Dienstag, 10. November 2015

Ich bin nicht der Kulturbeirat!!!


Ich habe ein bisschen länger über einige Dinge nachgedacht und auch mit ein paar Leuten gesprochen – und einen Entschluss gefasst. Zum Frühjahr hin werde ich meinen Platz im Kulturbeirat zur Verfügung stellen.

Es gab jetzt zwei Sitzungen, bei denen klar gestellt wurde, das die einzelnen Mitglieder des Beirates auch eine eigene Meinung haben, die sie auch als ihre eigene Meinung vertreten dürfen. In beiden Sitzungen betraf es mich. Weil ich als Bloggerin im Beirat bin und nicht, weil ich einen Chor leite, einen Kulturverein, nicht weil ich Male oder was auch immer. Nein, weil ich den Leuten erklären möchte, wie Sachen hier funktionieren, weil ich auch mal darauf hinweise, was so gar nicht geht, deshalb musste zweimal klar gestellt werden, das wir in einem Land mit Meinungsfreiheit leben. Weil es Leute gibt, die die Wörter „meine eigene Meinung“ anscheinend weder lesen noch begreifen können oder wollen. Vielleicht mitunter, weil sie dann mit ihren eigenen Schwächen und/oder Fehlern konfrontiert werden, wo es doch so viel einfacher ist, mit den Fingern auf andere Menschen zu zeigen.

Es gibt verschiedene Arten zu bloggen. Wer sich in der Bloglandschaft umsieht, findet Blogs, die Zeitschriften angehören. Es gibt Blogs, die sich auf Affilaite-Werbung / Produkttests spezialisiert haben. Andere Blogger haben ihren Schwerpunkt bei Landschaftsfotos und setzen wenig Text ein, andere arbeiten eher wissenschaftlich und wieder andere haben einen ganz privaten Blog nur für ihre Familie oder nutzen ihr Internettagebuch um über ihr privates Leben zu berichten.

Blogs gehören zu unserer Medienlandschaft, die sich in den letzten Jahren enorm gewandelt hat, dazu. Mit der ansteigenden Masse an Blogs ist aber nicht nur die Vielfalt gewachsen, sondern zum Beispiel auch der rechtliche Hintergrund. Welche Blogs sind als privat zu betrachten – und welche sind schon journalistisch anzusehen und unterliegen damit weit höheren Anforderungen am Drumherum – und ab wann wird es gewerblich? Das nicht jeder Mensch mit so einem Wandel klar kommt, verstehe ich – und die Kehrseite der digitalen Medien ist das Ausbluten der Printmedien. Also der Zeitungen und Zeitschriften. Dort wird seit vielen Jahren immer mehr gespart und das, was früher als kleines, regionales Verlagshaus existieren konnte, wurde irgendwann von einem Großkonzern geschluckt – oder hat sich zu einem entwickelt. Die Folgen sind auch, das für die einzelnen Regionen überall in Deutschland letztlich immer weniger Platz in den Zeitungen zur Verfügung steht.

Wenn Zeitungen immer weniger Platz haben um über Dinge vor Ort zu berichten und es mitunter auch klare Anweisungen gibt, wer bitte was wie zu schreiben hat wenn man an seinem Job hängt, dann kann man sich überlegen, ob man das gut findet. Und was eigentlich die Auswirkungen sind, die sich nach und nach schleichend einstellen. Um sich eine Meinung zu bilden, ist es immer wirklich gut, sich verschiedene Sichtweisen zu einer Sache anzuhören. Egal ob das Kind nach Hause kommt und heult, weil jemand es gehauen hat oder ob es um eine existenzielle medizinische Behandlung geht. Das ist im Kern völlig egal. Es geht nicht darum, allein die „Verpackung“ einer Sache zu beurteilen, egal ob ein schickes Auto oder ein Verwaltungsvorgang. Denn wir selbst wollen ja auch nicht nur auf unser Äußeres reduziert werden, sondern sind viel mehr als das.


Unter anderem deshalb blogge ich. Und weil ich blogge um vielen Menschen auch mal andere Sichtweisen aufzuzeigen oder ihnen etwas zu erklären, ist meine Art des bloggens mehr oder minder journalistisch. Auch wenn ich selbst keine Journalistin bin. So etwas gehört ebenfalls zur sich wandelnden Medienlandschaft – das solche Grenzen verschwimmen. Wenn meine Bloggerei aber mehr und mehr journalistisch ist und ich damit auf der einen Seite auch entsprechende gesetzliche Auflagen (!!!) habe, so steht mir auf der anderen Seite auch die Freiheit zu, im Rahmen dieser Auflagen und Regeln zu berichten, worüber ich berichten möchte und was ich ggf. auch nachweisen kann. Damit sind wir wieder beim Anfang des Artikels – bei der Meinungsfreiheit.

