wird und auch Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen zugänglich gemacht wird, war ein Antrag der Linken. Da Christian und Doreen viel Erfahrener sind und sich dazu laut Frau Gussmann auch gerne geäußert hätten, was aber eben nicht ging, weil deren Rollstühle nun mal Rollstühle mit Bodenhaftung und keine flugtauglichen Jetpacks sind, mit denen man durchs Treppenhaus kreiseln könnte...

Nächste Woche ist Bau- und Wirtschaftsausschuss. Dort sind sie auch eigentlich jedes Mal präsent... tja. Ich weiß auch nicht was der Mist mit dem Fahrstuhl soll. Schön, dass jeder Andere, der Lust auf die Sitzung hat, die Treppe benutzen kann. Für den BWA könnte man dann dieses Mal ganz praktisch und superschnell irgendwelche Seniorensachen auf den Tisch bringen. Denn alle diejenigen, die auf Rolli, Rollator oder so angewiesen sind oder die einfach die Treppe bis unters Dach nicht schaffen, weil vorher ihr Herz kollabieren würde, können ja nicht dabei sein um sich zu wehren. Das wäre doch enorm praktisch und man könnte von Seiten der Stadt immer sagen: "Na ja, die Sitzung war ja öffentlich, wenn keiner kommt und etwas sagt, können wir ja auch nix machen!". Toll.

Wenn Neuruppin so einen Bahnhofs-Flair bekommt. Aufzüge monatelang kaputt, Rollifahrer etc. dürfen zum Teil mehrere Stunden Umwege fahren um ihr Ziel zu erreichen oder sie haben halt Pech gehabt. Ich überlege gerade, ob man nun ganz Otis Redding-mäßig jetzt auf den Fahrstuhl pfeiffen soll oder ob der auf Schindlers (Reparatur-)Liste steht. beides sind übrigens Aufzugherstellerfirmen.  * grübel * Irgendwie hat der Arbeitskreis (nein, eher ich...) dann der Stadt wohl sehr mächtig in die Suppe gespuckt, dass der Zugang für Rollifahrer und anderweitig mobil beeinträchtigte Menschen zum Rathaus wohl noch etwas länger unter das Motto: "Pech gehabt, Bürger der Holzklasse!" fällt. Könnte man ja zumindest mal so denken... 



Nachtrag... ich bin darauf hingewiesen worden, dass mit dem kaputten Aufzug auch das Bürgerbüro für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen nicht zu nutzen ist. 
Das stimmt, aber unbestätigten Gerüchen zufolge hat die Stadt zumindest hier dann schnell, unbürokratisch und voll unkonventionell Abhilfe geschaffen und berät mobilitätseingeschränkte Bürger im Behinderten-WC im Keller, das nach wie vor zugänglich ist. Das nennen die ganz bürgerfreundlich "Sitzungsdienst" und die Termine findet man auf der Internetseite der Stadt Neuruppin unter dem Schlagwort "Sitzungsdienst". 

Wenigstens was...


Mittwoch, 19. April 2017

Osterspaziergang

Die Stadt-Ratte war bei schönem Wetter auf Ostertour in Neuruppin unterwegs. Baustellen und Co gucken. Und Fotos machen. Klar, Fotos sagen mitunter mehr als eine Million Worte. 

Fangen wir mal mit dieser "Perle der Werbung" an. Mir ist ja schon davon erzählt worden, aber als ich das Plakat dann gesehen habe, war´s vorbei. Schallendes Gelächter...



Das assoziiere ich dann sofort mit dem Posting, das mal viral verbreitet wurde und wo eine 16jährige um Hilfe gebeten hat: "Mein Freund hat gesagt, er steht auf Natursekt, wo finde ich denn hier einen guten Bioladen?". Aber da sieht man mal, wie weitsichtig, weltoffen und tolerant die Berliner sind! Berliner Kindl Radler naturtrüb mit pipigelben Etikett und Berliner Radler Zwickel... also eben wie ein Radler mit unpassender Bekleidung, falschem Sattel und wenig Training - blutig durchgescheuert im Hosenzwickel oder die Radlerin mit ihren monatlichen "Hering in Tomatensoße"-Tagen... passend mit blutrotem Etikett. Wunderbar. Ganz wunderbar!

