Donnerstag, 27. April 2017

Bürger der Holzklasse...



Übrigens war ja Sozialausschuss. Oder besser: dieser Ausschuss, wo alles das, was woanders keinen Platz hat, reingestopft wird. Wie in so eine Restmülltonne, wo alles reinkommt, was nicht in Papier-, Plaste- oder Biotonne passt. Falls jetzt jemand denkt: „Da gibt’s auch noch Glascontainer...“ - die stehen in diesem Fall für die ganzen abgeschafften Ausschüsse und Beiräte. Aus den Augen, aus dem Sinn und was sich da irgendwie zu den Themen ansammelt, wird halt irgendwann irgendwo mit reingestopft – oder eben auch nicht.

Es ist nun die mindestens dritte oder vierte Sitzung, an der Doreen Beier und Christian Pees vom Arbeitskreis barrierefreie Stadt Neuruppin nicht teilnehmen können. Nicht etwa, weil sie selbst irgendetwas anderes vorhatten - nein. Weil der Fahrstuhl, der zumindest das Rathaus A etwas barriereärmer machen soll, seit Wochen kaputt ist. Und weil das wohl noch ein paar Wochen so bleibt, werden Sie wohl auch an den nächsten Sitzungen im Rathaus nicht teilnehmen können.

Ziemlich doof, vor allem, weil sie gerne etwas zum Thema barrierefreier Internetauftritt der Stadt Neuruppin gesagt hätten. Denn das die Internetpräsenz der Stadt dann neu gestaltet wird und auch Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen zugänglich gemacht wird, war ein Antrag der Linken. Da Christian und Doreen viel Erfahrener sind und sich dazu laut Frau Gussmann auch gerne geäußert hätten, was aber eben nicht ging, weil deren Rollstühle nun mal Rollstühle mit Bodenhaftung und keine flugtauglichen Jetpacks sind, mit denen man durchs Treppenhaus kreiseln könnte...

Nächste Woche ist Bau- und Wirtschaftsausschuss. Dort sind sie auch eigentlich jedes Mal präsent... tja. Ich weiß auch nicht was der Mist mit dem Fahrstuhl soll. Schön, dass jeder Andere, der Lust auf die Sitzung hat, die Treppe benutzen kann. Für den BWA könnte man dann dieses Mal ganz praktisch und superschnell irgendwelche Seniorensachen auf den Tisch bringen. Denn alle diejenigen, die auf Rolli, Rollator oder so angewiesen sind oder die einfach die Treppe bis unters Dach nicht schaffen, weil vorher ihr Herz kollabieren würde, können ja nicht dabei sein um sich zu wehren. Das wäre doch enorm praktisch und man könnte von Seiten der Stadt immer sagen: "Na ja, die Sitzung war ja öffentlich, wenn keiner kommt und etwas sagt, können wir ja auch nix machen!". Toll.

Wenn Neuruppin so einen Bahnhofs-Flair bekommt. Aufzüge monatelang kaputt, Rollifahrer etc. dürfen zum Teil mehrere Stunden Umwege fahren um ihr Ziel zu erreichen oder sie haben halt Pech gehabt. Ich überlege gerade, ob man nun ganz Otis Redding-mäßig jetzt auf den Fahrstuhl pfeiffen soll oder ob der auf Schindlers (Reparatur-)Liste steht. beides sind übrigens Aufzugherstellerfirmen.  * grübel * Irgendwie hat der Arbeitskreis (nein, eher ich...) dann der Stadt wohl sehr mächtig in die Suppe gespuckt, dass der Zugang für Rollifahrer und anderweitig mobil beeinträchtigte Menschen zum Rathaus wohl noch etwas länger unter das Motto: "Pech gehabt, Bürger der Holzklasse!" fällt. Könnte man ja zumindest mal so denken... 



Nachtrag... ich bin darauf hingewiesen worden, dass mit dem kaputten Aufzug auch das Bürgerbüro für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen nicht zu nutzen ist. 
Das stimmt, aber unbestätigten Gerüchen zufolge hat die Stadt zumindest hier dann schnell, unbürokratisch und voll unkonventionell Abhilfe geschaffen und berät mobilitätseingeschränkte Bürger im Behinderten-WC im Keller, das nach wie vor zugänglich ist. Das nennen die ganz bürgerfreundlich "Sitzungsdienst" und die Termine findet man auf der Internetseite der Stadt Neuruppin unter dem Schlagwort "Sitzungsdienst". 

Wenigstens was...


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