Mir ist meine Meinungsfreiheit sehr wichtig und ich achte Meinungsfreiheit – und Meinungsfreiheit ist nicht rassistische und/oder menschenverachtende Hetze oder gar Aufruf zu Straftaten oder Gewaltverherrlichung, auch wenn einige Leute so etwas als Meinungsfreiheit verstehen (<- klick mich ich bin ein Link). Wir leben in einer demokratischen Rechtsform. Das ist zugegeben nicht immer ganz so ersichtlich. Aber Demokratie ist auch nicht ganz einfach. Denn in einer Demokratie ist jeder Einzelne letztlich gefragt. Wer wegschaut – ist nicht demokratisch. Wer den Staat und damit andere Bürger betrügt ist auch nicht demokratisch. Wer nicht wählen geht, aber sich ständig über die vorherrschende Politik beschwert und sagt: „Ich kann ja sowieso nichts ändern“ – ist letztlich auch nicht demokratisch. Denn selbst wenn ihn die vorherrschende Politik resigniert wäre es dann doch seine demokratische Pflicht, sich dafür einzusetzen, dass sich etwas ändert. In einer Demokratie gibt es nicht nur das „ICH“ - sondern vor allem auch „die Anderen“. Ich glaube, auch das haben viele Leute irgendwie vergessen. Oder zumindest, das „die Anderen“ mehr bedeutet als zwei Worte. Eigentlich bedeutet es, eine enorme innere Größe zu zeigen, weil man auch wenn es einem selbst vielleicht nicht in den Kram passt, sich die Meinungen, Argumente und Wünsche „der Anderen“ anhören und sie respektieren sollte. Egal wer sie sind und egal was sie sind. Das ist mitunter sehr, sehr schwer. Das schaffe ich auch nicht immer. Es ist ein Lernprozess und das ist auch gut so.

Was so gar nicht geht, sind Versuche mir einen irgendwie gearteten Maulkorb zu verpassen. Egal wie nett und blumig der ist und wie gelehrt und mit welchen – Scheinargumenten der begründet wird und wie sehr versucht (und geschafft!!!) wird, dafür andere Leute zu beeinflussen. Und wenn eine Gruppe sich letztlich dafür entschuldigen ODER erklären muss, das wir eine Meinungsfreiheit des Einzelnen haben, weil ich mir aus einer Vielzahl von ganz unterschiedlichen Erzählungen und eigenen Erlebnissen eine eigene Meinung gebildet habe und die auch vertrete, dann läuft erst recht etwas ganz gewaltig schief. Wenn jemand kommt und mir sagt: „Ich habe den Eindruck, Sie möchten sich hier für viele Leute einsetzen und nicht nur für Ihre eigenen Ideen...“ und das als eher unpassend empfindet, frage ich mich, in was für einer Gesellschaft wir leben, wo man sich nicht auch für andere Menschen einsetzen darf, wenn es eben nicht um Kinder, sozial Schwache und Flüchtlinge geht. Auf Facebook wurde mir übrigens letztens unterstellt, ich wäre Pressesprecherin der Stadt, weil ich auch oft Sachen die mit der Verwaltung einer Stadt zu tun haben, erkläre. Das darf ich übrigens öfters lesen. Bin ich nicht. Das ist Frau Ott. Genauso, wie ich Dinge gut finde, die in der Verwaltung laufen, gibt es auch Sachen, die eben nicht gut laufen und die ich blöd finde. Und ich weiß, einige Leute im Rathaus sehen das bei mir mit der Bloggerei genau so. Manchmal schreibe ich gute Sachen, manchmal blöde Sachen. Über das Museum schreiben und nicht "juhuuuu, wie toll ist doch alles und wie unglaublich klug alle Leute dort sind" zu jubeln gehört zu den blöden Sachen.


Wir leben in einer Zeit, wo es noch normaler als früher ist, die eigenen Fehler auf andere Menschen abzuwälzen. Das ist einfach, das ist bequem. Das sichert den Arbeitsplatz und mindert die kritischen Anfragen. Manchmal merkt man erst auch viel später, das man einen Fehler gemacht hat. Indem man sich vielleicht auf die blumigen Worte von jemanden verlassen hat, der einem immer erzählt hat, wie toll er alles im Griff hat, das alles ganz wunderbar läuft... auch wenn eigentlich alles langsam aber sicher aus dem Ruder läuft, weil er sich komplett übernommen hat. Es ist das Eine, ein Haus nur für sich selbst zu bauen. Es ist das Andere, ein Haus für viele Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen zu bauen, die möglichst alle zu berücksichtigen sind, weil man nie weiß, wann wer auftaucht und allen Leuten, die sonst immer auch dafür gesorgt haben, das alles glatt läuft, in den Hintern zu treten.