Aber probieren werde ich es * örks * nicht.


Ein bisschen weiter ist dann ja die Kreiselbaustelle. Da wurde ordentlich herumgebaggert und von dem Kunstwerk, dass da mitten oben auf dem Kreisel war, gibt es halt nur noch das Hinweisschild...





... und der Versuch, es wenigstens am Rand rudimentär (mit Pfeil zur Tafel)  darzustellen...






Das nächste Highlight lies nicht lange auf sich warten und war auf der anderen Seite bei der Kreisverwaltung zu finden. Ich konnte mir das jetzt einfach nicht verkneifen...





Sieht man leider schlecht, deshalb habe ich es mal etwas "umkrakelt". Einige Mitarbeiter der Kreisverwaltung sind gut zu Vögeln. 









Rot umkrakelt die Nistkästen und gelb umkrakelt deren Bewohner. 



Samstag, 11. Februar 2017

Tierisch gute hohe Politik



Es gibt ja nicht nur die Politik hier vor Ort, sondern auch die etwas größere Politik. Da ging es gestern dann auch um Menschen mit Beeinträchtigungen - und ihre Hunde. Eigentlich wollte ich dort gestern hin. Der Bundesrat schiebt in Deutschland eigentlich so die Gesetze an. Wenn er sich trifft, hat er immer eine wirklich enorm lange Tagesordnung mit allerlei Gesetzesvorschlägen, Änderungsvorschlägen für Gesetze und so weiter. Gestern war wieder eine Sitzung des Bundesrates und auf dieser Sitzung war unter Tagesordnungspunkt 26 das Wort „Assistenzhunde“ zu finden. Denn das Land Niedersachsen hat sich dafür eingesetzt, dass es für Assistenzhunde in Zukunft eine gesetzliche Regelung geben soll. Das würde bedeuten, dass es Qualitätsstandards geben würde, die für Hunde, Halter, die Trainer, die Ausbildung und die Gespannprüfer gelten und dass Menschen, die einen Assistenzhund brauchen, den unter bestimmten Vorraussetzungen von der Krankenkasse bezahlt bekommen.


Bislang werden nur Blindenführhunde von Krankenkassen bezahlt. Das ist zwar ganz schön, aber das Problem ist, dass es dort zum Beispiel keine Qualitätsstandards gibt und die Krankenkassen ganz oft weit über 20 000 Euro für einen Hund bezahlen, der seinen blinden Menschen in Lebensgefahr bringt, weil er nicht vernünftig ausgebildet ist. Denn ohne Standards können die Trainer eigentlich für sich selbst entscheiden, wie sie so einen Hund ausbilden, was er können muss und welcher Hund dafür geeignet ist. Wenn man bei Youtube mal ein bisschen schaut, bekommt man echt gruselige Geschichten mit. Letztens wurde mir erzählt, dass ein Blindenführhund sein Herrchen wahrscheinlich ganz zielgerichtet in einen Fluss geführt hat – und das Herrchen ist dann ertrunken und wurde erst viel später gefunden.


Viele Menschen erblinden erst später in ihrem Leben. Stellt euch vor, ihr habt einen Unfall und seid danach blind. Oder ihr bekommt mit Wucht etwas in die Augen und erblindet. Das verändert euer komplettes Leben – denn ihr seid danach ziemlich hilflos. Natürlich kann man lernen, mit seiner Blindheit zu leben. Ich habe auch lange jemandem geholfen, der blind war und alleine in seinem Haus gelebt hat. Dennoch sind blinde Menschen immer auf Hilfe angewiesen. Da, wo andere Menschen mal eben etwas nachgucken können, einfach mal eben irgendwo hinfahren – das geht nicht so einfach, wenn man blind ist. Unterwegs sein – wenn man nichts sehen kann, sieht man auch nicht, wer einem entgegen kommt. Oder ob irgendwo plötzlich eine Baustelle ist, die vielleicht nur unzureichend gesichert ist und wo man stürzt. Man sieht nicht, ob irgendein Vollidiot sein Rad einfach mal eben mitten in den Weg gestellt hat, ob man in Hundekacke tritt, über den Haufen gefahren wird und so weiter. Es gibt viele toll ausgebildete Blindenhunde, die bis zu 40 Kommandos beherrschen und ihrem Besitzer mehr Lebensqualität ermöglichen. Es gibt aber eben auch viele extrem schlecht ausgebildete Hunde, die ihren Besitzer immer wieder in Lebensgefahr bringen.


