Donnerstag, 25. Januar 2018

Fontane.00


Gestern war ja Kulturbeirat. Damit ist die Sitzungsschiene dieses Jahr eingeläutet, nächste Woche ist dann der „Ausschuss für alles, was nicht niet- und nagelfest anderswo untergebracht werden kann“. Also Soziales, Ordnung, Kultur, Schulen, Sport, Senioren, Feuerwehr und anderes Gedöns, das halt nirgends anders reinpasst.

Im Kulturbeirat gibt es dafür dann oft irgendwelche Mitteilungs- oder Beschlussvorlagen. Bei Mitteilungsvorlagen darf man sich halt anhören oder auch durchlesen, was die Stadt so zu einem bestimmten Thema zu sagen hat und wie sie entschieden hat. Bei Beschlussvorlagen ist es fast ähnlich, nur dass da die Stadt nicht beschließt, sondern die Stadtverordneten. Und dass so eine Beschlussvorlage dann durch einige Ausschüsse geht und oft noch so fleißig daran rumgeändert wird, das am Schluss bei der ganz allerletzten endgültigen Abstimmung manch einer schon gar nicht mehr weiß, was er da eigentlich jetzt genau abstimmt. Wenn es ihn wirklich interessiert, fragt er dann nach, wenn nicht hebt er so ein Kärtchen. Oder eben auch keines.

"Hinter mir liegt ein Korridor mit einem "Hier" und trägt mir so unbalsamische Luft zu, dass ich Kopfweh habe und vor Ekel nichts essen kann". (Fontane in Krummhübel über das Klo)

Gestern ging es um Projekte, die nächstes Jahr zum Fontanejahr stattfinden. Diese Projekte wurden mit kurzen Projektbeschreibungen bei der Stadt von den Leuten, die sie machen wollen eingereicht und mit einer gewünschten Fördersumme versehen. Das bedeutet nicht, dass die Projektleute diese Summe dann auch komplett bekommen – denn sie müssen immer auch einen Teil an Eigenkapital aufbringen und dann wird darauf anteilig die Fördersumme ausgerechnet. 

So, das mal als graue Theorie. Ein paar Projekte wurden gestern kurz vorgestellt. Aber genau das Projekt, das eigentlich jetzt schon mein auserkorenes Lieblingsprojekt  nicht. Gut, ist nicht so schlimm, ich hätte ja auch nachfragen können. Aber damit hätte ich unserem Hauptdarsteller vielleicht die Show gestohlen und das wollte ich ja auch nicht.

Mein Lieblingsprojekt für nächstes Jahr ist „Schöner scheißen mit Fontane“. Okay, das wir ein bisschen anders formuliert, aber letztlich ist „Schöner scheißen mit Fontane“ der viel aussagekräftigere Titel dafür und jeder ahnt sofort so halbwegs, worum es geht. Nein, es geht nicht um das Retro-Toilettenpapier aus bedruckten Zeitungsseiten – sondern um Toilettentüren, die mit stylisch umgesetzten Fontane-Zitaten verschönert werden sollen!

Leider ist nicht ersichtlich, ob da auch quasi in der Einflugschneise nach Neuruppin die Sanifair-Toiletten an den Autobahnen auf der Innenseite statt Geriatrie- oder Fensterwerbung dann Fontanesprüche in ihre Wechselrahmen bekommen, aber das wäre dann ja ohnehin schon wieder überregional und ein anderer Fördertopf.

Was kann Fontane froh sein, dass man ihn nicht Otto genannt hat! Denn beim Projekt „Schöner scheißen mit Fontane“ wäre dann der Begriff „Flotter Otto“ völlig neu zu interpretieren! Nachdem ich dann auf der Hunderunde vorhin noch die Klotüre vom Häuschen am Karl-der-Kurze-Platz (den irgendwie kaum jemand zuordnen kann, weil jeder „Postplatz“ sagt) fotografiert habe um hier dann für den Beitrag ein passendes Bild zu haben... ja, ich glaube, das wird ein sehr spannendes Projekt.

Was wohl auf den Türen dann für Zitate stehen? Ich bin ja schon am überlegen, ob es vielleicht dies ist: „Es läßt sich nichts erklopfen, der eine hat den Wein, der andere hat den Pfropfen, man muß zufrieden sein."  (klick mich, ich bin ein Link zu Zitaten) Oder vielleicht... „Tröste dich, die Stunden eilen und was dich drücken mag. Auch das Schlimmste kann nicht weilen und es kommt ein andrer Tag“? Vielleicht ja sogar das hier: „Lieber Einsamkeit und ein Buch und eine Zeitung als schlechte Gesellschaft, von der man nichts hat als Ärger und mitunter direkte Beleidigung“?

Wir werden es erfahren. Nächstes Jahr. Bei „Schöner scheißen mit Fontane“.

Nachtrag:

Fontane hat tatsächlich Toiletten beschrieben. In Briefen an seine Frau. Klar, Toilettenselfies gab es damals ja noch nicht und das Projekt sieht offensichtlich vor, 15 - 20 Toilettentüren (welche?) mit seinen Beschreibungen dieser Örtchen zu versehen. Oben mal ein Beispiel unter dem Foto. Sicherlich freut sich jeder, beim Toilettenbesuch, so "erKötzliche" Dinge zu lesen.

Ich sehe es so: Fontane war ein Mann. Männer pinkeln im Stehen. Zu dessen Zeit gab es Pissoirs und Plumpsklos und wo ging, haben Männer wie heute auch noch, sicherlich lieber zum pinkeln Bäume und Büsche benutzt anstatt stinkende Löcher womöglich mit Blick auf Mount Kacka. Endlich wird man mal denen gerecht, die sich der Ansicht sind:  "Scheiß-Kultur".

Erinnert habe ich mich gestern dann noch an den Film "Keinohrhasen" mit dem Spruch "Und immer schön aufs Schneewittchen!". Da war in der Kloschüssel ein Schneewittchen eingebrannt. Erfahrungsgemäß bleiben Männertoiletten auch deutlich sauberer, wenn in der Kloschüssel Zielscheiben aufgemalt werden (habe ich mal in einem Putzjob gemacht, weil mich der Zustand des Männerklos so angewidert hat und danach war es tatsächlich deutlich sauberer!). Sicherlich wäre statt der üblichen Zitate-Tassen-Souvenierst auch mal eine größere Schüssel mit Zitaten eine interessantere Version und sogar recht graffittifest. :-)