Während in der freien Wirtschaft solche Menschen angezählt werden und mitunter schneller ihre Position verlieren, als sie gucken können – in einer Verwaltung bleiben sie, pochen auf ihre Rechte, lassen sich feiern und bedienen, rennen bei Gegenwind zu ihren Vorgesetzten um sich auszuheulen und jammern herum, wenn man sie „öffentlich anzählt“. 

Ja, weil alles andere halt bislang nichts gebracht hat! Das belegen doch immer und immer wieder viele Berichte von ganz unterschiedlichen Menschen! Dann wird eben die Öffentlichkeit informiert, wer sich da auf ihre Kosten was leistet, denn die Öffentlichkeit bezahlt letztlich durch Steuergelder so eine Stelle. So sehe ich das.

Jeder ALG2-Empfänger muss alle halbe Jahre nachweisen, das er sich an Regeln hält, weil er von Steuergeldern lebt. Hält er sich nicht dran, gibt es Sanktionen. Aber wer dann aus Steuergeldern finanzierte Verwaltungsposten hat genießt Narrenfreiheit und denkt sich, alle können ihn mal an den Füßen lecken, da er auf der Einkommensschere auf der „gutes Einkommen“-Seite sitzt? Dagegen habe ich etwas, denn das ist unsozial und egoistisch.


Wir leben in einer Zeit, wo Neuruppin stolzes Mitglied bei Transparency International ist. Die Definition von Transparency International zum Thema Korruption ist: „Korruption ist der Mißbrauch anvertrauter Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil“. Das kann man sehr weit auswalzen wenn man will. Denn sich seinen Job zu sichern indem man Leute ignoriert und Kritiker versucht, mundtot zu machen, ist irgendwann doch sehr privat. Und wenn es darum geht, in letzter Minute mal wieder einen Termin abzusagen um mehr Zeit für sein Privatleben zu haben oder sich vielleicht (← ich weise extra mal darauf hin, dass dieses Wort zur Betonung kursiv geschrieben ist) in seiner Freizeit Vorteile zu verschaffen, weil man als Museumsleiter in einem Verband ist, dessen dreistellige Mitgliedschaftsgebühr aus öffentlichen Geldern extra finanziert wird. Übrigens zum Thema „Kooperation und Forschung“ nichts im Sachstandsbericht. Da wird in erster Linie aufgelistet, was alles wundersamer Weise noch in eineinhalb Monaten fertig sein soll und das ist eine ganze Menge.

Wenn ich also nur so kritisch Dinge hinterfragen kann, wenn ich nicht mehr Mitglied im Kulturbeirat bin, ist doch die logische Schlussfolgerung: ich gehe dort raus. Denn natürlich ist es ein tolles Ehrenamt. Aber eben nicht um den Preis der Meinungsfreiheit oder den, das der Vorstand des Kulturbeirat sich dafür in irgendeiner Art und Weise rechtfertigen muss oder man sich bemüht, ihn gegen mich zu beeinflussen. Ich bin nicht (← bitte auch hier beachten, dass dieses Wort aus Betonungsgründen kursiv geschrieben ist!) Sprecherin des Beirates. Ich schreibe die Protokolle und die Einladungen, lasse sie vom Vorsitzenden abnehmen und verschicke sie. Oder auch: ich bin diejenige, die jedes Mal viele Stunden Arbeit hat während andere Leute Fernsehen gucken, Däumchen drehen und sich freuen, das jemand ihnen so ziemlich jede Arbeit abnimmt.

Da ich denke, das die Bürger ohnehin viel zu wenig mitbekommen, was eigentlich so in der Stadt los ist, wie etwas funktioniert und wo es aus welchen Gründen Probleme gibt, schreibe ich auch über einige Sachen, die im Kulturbeirat öffentlich besprochen werden. Denn vergessen wird, der vertritt nicht nur die Interessen der Leute die ihm angehören, sondern auch die der anderen Kunst- und Kulturschaffenden! Er ist bürgerschaftliches Engagement und als solches für die Bürger da! Ähnlich ist es mit dem Blog. Er ist auch eine Form von bürgerschaftlichem Engagement. Ich bekomme kein Geld dafür, ich investiere es höchstens – ich bekomme die Zeit die ich für das Recherchieren, Besuchen von Sitzungen und das Schreiben und ggf. Zeichnen brauche von niemandem bezahlt. Da ich aber Geld vom Staat bekomme ist es meine Form, dafür auch etwas in einem mir möglichen Rahmen zu leisten – und das ist mehr, als viele andere Leute tun.

















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