Das gibt es auch bei anderen Assistenzhunden. Es gibt wirklich gut ausgebildete Hunde, die ihre Aufgabe ganz hervorragend meistern und ihr Geld, dass der Mensch irgendwie aufbringen muss, wirklich wert sind. Es gibt aber leider auch viele Assistenzhunde, die nicht gut ausgebildet sind, obwohl sie von Assistenzhundetrainern für sehr viel Geld ausgebildet werden und diese Trainer ihren Kunden viel zugesagt haben. Denn mit Assistenzhunden lässt sich enorm viel Geld verdienen, wenn man es nicht so genau mit allem nimmt und einem eigentlich völlig egal ist, ob der Hund seinem Besitzer zum Teil tatsächlich das Leben retten soll oder nicht. Deshalb ist es wichtig, dass es hier endlich vernünftige Regelungen gibt. In Österreich gibt es die zum Beispiel schon. Es gibt sie dort auch erst ein paar Jahre und man lernt dort auch aus den Erfahrungen, die damit gesammelt werden – aber im Großen und Ganzen können sich diejenigen, die in Österreich einen geprüften Assistenzhund bekommen, darauf verlassen, dass der Hund tatsächlich seinen Job gut macht und dass sie selbst auch in Hundedingen gut ausgebildet sind. Es gibt dort auch Regelungen was Assistenzhunde dürfen, denn sie haben mehr Rechte als Haushunde.


In Deutschland ist das, was Assistenzhunde dürfen, bislang über das Allgemeine Gleichstellungsgesetz geregelt. Das bedeutet, Assistenzhunde für Diabetiker, Gehörlose, Epileptiker, Autisten, PTBS´ler, Narkoleptiker und so weiter sind nach diesem Gesetz Blindenführhunden gleichgestellt. Alle diese Hunde helfen ihrem Menschen, mit einer Beeinträchtigung besser klar zu kommen. Es wäre aber schön, wenn es bessere und auch für Menschen, die sich nicht so gut mit Assistenzhunden auskennen, klarere Regelungen geben würde.


Der Bundesrat hat mit seiner Entscheidung, dass es dazu eine gesetzliche Regelung geben soll, einen wichtigen Schritt gemacht. ABER... es diese Entscheidung muss noch vom BundesTAG bestätigt werden. Erst wenn auch die ganzen Abgeordneten im Bundestag beschließen, dass sie so etwas sinnvoll finden, wird die tatsächliche Gesetzgebung dafür angeschoben. Es bleibt also noch ein bisschen spannend.


Da der Tagesordnungspunkt aber im Bundesrat gestern zusammen mit anderen Punkten auf der so genannten „Grünen Liste“ zusammengefasst wurde und alles was auf dieser Liste ist, ohne Diskussion und im Block abgestimmt wird, habe ich mir den Aufwand erspart, dabei zu sein, sondern via Livestream und Chat mit dem Vorstand von Lichtblicke e. V. die Sache verfolgt. So viel erst einmal zur aktuellen tierisch guten Politik.


Als Nebeneffekt hat sich gestern Herr Holler auf Twitter gemeldet und auf einen TAZ-Artikel verwiesen, in dem es darum ging, dass viele Kleinselbstständige sich keine Krankenkassenbeiträge leisten können, weil diese gemessen an ihrem Einkommen viel zu hoch sind. Auch dazu gab es gestern im Bundesrat einen Gesetzesvorschlag das zu ändern. Sogar mit Redner. So konnte ich ihn dann gleich auf den aktuellen Stand bringen. Vertagt wurde übrigens die Diskussion um Winterreifen bei Motorrädern und um abnehmbare Beleuchtung an Fahrrädern. Nun ja, ist ja auch schon fast wieder Sommer.














Mittwoch, 8. Februar 2017

Politik kann ja echt interessant sein

Gestern wurde es im Haupt- und Finanzausschuss ein bisschen turbulent, durcheinander und zum Teil etwas laut. 

