Gestern war ja Kulturbeirat. Damit ist
die Sitzungsschiene dieses Jahr eingeläutet, nächste Woche ist dann
der „Ausschuss für alles, was nicht niet- und nagelfest anderswo
untergebracht werden kann“. Also Soziales, Ordnung, Kultur,
Schulen, Sport, Senioren, Feuerwehr und anderes Gedöns, das halt
nirgends anders reinpasst.
Im Kulturbeirat gibt es dafür dann oft
irgendwelche Mitteilungs- oder Beschlussvorlagen. Bei
Mitteilungsvorlagen darf man sich halt anhören oder auch durchlesen,
was die Stadt so zu einem bestimmten Thema zu sagen hat und wie sie
entschieden hat. Bei Beschlussvorlagen ist es fast ähnlich, nur dass
da die Stadt nicht beschließt, sondern die Stadtverordneten. Und
dass so eine Beschlussvorlage dann durch einige Ausschüsse geht und
oft noch so fleißig daran rumgeändert wird, das am Schluss bei der
ganz allerletzten endgültigen Abstimmung manch einer schon gar nicht
mehr weiß, was er da eigentlich jetzt genau abstimmt. Wenn es ihn
wirklich interessiert, fragt er dann nach, wenn nicht hebt er so ein
Kärtchen. Oder eben auch keines.
"Hinter mir liegt ein Korridor mit einem "Hier" und trägt mir so unbalsamische Luft zu, dass ich Kopfweh habe und vor Ekel nichts essen kann". (Fontane in Krummhübel über das Klo) |
Gestern ging es um Projekte, die
nächstes Jahr zum Fontanejahr stattfinden. Diese Projekte wurden mit
kurzen Projektbeschreibungen bei der Stadt von den Leuten, die sie
machen wollen eingereicht und mit einer gewünschten Fördersumme
versehen. Das bedeutet nicht, dass die Projektleute diese Summe dann
auch komplett bekommen – denn sie müssen immer auch einen Teil an
Eigenkapital aufbringen und dann wird darauf anteilig die Fördersumme
ausgerechnet.
So, das mal als graue Theorie. Ein paar
Projekte wurden gestern kurz vorgestellt. Aber genau das Projekt, das
eigentlich jetzt schon mein auserkorenes Lieblingsprojekt nicht.
Gut, ist nicht so schlimm, ich hätte ja auch nachfragen können.
Aber damit hätte ich unserem Hauptdarsteller vielleicht die Show
gestohlen und das wollte ich ja auch nicht.
Mein Lieblingsprojekt für nächstes
Jahr ist „Schöner scheißen mit Fontane“. Okay, das wir ein
bisschen anders formuliert, aber letztlich ist „Schöner scheißen
mit Fontane“ der viel aussagekräftigere Titel dafür und jeder
ahnt sofort so halbwegs, worum es geht. Nein, es geht nicht um das
Retro-Toilettenpapier aus bedruckten Zeitungsseiten – sondern um
Toilettentüren, die mit stylisch umgesetzten Fontane-Zitaten
verschönert werden sollen!
Leider ist nicht ersichtlich, ob da
auch quasi in der Einflugschneise nach Neuruppin die
Sanifair-Toiletten an den Autobahnen auf der Innenseite statt
Geriatrie- oder Fensterwerbung dann Fontanesprüche in ihre
Wechselrahmen bekommen, aber das wäre dann ja ohnehin schon wieder
überregional und ein anderer Fördertopf.
Was kann Fontane froh sein, dass man
ihn nicht Otto genannt hat! Denn beim Projekt „Schöner scheißen
mit Fontane“ wäre dann der Begriff „Flotter Otto“ völlig neu
zu interpretieren! Nachdem ich dann auf der Hunderunde vorhin noch
die Klotüre vom Häuschen am Karl-der-Kurze-Platz (den irgendwie
kaum jemand zuordnen kann, weil jeder „Postplatz“ sagt)
fotografiert habe um hier dann für den Beitrag ein passendes Bild zu
haben... ja, ich glaube, das wird ein sehr spannendes Projekt.
Was wohl auf den Türen dann für Zitate stehen? Ich bin ja schon am überlegen, ob es vielleicht dies ist: „Es läßt sich nichts erklopfen, der eine hat den Wein, der andere hat den Pfropfen, man muß zufrieden sein." (klick mich, ich bin ein Link zu Zitaten) Oder vielleicht... „Tröste dich, die Stunden eilen und was dich drücken mag. Auch das Schlimmste kann nicht weilen und es kommt ein andrer Tag“? Vielleicht ja sogar das hier: „Lieber Einsamkeit und ein Buch und eine Zeitung als schlechte Gesellschaft, von der man nichts hat als Ärger und mitunter direkte Beleidigung“?
Wir werden es erfahren. Nächstes Jahr. Bei „Schöner scheißen mit Fontane“.
Nachtrag:
Fontane hat tatsächlich Toiletten beschrieben. In Briefen an seine Frau. Klar, Toilettenselfies gab es damals ja noch nicht und das Projekt sieht offensichtlich vor, 15 - 20 Toilettentüren (welche?) mit seinen Beschreibungen dieser Örtchen zu versehen. Oben mal ein Beispiel unter dem Foto. Sicherlich freut sich jeder, beim Toilettenbesuch, so "erKötzliche" Dinge zu lesen.
Ich sehe es so: Fontane war ein Mann. Männer pinkeln im Stehen. Zu dessen Zeit gab es Pissoirs und Plumpsklos und wo ging, haben Männer wie heute auch noch, sicherlich lieber zum pinkeln Bäume und Büsche benutzt anstatt stinkende Löcher womöglich mit Blick auf Mount Kacka. Endlich wird man mal denen gerecht, die sich der Ansicht sind: "Scheiß-Kultur".
Erinnert habe ich mich gestern dann noch an den Film "Keinohrhasen" mit dem Spruch "Und immer schön aufs Schneewittchen!". Da war in der Kloschüssel ein Schneewittchen eingebrannt. Erfahrungsgemäß bleiben Männertoiletten auch deutlich sauberer, wenn in der Kloschüssel Zielscheiben aufgemalt werden (habe ich mal in einem Putzjob gemacht, weil mich der Zustand des Männerklos so angewidert hat und danach war es tatsächlich deutlich sauberer!). Sicherlich wäre statt der üblichen Zitate-Tassen-Souvenierst auch mal eine größere Schüssel mit Zitaten eine interessantere Version und sogar recht graffittifest. :-)