Warum? Na, aus dem Grund, aus dem ihr nun oben im Untertitel eine Erweiterung seht. Das alles, was hier steht, MEINE Meinung ist. Auch wenn ich im Kulturbeirat bin, auch wenn ich im Arbeitskreis barrierefreie Stadt Neuruppin bin.

Aber was HIER steht, ist MEINE Meinung.

Und Politik wird dann interessant, wenn mir jahrelang Bewohner aus Neuruppin erklären "boah, die in ihrem Elfenbeinturm machen doch sowieso was sie wollen!" und ich das immer versucht habe zu relativieren. Bis zu der Erkenntnis - ne, ist ja tatsächlich so!

Wie komme ich zu der Erkenntnis? Also, im letzten Beitrag hatte ich ja von der Frau geschrieben, die sich im Sozialausschuss vorgestellt hat und die gerne Behindertenbeauftragte werden würde. Ihre Vorstellung war ja ein bisschen merkwürdig und ich habe mir wirklich viele Gedanken gemacht, was wohl wäre, wenn jemand das Ehrenamt macht, der eigentlich kaum dafür geeignet erscheint. Und... ich habe in dem ganzen Blogartikel nicht einmal den Namen genannt.  

Erschienen ist dieser Artikel von mir am 18. Januar. 

Eine Beschlussvorlage, dass ganz konkret diese Frau gewählt werden soll, ist aber erst zum 24. Januar erschienen. Also NACH dem Sozialausschuss, wo diese Beschlussvorlage aufgrund der Tatsache, dass es ein soziales Thema ist, eigentlich zur Abstimmung hingehört hätte. Denn der Sozialausschuss ist dafür das entsprechende Fachgremium der Stadt, das mit seinem Beschluss dann eine Empfehlung an die Stadtverordnetenversammlung gibt. 

Diese Beschlussvorlage ist aber genau wenige Tage NACH meinem Artikel in der Stadt-Ratte veröffentlicht worden, nämlich am 24. Januar. 

Das ist doch schon sehr merkwürdig - oder? Da hat man extra ein Fachgremium für soziale Belange in der Stadt und da stellt sich diese Person lediglich vor - aber es wird nicht beschlossen, ob sie tatsächlich gewählt werden sollte oder nicht, sondern das "Huch, wir müssen die ja WÄHLEN" kommt erst NACH dem Stadt-Ratten-Artikel?

Und es ist ja noch nicht einmal so, dass man sagen könnte "OK, bis zum nächsten Sozialausschuss sind es noch zwei Monate, das dauert zu lange um es dann erst zu beschließen!" (wobei das nach all der Zeit auch egal wäre). Nein, gerade jetzt sind die beiden sogenannten "Sitzungsschienen" ganz dicht aufeinander,  der nächste Sozialausschuss ist am 28. Februar. Da hätte man locker dann die Beschlussvorlage auf die Tagesordnung nehmen können, damit das Fachgremium entscheiden kann. 

Aber... aus irgendwelchen Gründen wollte man jetzt regelrecht über das Knie brechen, dass genau diese Frau gewählt wird, die bislang mehr von Pferden und Katzen erzählt hat als von Behinderten. Noch etwas - in der Beschlussvorlage, über die gestern das erste Mal abgestimmt wurde, steht klipp und klar drin "Frau X ist auf der HFA-Sitzung anwesend, damit Fragen gestellt werden können". Sie war gestern aber nicht anwesend. 

Das ist zwar doof, aber das Leute, die auf Sitzungen angekündigt werden, nicht auftauchen, kommt ab und zu mal vor. Sie werden krank oder was auch immer. Nur - bislang wurde das immer auch bekannt gegeben und diese Person entschuldigt, damit jeder bescheid weiß, warum sie nicht da ist. 

Gestern? Kein Sterbenswort darüber, warum sie nicht anwesend ist, keine Entschuldigung, nix. Gewählt wurde nach dem Motto: "Wir kennen sie zwar nicht, wir wissen eigentlich auch nichts über ihre Qualifikation - aber wir wählen sie allein aus dem Grund, weil es Kritik gegen sie und das Vorgehen gegeben hat!". Wer MIR vorwirft, mein Verhalten wäre unfair, unterirdisch und absolut unangemessen - der hat alles das gestern mit seinem Verhalten noch locker getoppt. Das ist meine Meinung.

Es geht in Neuruppin nicht darum, dass es eine vernünftige Behindertenpolitik gibt, bei der die Betroffenen sachkundig und adäquat vertreten werden. Darum geht es ganz offensichtlich als Allerletztes. 

Und ja, damit gebe ich allen Recht, die immer schon gesagt haben "Die im Elfenbeinturm machen doch sowieso was sie wollen!". Mit einer Ausnahme, und die möchte ich ganz besonders hervorheben. Es gab ZWEI Leute gestern, die das Vorgehen der Stadt NICHT richtig gefunden haben und sich für den Arbeitskreis barrierefreie Stadt eingesetzt haben. Das waren Frau Funk und Herr Ballast von Pro Ruppin. Dafür musste gerade Frau Funk, die ja nun wirklich fast täglich mit den Problemen für Menschen mit Rollatoren, Rollstühlen etc. hier zu tun hat, enorm viel Schimpfe von anderen weiblichen Stadtverordneten einstecken. 

Es ist schon echt merkwürdig, wenn ausgerechnet von Pro Ruppin Rückhalt für den schon bestehenden Arbeitskreis und seiner Fachkompetenz kommt und nicht von allen, die in allen Werbeslogans sich mit dem Wort "sozial"  schmücken und alle bis auf Pro Ruppin eine Person wählen, die sie selbst zum größten Teil nicht einmal kennen und wo der eigentliche Fachausschuss mit einer Beschlussfassung sogar übergangen wurde. Genau so merkwürdig ist es, dass diese Person seit 2015 in der CDU ist, die sie vorgeschlagen hat - und diese Partei nachweislich von der Existenz des Arbeitskreises schon vor dem letzten Sozialausschuss wusste - aber diese Person angeblich nichts von dem bestehenden Arbeitskreis wusste. Dieser Arbeitskreis, der sich vor vielen Jahren aus einer Initiative der Stadt gegründet hat, verschickt so ziemlich jeden Monat Sitzungsprotokolle an jede Fraktion und alle anderen, die so ein Protokoll haben wollen um auf dem Laufenden zu sein, was die Belange von Behinderten hier in der Stadt angeht. 

Und die wussten also tatsächlich seit rund zwei Jahren trotz Präsenz in den Sitzungen und der Protokolle nicht, dass es einen Arbeitskreis barrierefreie Stadt Neuruppin gibt?  Denn das steht so sogar in den öffentlichen Sitzungsunterlagen des Sozialausschusses.

Ich weise noch mal auf den geänderten Header hin.

Und danke an alle, die mich immer gewarnt haben.Wieder ein bisschen schlauer. 



Nachsatz...

Warum schreibe ich hier nicht den Namen der Frau (und im vorherigen Thread auch nicht)? Ja, könnte ich. Locker... aber ich tue es (bislang übrigens, das kann sich ja irgendwann noch mal ändern) aus einem ganz bestimmten Grund nicht und der heißt kurz und knackig SEO. Oder gerne auch "google". SEO heißt eigentlich "Suchmaschinenoptimierung". Was nicht mehr und nicht weniger bedeutet als wenn man einen Begriff bei google oder so eingibt, dass die Suchmaschine alles zu dem Begriff aus dem WWW heraussucht.  Würde ich den Namen also hier ausschreiben oder auch im vorherigen Beitrag, dann würde Google diese Beiträge anzeigen, wenn jemand nach ihr sucht. Das ist dann ein bisschen hässlich, wenn mehrere eher negative Beiträge zu einer Person erscheinen, einfach nur, weil die sich vielleicht völlig verpeilt hat. Oder weil ihr sonstwas für Sachen erzählt worden sind, die so nicht stimmen, die sie aber vielleicht geglaubt hat und dann ganz böse reingefallen ist. Sie verdient ihr Geld damit, dass Leute jemanden wie sie suchen und beauftragen. Und je mehr negative Sachen über sie zu finden sind, desto blöder steht sie da. Deshalb nenne ich hier ihren Namen nicht, denn ich denke, der Scherbenhaufen ist schon groß genug für sie.